Schutzwesten und Pfefferspray: Rettungsdienst rüstet auf

Bremen (rd_de) – Immer mehr Einsätze, immer mehr aggressive Patienten. Im Rettungsdienst kommt es beinah täglich zu Übergriffen gegenüber RTW-Besatzungen. In Deutschland und der Schweiz wird daher diskutiert, wie die Sicherheit der Rettungskräfte verbessert werden kann und ob der Einsatz von Ausrüstung wie Schutzwesten oder gar Reizstoffsprühgeräten (Pfefferspray) sinnvoll ist. Welche Lösungen es bereits gibt und welche Argumente gegen Zusatzausrüstung sprechen.

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Einsatz von Schutzwesten für den Rettungsdienst

Der Einsatz von stich- und/oder schusssicheren Westen im Rettungsdienst ist nach wie vor umstritten. Doch die Gewalt gegenüber Rettungskräften nimmt immer mehr zu. Nach mehreren Übergriffen entschlossen Rettungsdienstmitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Nürnberg sich 2011 für die Beschaffung von stichsicheren Westen.

Von den Krankenkassen werden die Kosten für die Schutzwesten im Rettungsdienst derzeit noch nicht getragen. Deshalb gingen die Einsatzkräfte in Nürnberg für den Kauf der Stichschutzwesten in Vorkasse. Das BRK kündigte aber an, ihren Mitarbeitern ihre Auslagen in Höhe von etwa 100 Euro zu erstatten.

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Peter Hausl, damaliger Bereichsleiter Rettungsdienst des BRK, stellte gegenüber rettungsdienst.de klar: „Wir wollen nun zuerst einmal die Dienststellen zu gewalttätigen Übergriffen auf Rettungsdienstpersonal befragen, um uns ein Bild von der Lage machen zu können.“ Danach könne man prüfen, ob es Gebiete gibt, in denen der flächendeckende Einsatz von Stichschutzwesten angemessen erscheint.

In der Gemeinde Laufach (Kreis Aschaffenburg) beschafften die First Responder aus der Freiwilligen Feuerwehr ebenfalls stichhemmende Schutzwesten. Unter der Einsatzjacke seien diese nicht zu erkennen und würden daher auch keine Angriffe provozieren.

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Auch in Nordrhein-Westfalen wird der Einsatz von Schutzwesten in Erwägung gezogen. Nach den massiven Übergriffen auf Rettungskräfte zum Jahreswechsel 2018 (u.a. “Spiegel Online” berichtete) sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) gegenüber der “Westdeutschen Allgemeinen Zeitung” man werde “über alle Mittel nachdenken, die geeignet sind, gerade unsere ehrenamtlichen Retter zu schützen. Dazu können auch Schutzwesten gehören.”

Weiterhin forderte der DRK-Kreisverband Torgau-Oschatz vom Landratsamt Nordsachsen die Anschaffung von Stichschutzwesten auf Rettungswagen (RTW) und Notarzteinsatzfahrzeugen. Eine entsprechende Petition scheiterte jedoch. Aus dem Landratsamt hieß es, dass es keine passende Rechtsgrundlage im Freistaat Sachsen gebe. Unklar sei demnach, ob Schutzwesten als Arbeitskleidung oder Inventar gelten. Für Arbeitskleidung müsse schließlich der Träger des Rettungsdienstes aufkommen und nicht der Kreis.

Ausbildung in Deeskalation statt Schutzwesten

Doch nicht überall sind die Notfallsanitäter, Rettungsassistenten und Rettungssanitäter davon überzeugt, dass Schutzwesten als Teil der Rettungsdienstbekleidung oder als zusätzliche Ausrüstung auf RTW sinnvoll sind: Retter in “Rüstungen”, so die Befürchtung, könnten Aggressionen noch weiter begünstigen.

Die Innenministerien der Länder Bremen und Bayern sowie die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) sprechen sich gegen die Nutzung von stich- bzw. schusssicheren Westen aus.

Die DGUV-Information 205-027 zählt fünf Punkte auf, die gegen das standardmäßigen Tragen bzw. Mitführen von Schutzwesten sprechen:

  1. Einsatzkräfte des Rettungsdienstes werden durch das Tragen von Schutzwesten von potentiellen Angreifern oftmals dem Bereich der Ordnungskräfte (z. B. Polizei, Sicherheitsdienst) zugeordnet. Sie werden somit zum bevorzugten Ziel von Übergriffen.
  2. Das Tragen von Schutzwesten suggeriert in der Regel ein subjektives (falsches) Gefühl von Sicherheit. Das kann die Einsatzkraft dazu verleiten, in Konfliktsituationen eher offensiv zu reagieren, anstatt sich wie angewiesen soweit möglich frühzeitig aus einer Bedrohungslage zurückzuziehen.
  3. Nicht jede Art von Schutzweste schützt gleichermaßen. Es gibt erhebliche Unterschiede im Schutzniveau in Bezug auf die Art der Tatwaffe (z. B. Kaliber der Schusswaffe, Art der Stichwaffe). Es gilt: Je höher der Schutz, desto schwerer die Schutzweste.
  4. Schutzwesten bieten keinerlei Schutz bei Angriffen mit Schuss- oder Stichwaffen die gegen den Kopf, den Hals, die Extremitäten und den Unterleib geführt werden. Das Risiko auch beim Tragen einer Schutzweste bei einem Angriff mit einer Schuss- oder Stichwaffe schwer oder gar tödlich verletzt zu werden, ist weiterhin erheblich.
  5. Schutzwesten können je nach Bauart, Hersteller oder Schutzniveau durchaus schwer sein und damit die Bewegungsfreiheit und körperlichen Handlungsmöglichkeiten einschränken. Bei warmer Witterung erhöhen sie die Gefahr eines Hitzestaus im Körperstamm. Das dauerhafte Tragen von belastender Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) stellt zusätzlich einen nicht unerheblichen psychischen Belastungsfaktor dar.

Stattdessen nennt der Bremer Senat als Antwort auf eine Kleine Anfrage, dass als wesentlicher Grundsatz in Gefahrensituationen immer der Versuch der Deeskalation und im Zweifel der Rückzug gelten sollte. Im Rettungsdienst wird daher die Forderung zu entsprechender Fortbildung laut. Die Ausbildung zum Notfallsanitäter beim DRK Bildungswerk Sachsen beispielsweise beinhaltet extra einen Schwerpunkt Gewaltprävention und Deeskalation.

Welche Maßnahmen Sie zur Deeskalation treffen können: Gewalt im Rettungsdienst: 5 Hinweise zur Prävention 

Pfefferspray für Schweizer Rettungsdienst

Symbolfoto: Brändli

Aggressive Übergriffe auf Rettungswagen-Teams gehören vor allem in Großstädten beinahe zum kalkulierten Risiko. Das Problem ist allerdings nicht auf Deutschland begrenzt. Auch in der Schweiz beobachtet man die sinkende Hemmschwelle, auf Rettungssanitäter loszugehen, mit Sorge.

Die Abteilung “Schutz und Rettung” des Polizeidepartments in Zürich registrierte allein im ersten Quartal 2010 rund 90 Übergriffe auf Sanitäter und leitete Gegenmaßnahmen ein: Neben Fortbildungsangeboten wie einem Deeskalationstraining dürfen sich die Rettungssanitäter in Zürich auf freiwilliger Basis mit Pfefferspray ausrüsten. “Es handelt sich dabei um das gleiche Spray, wie es die Polizei verwendet”, erklärt Roland Portmann, Sprecher von “Schutz und Rettung” in Zürich. Voraussetzung ist, dass die Sanitäter hierfür die gleiche polizeiliche Ausbildung zum sicheren Einsatz des Sprays durchlaufen. Zudem muss jeder Einsatz des Sprays schriftlich dokumentiert werden.

“Bislang haben wir damit gute Erfahrungen gemacht”, weiß Portmann. Das Spray wird sichtbar am Gürtel getragen. “Längst nicht alle Sanitäter tragen Pfefferspray bei sich. Die Meinungen sind hierzu geteilt. Die Mitarbeiter sind frei, das selbst zu entscheiden.”

Derzeit wird auch in Zürich über die Einführung von Schutzwesten nachgedacht. Portmann: “Sanitäter, die das wünschen, werden die Schutzwesten von uns beziehen können. Die Kosten trägt selbstverständlich der Dienstgeber.”

Alles Wichtige zum Thema “Gewalt gegen Polizei und Rettungsdienst” finden Sie jetzt in einem eDossier, das hier heruntergeladen werden kann.

(Text: Lars Schmitz-Eggen, Chefredakteur Rettungs-Magazin & Nils Sander, Volontär Rettungs-Magazin; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 13.07.2018)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hmm als nächstes dürfen wir dann wieder Schwerter oder Schlagstöcke führen und danach bekommen wir Handfeuerwaffen oder? Je mehr agression man mitbringt desto eher eskalieren Situationen. Ich denke mit Deeskalationtrainings und Angebote für Selbstverteidigung wären hier eher angebracht als das Aufrüsten von Rettungsdienstpersonal.

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  2. In Südafrika ist eine Ausstattung mit ballistischen Westen und Helmen, sowie mit Handfeuerwaffen bereits gang und gebe. Solche Zustände gipfeln hoffentlich nicht hier in Deutschland. Gegen Schutzwesten ist generell nichts entgegen zu setzen, hingegen ich Pfefferspray für schwierig halte.

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  3. Ist das nun ein Investmenttipp? Sollte man in DuPont-Aktion (ISIN: US2635341090) investieren? Diese Hersteller-Aktie wird wohl steigen, wenn für alle Sanis in Europa diese Kevlar-Westen angeschafft werden. 😉

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  4. Lieber DarkListener,
    anscheinend hatten sie bisher das Glück von schweren körperlichen Übergriffen verschont zu bleiben.
    Leider gibt es heute ein gewisses Klientel, dass es gezielt auf eine körperliche Konfrontation anlegt.
    Reizgas oder ähnliche Abwehrmittel sollten immer natürlich immer ein Mittel der letzten Wahl bleiben und sehr zurückhaltend eingesetzt werden, können aber im Erstfall einem die Haut retten.
    Selbstverständlich sollte in dem Rahmen auch ein Deeskalationtraining / Schulung zur waffenlosen Selbstverteidigung stattfinden.
    Ob die Kollegen Reizags führen – oder auch nicht, sollte selbstverständlich jeder für sich selbst entscheiden.

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  5. Zuerst einmal sind Pfefferspray und Reizgas zwei Paar Stiefel. Vielleicht rettet einem der Einsatz eines solchen Mittels eventuell mal die Haut. Die Praxis zeigt, dass sich solche Abwehrmittel in der Hand von Ungeübten häufig gegen den Anwender selbst richten (z.B. durch Entreißen). Die handelsüblichen Pefeffersprays sind im Übrigen ausschließlich zur Abwehr von Tieren zugelassen, die bei der Polizei eingesetzten Sprays haben in Privathand nichts verloren. Das Führen auf irgendwelchen dunklen Kanälen beschaffter (polizeilicher) Pfeffersprays stellt einen Verstoß gegen das Waffengesetz dar.
    Mit der Beschaffung eines solchen Abwehrmittels wäre es zudem bei weitem nicht getan. Nicht nur die sichere Anwendung in der akuten Stresssituation muss ständig geübt werden, sondern vor allem auch einsatztaktische Aspekte. Diese sind für den Ausgang des Konfliktes maßgebend.
    Genauso wie bei medizinischen Entscheidungen ist vor potentiellen Einsatz solcher Mittel in sehr kurzer Zeit eine sorgfältige Güterabwägung notwendig, über die sich der Staatsanwalt im Nachhinein wochenlang Gedanken machen kann.
    Auch wenn das Recht sich selbst und andere im Rahmen von Notwehr bzw. Nothilfe zu Verteidigen unstrittig ist, birgt der Einsatz bzw. das Führen solcher Mittel immer auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr.

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  6. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Rettungsassistentinnen und -assistenten!
    In der Zeitschrift “Rettungsdienst” letzte oder vorletzte Ausgabe wurde dieses Thema abgehandelt: Auch wenn Schutzwesten und Sprays einem eine gewisse Sicherheit geben, finde ich Deeskalation oder Rückzug die bessere Lösung. Wofür haben wir eine Polizei??? Vielleicht ist im Bundesland Bayern noch alles friedlicher?!! Zum Glück hatte ich in 16 Jahren Notarztdasein noch keine aggressiven Patienten.
    Mit kollegialem Gruß
    Peter

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  7. Deeskalations- und Selbstschutztrainings MÜSSEN vom Arbeitgeber angeboten werden, für alle Personen die berufsmäßig häufigen Umgang mit aggressivem Klientel haben! Das forden die Berufsgenossenschaften und es ergibt sich zwingend aus den Bestimmungen des Arbeitsschutzgesetzes.

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  8. Tatsache ist, dass sich die Leute, die sich Westen kaufen, scheinbar ihren Beruf verfehlt haben, schlecht in Gesprächsführung geschult sind und ein viel zu großes Ego haben. Der Rettungsdienst ist keine Polizei.
    Eigenschutz geht vor. Da helfen schnelle Füsse mehr!
    Schutzwesten schützen auch nicht vor Stichen auf den Hals, Oberschenkel oder Arme. Sie suggerieren Aggression.

    Auf diesen Kommentar antworten
  9. @ SH: Wenn sie den Text aufmerksam gelesen hätten, wäre ihnen folgender Abschnitt sicher nicht entgangen:

    “Neben Fortbildungsangeboten wie einem Deeskalationstraining dürfen sich die Rettungssanitäter in Zürich auf freiwilliger Basis mit Pfefferspray ausrüsten. „Es handelt sich dabei um das gleiche Spray, wie es die Polizei verwendet“, erklärt Roland Portmann, Sprecher von “Schutz und Rettung” in Zürich. Voraussetzung ist, dass die Sanitäter hierfür die gleiche polizeiliche Ausbildung zum sicheren Einsatz des Sprays durchlaufen. Zudem muss jeder Einsatz des Sprays schriftlich dokumentiert werden.”

    -Eine Schulung, wie hier beschrieben sollte natürlich im vorhinein stattfinden.

    -Die Polizei verwendet überigends TW1000-Reizstoffsprühgeräte die an den normalen Bürger frei verkauf werden 😉

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  10. Gesprächsführung? Deeskalation?! Bei dem Klientel, um das es hier geht, ist das doch gar nicht möglich. Es geht hier um plötzliche und unvorhergesehene Angriffe “aus dem nichts heraus”.
    Es geht hier nicht darum, (Beispiel) einen wütenden Mann “runter zu Reden”, der gerade seine Frau vertrimmt hat oder irgendwelche Sachen androht. Den kann man davon eventuell noch abhalten.
    .

    Leute, die sich _Schutz_westen kaufen, haben nicht ihren Beruf verfehlt, wie es hier als “Tatsache” verkauft wird, sondern Angst. Vielleicht auch, weil die viel zitierte Polizei hier eben häufig SEHR lange braucht, bis sie an der Einsatzstelle sind. Vor allem, wenn sich so eine Situation erst dort entwickelt. Die Cops müssen eben auch erst mal geholt werden, was auch nicht sonderlich einfach ist, wenn man unvorhergesehen erst mal in so einer Situation ist.

    Ein Abwehrspray, besser Gel, verschafft Zeit. Dringend benötigte Zeit zur Flucht! Eines müssen wir uns auch klar mache: Der oder die Angreifer sind meist schneller hinter einem her als man mit Stiefel und RD-Jacke laufen kann.

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  11. @NovemberW: Den Text habe ich sehr wohl aufmerksam gelesen. Wir leben allerdings nicht in der Schweiz, in der offensichtlich das selbe Spray verwendet werden kann, wie die Polizei es tut. TW1000 gibt es in einer behördlichen und in einer zivilen Variante. Die behördliche Ausführung ist eben nicht frei verkäuflich, da deutlich höher konzentriert.

    Hierzu folgendes Zitat: “Die polizeiliche Bezeichnung in Deutschland lautet “Reizstoffsprühgerät”, kurz RSG. Die Gerätebezeichnungen lauten je nach Ausführung RSG 1, RSG 2 (geeignet zum verdeckten Tragen), RSG 3 sowie RSG 4 und sind in der behördlichen Ausführung nicht auf dem freien Markt erhältlich. Der Anteil des Reizstoffes beträgt bei der deutschen Polizei 0,3 ± 0,03 Gew.-%. Die Reichweite beträgt 2,5 m (RSG 2), 4 m (RSG 1, RSG 3) und 4-7 m beim RSG 4.”

    Meine Ausführungen zielen eher auf die Frage ab, ob der oft unterschätzte Schulungs- und Trainingsaufwand überhaupt in dem Umfang leistbar ist, dass eine sichere Handhabung gewährleistet ist.

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  12. Hallo zusammen.

    Das Gefährdungspotential hat präklinisch sowie innerklinisch (Notaufnahme) definitiv zugenommen. Warum wird eigentlich immer hin,- und her diskutiert. Wenn die Organisationen aber auch die Kolleginnen und Kollegen der Meinung sind, dass diese Massnahmen sinnvoll sind, dann bitte. Ich persönlich finde es überhaupt nicht atypisch, wenn auch das RD-Personal an den eigenen Schutz denkt. Selbstverständlich sollten auch, und das ist schon mehrfach hier auch beschrieben worden, vernünftige Fortbildungsmassnahmen im Bereich Deeskalation durchgeführt werden.

    Leute, aber wie soll beispielsweise ein(e) PatientIn mit Mischintox “runtergeredet” werden?
    Wünsche noch ein Sicheres und vor allen Dingen unfallfreies Arbeiten im Sinne unserer Patienten.

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  13. Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    wenn ich hier so manche Sachen lese, stellt es mir doch tatsächlich die Nackenhaare auf. Lieber Notarzt Peter Konell ich finde es gut, dass sie noch nie in 16 Jahren einen aggressiven Patienten hatten. Wobei ich mich schon fragen muss wo sie ihren Notarztdienst ausführen?

    Ich selbst bin jetzt seit 12 Jahren im Rettungsdienst tätig und hatte schon desöfteren mit aggressiven Patienten zu tun, wo aber bis jetzt Gott sei Dank nichts passiert ist. Klar Deeskalation und Rückzug ist natürlich immer ein gutes Mittel der Wahl für solche Situationen. Den Rest sollte man nämlich der Polizei überlassen, ist ja auch deren Aufgabe und nicht die des Rettungsdienstes.

    Nur leider ist es eben in der Praxis so, dass die Polizei erst nach dem Notarzt eintrifft und bei uns braucht der Notarzt schon immer ziemlich lange bis zu seinem Eintreffen. (Wenn er in solch einer Situation überhaupt nach Notarzteinsatzkatalog mit alarmiert worden ist.) D.h. wir vom Rettungsdienst sind meist doch die Ersten am Einsatzort.

    Nur muss ich dazu auch sagen, dass solch ein Angriff meist aus dem Nichts heraus passiert und dann ist es für den Rückzug meist auch schon zu spät.

    Deshalb bin ich der Meinung, dass das Rettungsdienstpersonal in ihren Fortbildungen vielleicht auch mal in Selbstverteidiung ausgebildet werden sollte, genauso wie in Gesprächsführung. Über die jährlichen Fortbildungsthemen, (zur 10. Wiederholung) lässt sich nämlich auch streiten, was Sinnvoll wäre und was nicht und nicht spätestens alle 2 bis 3 Jahre die selben Themen. Auch finde ich eine stichsichere Weste nicht schlecht. (Solche Westen kann man auch unter dem T-Shirt tragen!!!) Man muss sie ja auch nicht immer tragen! Aber bei solch einer Einsatzmeldung finde ich es schon angebracht sich selbst zu schützen.

    Denn eines sollten wir glaub ich nicht vergessen, wir sind eigentlich diejenigen die Helfen und nicht selbst Opfer werden sollten! Deshalb finde ich man kann sich nicht genug davor schützen.

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  14. So ein Quatsch….

    In Baden-Württemberg sieht man diese Wildwuchs an “bewaffneten” RD-Mitarbeitern teilweise auch. Hier wird der gesetzgeber mit der nächsten Änderung des Waffenrechtes reagieren und dies verbieten – so ist es derzeit in der Diskussion.

    Und mal ehrlich: Könnte es nicht sein, dass gerade das Auftreten der “Gürteltaschenträger” von manch einem als Provokation gesehen wird, wenn Taschenlampen, Pfeffersprays etc. am Gürtel baumeln?

    Ich persönlich bin seit 25 Jahren im RD einer schwäb. Großstadt tätig und wurde noch nie angegriffen. Und wenn es mal brenzliger werden sollte – empfehle ich Rückzug und die Kollegen der polizeilichen Gefahrenabwehr!

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  15. Hallo Kollegen und Kolleginnen,
    ich lese mit verwunderung in verschiedenen Zeitungen ( sogar die Bildzeitung hätte darüber berichtet) das Rettungsdienstpersonal immer mehr angegriffen wird.Natürlich werden die Menschen in der heutigen Zeit aggressiver,nicht nur durch Mischintoxikationen, Frust usw. aber muss man sich als RD- Personal bewaffnen? Liegt es vielleicht auch an uns selber das man so behandelt wird? Wie ist unser auftreten in der Öffentlichkeit ?Werden wir noch respektiert? Wie treten wir als Team auf? Warum ist diese Entwicklung so? Wer steht hinter dem Rettungsdienst? Ich bin seit über 30 Jahren hauptamtlich im Rettungsdienst tätig und es gab immer schon Ausschreitungen aber man sollte diese nicht mit Waffengewalt entgegen treten.Natürlich tun mir die verletzten Kollegen leid und das sie sich danach entschieden haben für eine Schutzweste und Pfefferspray aber zukunftsorieniert ist das meiner Meinung nach nicht. Man sollte darüber nachdenken das der Arbeitgeber Handfunksprechgeräte seinen Mitarbeiter zur verfügung stellt ( Verbindung mit RLST und untereinander) um zeitnah Hilfe zu holen, wir rennen noch zurück zum RTW oder per Handy um Hilfe zu holen.
    Sind unsere Disponeneten so gut ausgebildet das sie bei der Notfallmeldung schon etwas bemerken?
    Auch sollte der Gesetzgeber darüber einen Schutz stellen was passiert mit dem Kollegen der die Flucht ergreift und den Pa. liegen lässt. Denken wir nur an Besoffene die nicht mit ins Krankenhaus wollen, bevor es eskaliert geht man und stunden später liegt er tot in der Wohnung.
    Ist unsere Polizei auch Personell überall so aufgerüstet das man zeitnah Schutz bekommt?
    Ich glaube es ist gibt in vielen Richtungen etwas zu tun, aber die Waffe sollte dann wirklich die allerletzte Möglichkeit sein.
    Weiterhin gutes , sicheres und unfallfreies Retten.

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  16. Ich habe dieses Thema “Stichschutzwesten” in letzter Zeit in der Presse verfolgt, da der “Vormarsch” der Nürnberger Kollegen bereits über die Bayrischen Grenzen hinaus diskutiert wird.
    Zuerst möchte ich hierzu Anmerken, dass bei Stichschutzwesten auch ein Schlagschutz gegeben ist. Seltsamerweise wird hauptsächlich auf dem Begriff “Stich-” herumgeritten. Ich persönlich habe leider auch schon die Erfahrung machen dürfen, dass mir im RTW ein Betrunkener, bei dem wahrscheinlich auch Drogen im Spiel waren – ohne Vorwarnung die Faust in die Magengrube gerammt hat. Auch wurde mir bereits, als ich vor einem “Club” eine verletzte und auf dem Boden liegende Person versorgt habe, von einem bis dahin “Unbeteiligten” in den Rücken getreten. Polizei war zu dieser Zeit noch auf Anfahrt. In beiden Fällen wäre ein deeskalierendes Gespräch wesentlich sinnloser gewesen, als ein Schlagschutz.
    Tatsache ist anscheinend auch, dass der “normal” agressive oder betrunkene Bürger primär versucht, erst einmal in Richtung des Oberkörpers zu schlagen.
    Ich kann mir inzwischen durchaus vorstellen, bei bestimmten Einsatzmeldungen in einigen Gegenden auch eine Stich- bzw. Schlagschutzweste zu tragen.
    Vor einigen Jahren hätte ich mir dieses allerdings auch noch nicht vorstellen können…
    Ach ja: ich gehöre sicherlich NICHT zu den Kollegen, die ihren Beruf verfehlt haben!

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  17. @NovemberW
    Das Thema wird auch “von oben” immer wieder durchgekaut, ich verweise hier auf den Bericht http://www.abwehrspray.com/news/allgemein/gewalt-gegen-rettungskraefte-255.html (über 1 Jahr alt). Getan hat sich da bislang nichts, allerdings sehe ich das selbst auch sehr skeptisch. Wie weit soll das gehen mit der “Aufrüstung”? Was ich auf jeden Fall gut Fände wäre eine Schulung in einfach anzuwendenden Selbstverteidigungstechniken!

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  18. Schwieriges Terrain !! Also, eine Schutzweste (schuss-,stich- und schlaghemmend), die mir in einer plötzlich eskalierenden Situation einen einigermaßen gefahrlosen Rückzug zum Fahrzeug erlaubt, die halte ich für sinnvoll und in der heutigen Zeit (leider) auch angebracht.
    Was die Bewaffnung von Rettungsdienstlern mit CS-oder Pfefferspray angeht: würde ich lieber von absehen, da das zur Schau tragen dieser Gegenstände immer einen gewissen Reiz auf die Gegenseite ausübt, der die Situation unnötig verschärfen könnte!! Hier ist verbale Deeskalation und ggf. der zeitige Rückzug die bessere Alternative !!
    Über die Kollegen der Polizei und ihre Reaktionszeiten kann ich auch nicht motzen!! Beim letzten Einsatz meiner Person, der eskalierte, standen 5 Minuten nach Hilferuf 3 Streifenwagenbesatzungen in der Kneipe und sorgten für Ruhe.
    Alles auf jeden Fall besser als Teaser, CS- oder Pfefferspray. Wer mal in einem geschlossenen Raum nach Einsatz von CS- oder Pfefferspray war (unter der Berücksichtigung der eigenen Sicherheit) oder solche Patienten (das beschränkt sich selten auf einen allein) behandelt hat, der weiß, daß kleine Mengen solcher Reizstoffe aus einem Routine-Einsatz auch leicht einen MANV machen können !!
    Ergo: Schutzweste ja, wenn angebracht; aktivere Komponenten lieber nicht !!

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  19. “einfach anzuwendenden Selbstverteidigungstechniken!”

    _Gibt es nicht._

    Zum einen wird hier ständig die Flucht als Möglichkeit erwähnt und dann soll man andererseits mit “Selbstverteidigungstechniken” in den _Nahkampf_ gehen?! Das ist Selbstmord. Billige Hebeltricks und Wurftechniken interessieren im Straßenkampf nicht. Das ist etwas anderes als das sanfte Training auf der Matte.
    Vor allem muss man wissen was man tut und dann auch hart durchziehen.

    Wieso wird eigentlich ständig das “offene Tragen am Gürtel” aufgeführt? Haben eure Diensthosen keine Beintaschen?!

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  20. Also wenn ich hier oben auf der Seite die zwei auf dem Foto sehe, weiß ich, wie die beiden vermutlich auch beim Patienten auftreten. Wir haben hier auf unserer Rettungswache auch Kollegen, die sich für die größten Rettungs-Rambos halten, zwanghaft Sonnenbrille tragen und ganz viele Taschen am Gürtel haben. Komischerweise sind es aber auch nur die, bei denen die Agressionen zunehmen.
    Liest hier ein Nürnberger Kollege mit und kann mal berichten, ob diese Vermutung zutrifft?

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  21. Zitat: Je mehr agression man mitbringt desto eher eskalieren Situationen

    Ich übersetze: “Wenn jemand angegriffen wird, ist er selbst schuld” Solche Wirtshausparolen sind einfach quatsch.

    Ich habe selbst in Nürnberg gearbeitet, dort gibt es wirklich oft brenzlige Situationen, auch wenn die Polizei bei gemeldeter Gefahrenlage meistens ziemlich schnell da ist. Oftmals kommt man gar nicht dazu, deeskalierend einzugreifen, da der Patient aufgrund Mischintoxikationen nicht im geringsten einsichtsfähig ist. Es besteht durchaus Handlungsbedarf!

    Ob das nun mit Stichschutzwesten, Pfefferspray und ähnlichem sein muss, sei dahingestellt. Fest steht, man muss sich in der Richtung etwas überlegen, auch ich habe eine “verrohung” und generell eine ziemlich niedrige Hemmschwelle mehrmals kennen lernen durften, in der Regel in Verbindung mit Alkohol. Und ich denke, wenn man am Alkoholkonsum und Verkauf ansetzt, wird man deutlich mehr Erfolg haben (meiner meinung nach eh längst Überfällig).

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  22. Also wenn Teile aus der Politik ja schon Pfefferspray für Polizeibeamte verbieten wollen dann sehe ich hier aber schwarz: http://www.pfefferspray-versand.de/news/allgemein/pfefferspray-selbstverteidigung-oder-korperverletzung-linksfraktion-fordert-verbot-fur-polizei-448.html : Wenn dann müsste man CS-Gas bei sich tragen, wer Pfefferspray kauft in der Absicht es gegen Menschen einzusetzen macht sich ja da schon strafbar. Das geht nur mit CS Gas.

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  23. Das Pfeffergel ist zur Abwehr von Tieren,.. wird man allerdings angegriffen und handelt in Notwehr, ist auch der Gebrauch gegen Personen rechtens. Es kann einem nicht verboten werden, sein eigenes Leben (oder das anderer) zu verteidigen.

    Eben jenes wird doch immer propagiert: Zivilcourage. Ja bestens, das klappt meist aber nicht mit “könnten Sie bitte aufhören das Mädchen zu verprügeln?!” oder “würden Sie es bitte unterlassen mir Ihre Faust ins Gesicht zu drücken? Ich habe eine Allergie gegen Schläge und auch Ihre Stiefel sind etwas unangenehm in meinem Bauch…drückt nen bisschen!” 😀

    Zum verlinkten Artikel über das Verbot: Natürlich ist Pfefferspray/Gel/Schaum Körperverletzung. Genauso aber auch der Einsatz von körperlicher Gewalt und Schlagstock.
    Die Polizei ist jetzt schon Prügelknabe,.. was sollen die noch alles ertragen? Die haben doch nichts um sich die Angreifer auf Distanz zu halten. 🙁

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  24. Ich arbeite seit Jahren im Rettungsdienst in den eher ungemütlichen Teilen des Rhein-Main-Gebietes.
    Die Gewaltbereitschaft gegenüber dem Rettungsdienst hat eindeutig zugenommen. Ich warte im Zweifelsfalle eher auf das Eintreffen der Polizei als mich unnötig in Gefahr zu begeben. Es gibt aber leider auch Fälle, in denen zunächst nicht klar ist, dass man die Kollegen in blau überhaupt benötigt.
    Trotz immer neutralen, distanziert höflichen Auftretens, Deeskalation und frühen Rückzuges wurde ich mehrfach unprovoziert und überraschend angegriffen. Der weitere Rückzug bzw. die Flucht war manchmal nur unter Schwierigkeiten und zweimal nur unter Gewalteinsatz möglich. Ich werde in Zukunft noch zurückhaltender und vorsichtiger sein, aber ich werde mich nicht mehr wie früher darauf verlassen, dass mich das schützt. Ich bin daher seit kurzem mit verdeckt getragener Weste ausgestattet und verdeckt bewaffnet. Lieber illegal am Leben als legal tot.

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  25. Hallo zusammen,

    ein schwieriges Thema, bei dem ich auch noch nicht so richtig weiss, wohin ich mich orientieren muss. Ich bin als hauptberuflicher Notarzt in einer Großstadt in NRW tätig und stelle ebenfalls fest, dass der früher vorhandene “Weiss-Schutz” quasi nicht mehr vorhanden ist. Ich hatte in letzter Zeit vermehrt Probleme micht aggressiven Patienten, die auch gutem Zureden nicht mehr zugänglich waren. Oftmals sind es hierbei die Situationen, in denen die Gefahrenlage nicht sofort offenbar ist, vor denen ich besonders großen Respekt habe. Weglaufen? Klappt meiner Meinung nach nicht immer. Polizei rufen? 1. Die Polizei hat vielerorts viel zu wenig Beamte im Dienst. 2. Wenns knallt, wie sollen die Kollegen gerufen werden? Handy trägt nicht jeder NEF-Fahrer bei sich; 2 mHFG reicht nicht aus, um Hilfe zu rufen.
    Meiner Meinung nach sind Westen in naher Zukunft eh die Realität. Pfefferspray im geschlossenen RTW kann auch nach hinten los gehen. Und mal ehrlich: einer, der richtig aggressiv und alkoholisiert oder intoxikiert ist, empfindet Pfefferspray eher als angenehmes Mundwässerchen. Taser: 1. verboten, 2. Verhältnismäßigkeit?

    Aber letzten Endes müssen wir die Diskussion hier gar nicht führen. Die wird sowieso erst dann und dann vollkommen überzogen und überhastet geführt, wenn einer von uns am Boden bleibt…..

    auf das es dazu nicht komme

    kollegialer Gruß

    fentanylverduenner

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  26. @PeterL: Was bedeuted bei dir bewaffnet? Schlagstock, CS-Gas, Schusswaffe? Klingt alles sehr illegal und geradezu verfolgungswürdig. Ich habe ja verständnis für gefährliche Situation und das bedürfnis sich zu schützen, jedoch nicht wenn in einer falsch verstandenen Situation zu Gewaltanwendung durch RD-Personal kommt.

    Auf diesen Kommentar antworten
  27. @ Nordlicht: Deine Parolen erinnern irgendwie an etwas….
    Ahh genau! Opfer sexueller Gewalt sind alle selber Schuld, dar sie den Täter mit ihrer aufreizenden Erscheinung provoziert haben…

    Ich werde mich ab jetzt aus dieser müßigen Diskusion verabschieden.

    Viele Grüße von einem versierten Kleinstadtretter – ohne Gürtelholster und
    OHNE aggressives Auftreten.

    Auf diesen Kommentar antworten
  28. @ Nordlicht: Wie kann man nur eine solche Behauptung anhand eines Fotos aufstellen. Bist du etwa ein Profiler? Nur weil der eine ne Sonnenbrille in der Hand trägt sind beide gleich Rettungsrambos oder wie? Ich finde die beiden sehen ziemlich Fit aus und an einer stadtlichen Figur ist nicht auszusetzen. Mal abgesehen davon, dass es sich bei diesem Bild um ein Demo-Bild handelt. Außerdem ein wenig autoritäre Ausstrahlung schadet in diesem Job nicht und verhindert eher Angriffe. Es gibt genug RA die einiges zu viel auf den Rippen haben und eher ein geeignetes Ziel bieten aggresiv zu werden.

    Auf diesen Kommentar antworten
  29. Also liebe Kollegen, es ist eine ganz nette Diskussion. Aber man muss erst einmal Unterscheiden wo man fährt. Auf dem friedlichen Land oder in einer Großstadt. Selbst in der Stadt gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Bezirken. Ich selbst fahre in einer Großstadt, trage keine Schutzweste und kein Pfefferspray. Habe im Moment auch nicht das Gefühl eines der Beiden genannten Anzuschaffen. Angriffe gegen mich oder meine Kollegen habe ich schon erlebt und nicht nur einmal. Persönlich wurde ich schon mit einer Schußwaffe bedroht obwohl der viel genannte Herr Polizist sich keine zwei Meter von mir entfernt befunden hat. Wenn einer aus dem NICHTS heraus einen Angriff startet ist selbst die Polizei überrascht. Ihr könnt mir glauben eine Waffe an der Schläüfe macht keinen Spaß. Trotzdem werde ich weiter im Rettungsdienst bleiben…übrigens schon seit 22 Jahren.

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  30. Ich arbeite in Nürnberg (andere HiOrg) und weiß, dass sich die zwei auf dem Foto selbst gerne (und auch noch am Funk) “Delta-Force” nennen. Das sagt doch schon einiges. In Nürnberg gibt es kaum einen Rettungsdienstler, der sich nicht über das Interview in der Frankenschau geärgert hat, als einer der beiden o.g. Spezialisten seinen Patienten völlig ohne Wertschätzung “den Opa” genannt hat und damit alle anderen blamiert hat!
    Wer´ den Bericht sehen will: http://www.frankenfernsehen.tv/default.aspx?ID=455&showNews=1019141&showSearch=53
    Mehr möchte ich dazu nicht sagen, es sind übrigens bei weitem nicht alle bei den Kollegen vom BRK so, die meisten wissen sich schon zu benehmen.

    Aber zum Thema:
    Warum haben wir denn überhaupt das Problem mit den Übergriffen?
    U.a. weil sich einige Kollegen immer gerne als “Halbgott in Weiss” oder Polizist aufführen.
    Da werden freilich Aggressionen gegen unseren Berufsstand geschürt, immer ein kleines bisschen mehr. Und sowas verdanken wir u.a. auch denen, die sich gerne mal etwas zu wichtig nehmen. Und genau diese Mitarbeiter müssen jetzt auch noch mit Westen rumlaufen und die nächste Eskalationsstufe erklimmen?
    Wenn wir demnächst zu einem Brennpunkt fahren (wir haben da so eine allseits “geliebte” Spezial-Disco…), brauchen wir uns doch nicht mehr wundern, wenn unsere Patienten uns Helfer da verbal oder wie auch immer attackieren!
    Natürlich sind Disco-Einsätze mit Betrunkenen bei wohl kaum einem Mitarbeiter beliebt, aber ich lasse die in Ruhe. Einladen, Basismassnahmen und ab ins Krankenhaus.
    Ich stänkere nicht rum oder lege ein autoritäres Gebahren an den Tag, ich bleibe freundlich, lieber mal reserviert und ruhig. Wenn einer unsere Hilfe nicht will (aber braucht), muss ich denjenigen nicht solange provozieren, bis ich selbst die Polizei brauche. Im Gegenteil:
    Lieber einmal ruhig und kumpelhaft mit demjenigen reden, klappt fast immer.
    Wer mich angreift, braucht auch meine Hilfe (noch) nicht, da flüchte ich lieber und warte dann auf die Polizei. Deren Job ist es dann den Patienten -mit welchen Mitteln auch immer- ruhigzustellen und ggf. einer Behandlung durch den Rettungsdienst zuzuführen. Solange jemand aggressiv ist, habe ich als Rettungsdienstler da nichts verloren. Übrigens trägt nicht mal die Polizei ihre schuss-sicheren Westen permanent. Selbst da gibt es ein gewisses Mass an Unsicherheit.
    Es wird nie einen vollkommenen Schutz geben. Es gibt auch immer eine Möglichkeit, sich zu verletzen, soll ich deswegen jetzt gar nicht mehr rausgehen?

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  31. Ich bin seit 33 Jahren in diesem Beruf tätig und kann somit die Entwicklung hin zu einer Eskalation zur Gewalt beurteilen. In den 70er Jahren, in denen ich in einer Großstadt tätig war, gab es nicht weniger “Verrückte” als heute die auf Einsatzpersonal aggressiv reagierte. Ich kann nicht feststellen, dass sich dies nennenswert zum Schlechteren verändert hat. Natürlich kommt es in bestimmten Zeiten zu einer Häufung solcher Vorfälle die dann eben den Eindruck vermitteln als würde es immer schlimmer. In meiner langen Laufbahn habe ich es gelernt die Menschen einzuschätzen und mit ihnen so umzugehen, dass ich mit ihnen auf “Augenhöhe” reden kann. Wo es nicht fruchtet und sich eine Eskalation anbahnt, bin ich mir nicht zu stolz den Rückzug anzutreten. Damit gabe ich Dr. Korell vollkommen recht. Mit meiner Praxis bin ich fast immer auf dem richtigen Weg gefahren.
    Eine Aufrüstung mit “Waffen” oder massiven Schutzmaßnahmen bedarf es m.M. nicht, weil sie entweder nur behindern oder selbstgefährden bzw. das Gegenteil von Deeskalation sind. Wenn die Polizei solche Mittel einsetzt kann sie notfalls bei einer daraus resultierenden absoluten Eskalation bis zum letzten gehen, was dem RA, RS oder NA nicht erlaubt ist. In so einem Falle wäre es für RD Personal der Supergau.
    Deshalb sollten sich die jungen Kollegen mit relativ wenig Erfahrung mehr auf das Studium der Menschen konzentrieren um sie besser zu verstehen um mit ihnen richtig umgehen zu können. Wenn sie lernen die richtigen Worte bei den Patienten zu verwenden, werden sie selten auch Polizeiunterstützung brauchen.
    Das ist meine Erfahrung die ich hier gerne weitergeben wollte.

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  32. Den Schutz der Rettungskräfte muss Sache der Polizei bleiben. Wer aggressiv auf den Rettungsdienst reagiert sollte nicht behandelt werden. Erst wenn Polizei oder der auf Großveranstaltungen meistens vorhandene Sicherheitsdienst vor Ort sind, wird dem Patienten geholfen. Selbst dann wenn selbiger der Behandlung nicht zustimmt.

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  33. Es gilt doch eigentlich der Grundsatz: Eigenschutz vor Fremdschutz. Klar warten wir in gewissen Einsätzen darauf bis unsere Freunde von der Polizei da sind.
    Doch ist das wirklich eine garantie, dass NICHTS passiert? Wie schnell können die Beamten denn reagieren? Wie schnell kann ich mich zurückziehen?
    Wenn ich erstmal am Patienten dran bin, kann es zu spät sein, wenn nicht gar unmöglich, sich in Sicherheit zu bringen.
    Ob ich nun ne Schutzweste trage oder nicht, sieht derjenige doch nicht, wenn ich sie unter meinem Dienstpulli UND der Jacke anhabe, wie soll das denn Gewalt suggerieren????
    Ich achte auf den Eigenschutz lieber einmal zuviel als einmal zu wenig.

    Ich finde Schutzwesten nicht verkehrt und werde mir auch eine zulegen.

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  34. ich finde diese Diskussion etwas lachhaft….es gibt zweierlei agressive Patienten:
    1. bei Meldebild: Ärger usw
    bei dieser art vom Meldebild nehme ich an,dass jeder sich schon auf anfahrt seine Gedanken macht(fluchtrichtung Rtw,taschenlampe für dunkle Hauseingänge, kollegen bleiben zusammen, evtl den koffer/EKG vor dem Körper tragen,alle zimmer auf dem weg kurz abchecken ect)
    2. bei Meldebild: Intox/unklar bewusstlos
    wenn ich merke, dass pat unter substanz steht, dann halte ich abstand. ich erwarte von jedem kollegen, dass er sich nicht blindlings über den pat beugt, sondern eine gewisse distanz hält(vom seitlich unten kommen, auf hüfthöhe arbeiten< schlecht treffbar mit fuss und hand ect)

    Ich persönlich habe bisher alle brenzligen situationen mit dem gewissen Blick fürs Wesentliche, Ruhe und Teamarbeit gut gemeistert.

    Zum Schluss zu allen möglichen genannten Waffen: Ich nehme an, jeder der im RD beschäftigt ist, kennt sich in Anatomie wenigstens teilweise aus. Daraus erschließen sich Kenntnisse und Fähigkeiten von Griffen,Schlägen, Bewegungen und Tritten, welche einen Gegenüber wirksam und mit minimiertem Eigenrisiko ausser Gefecht setzten.

    Für uns hat das (man höre und staune)königlich bayerische Rote Kreuz einen Experten der Polizei kommen lassen, der uns eine tiefergehende Einweisung im Bereich Eigenschutz gab.

    PS: Nur weil Haix auf dem Schuh steht muss man nicht zwangsläufig den Helden spielen…

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  35. Wenn Rettungssanitäter in Deutschland im Jahr 2012 jetzt Schutzweste und Pfefferspray brauchen? Aber die Politik ist nicht untätig man plant das Pfefferspray zu verbieten: http://www.pfefferspray-versand.de/news/nachrichten/pressemeldung-im-sinne-einer-petition-einsatz-von-pfefferspray-als-restiktiverer-anzusehen-463.html : Unsere Politiker setzen wirklich Prioritäten!

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  36. Also wenn ich mir so anschaue zu was für Einsätze Sanitäter gerufen werden kann ich diese Aufrüsten gut verstehen. Da werden Sanitäter von aggressiven Betrunkenen oder Junkys angegriffen und haben überhaupt nichts zur Hand um sich im Notfall zu verteidigen. Eigentlich nur ein Spiegel unserer Gesellschaft. Neuerdings ist das mit dem Aufrüsten leider wieder sehr aktuell geworden. Wenn man sich Sicherheitsbedarf zulegen möchte bitte nur im Fachhandel: http://www.pfefferspray-hamburg.de/kaufen/ und nach möglichkeit etwas mehr investieren und nicht im Drogeriemarkt kaufen!

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  37. Nennt endlich Ross und Reiter!!! Es sind unsere lieben Goldstücke und Bereicherer sowie Muselmänner, die zwar hier geboren sind, aber immer noch in der Steinzeit leben! Die verstehen Rettungsdienst überhaupt nicht!!! Das einzige was die verstehen ist sicheres Auftreten und klare Ansagen!!! Einladen hektisch sein, rennen und auf zwei Rädern um die Kurve. Das ist für die Rettung. Wenn da was langsamer geht flippen die aus! Ich bin in 25 Jahren Rettungsdienst noch nicht ernsthaft vom urdeutschen Kernasi angegriffen worden. Mein Vater vor mir auch nicht! Aber gleich kommen unsere Bahnhofsklatscher wieder um die Ecke und erzählen dass das alles nicht stimmt!

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  38. Richtig! Deeskalationtraining gehört längst als Bestandteil der Ausbildung eingeführt. Leider gibt es auch im Rettungsdienst Leute, die ihre (Macht) Position falsch verstehen und ausüben.

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