Simulationstraining für mehr Patientensicherheit
Puchheim (pressebox) – Nach einer aktuellen Umfrage verfügen 80 Prozent aller deutschen Kliniken über kein medizinisches Risikomanagementsystem. Im Rettungswesen dürften es noch weniger sein. Jedoch ist ein solches notwendig, um aus Fehlern zu lernen und letztendlich die Behandlungsqualität am Patienten zu erhöhen. Nun hat auch die Politik die Dringlichkeit hinsichtlich einer offenen Fehlerkultur erkannt und forciert die Einführung von Berichtssystemen zur Dokumentation kritischer Ereignisse.
In diesem Zusammenhang spielt auch Simulationstraining eine entscheidende Rolle. Als Bestandteil eines umfangreichen Risikomanagementsystems kann es die Patientensicherheit deutlich verbessern. Seine Vorteile sind unbestritten und wurden bereits beim Einsatz in verschiedenen Simulationszentren unter Beweis gestellt. Flächendeckend und verpflichtend eingeführt, könnten Simulationstrainings die Fehlerhäufigkeit deutlich reduzieren und etwaige Schäden am Patienten vermeiden.
Arbeitsplätze in Kliniken und im Rettungsdienst sind von einer zunehmenden Komplexität sowie einer immer größer werdenden Belastung geprägt. Während zwar die Bettenzahl in Deutschland kontinuierlich sinkt, steigt die Zahl der Krankenhausfälle unaufhörlich. Nach Schätzungen des statistischen Bundesamtes wird sich allein aufgrund des demografischen Wandels die Anzahl der Krankenhausfälle von heute ca. 17 Millionen auf ca. 19 Millionen im Jahr 2030 erhöhen. Der dabei schneller werdende Durchlauf von Patienten und der gleichzeitig wachsende Behandlungsdruck illustrieren, mit welchen besonderen Herausforderungen medizinisches Fachpersonal konfrontiert wird.
Risikomanagementsysteme in der Medizin – Mangelware in Deutschland
Irren ist menschlich, und deshalb sind trotz guter Ausbildung Behandlungsfehler oftmals nicht vermeidbar. Damit diese zukünftig auf ein Minimum reduziert werden, ist eine offene Fehlerkultur essentiell.
Ein medizinisches Risikomanagementsystem ist notwenig, um Schwachpunkte in Prozessen aufzudecken und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Aus diesem Grund wird von politischer Seite eindringlich der flächendeckende Aufbau von Risikomanagement- und Fehlermeldesystemen wie Critical-Incident-Reporting-System (CIRS) im stationären Bereich gefordert.
Eine sinnvolle Ergänzung hierzu sind Simulationstrainings. Diese machen nicht nur medizinisches Personal aktiv auf Defizite in der Behandlung aufmerksam, sondern helfen außerdem, Standards zu etablieren und die Qualität von Behandlungsabläufen nachhaltig zu verbessern.
In vielen Branchen, die mit hohen Risiken konfrontiert sind, gehört das Rekapitulieren von Beinahe-Fehlern und Fehlern zum Alltag. In der Luftfahrt werden bereits seit Jahren Simulationstrainings durchgeführt, um einen stetigen Qualitätsstandard zu garantieren und Arbeitsabläufe zu optimieren.
Simulationstrainings in der Medizin werden an Patientensimulatoren durchgeführt, wie sie zum Beispiel die Firma Laerdal anbietet. Das reicht vom Neugeborenen- und Babysimulator bis hin zur exakten Nachkonstruktion eines erwachsenen Menschen. Mithilfe von Patientensimulatoren können zahlreiche Krankheitsbilder und Notfallszenarien unter kontrollierten Bedingungen dargestellt sowie die notwendigen Behandlungsschritte trainiert werden. So ist es etwa möglich, einen Herzinfarkt oder eine Lungenembolie täuschend echt zu simulieren.
Teilnehmer eines Simulationstrainings profitieren von dem großen Vorteil, auch seltene Komplikationen üben zu können und nicht erst am Patienten damit in Berührung zu gelangen. Da ein Großteil der Behandlungsfehler auf kommunikative Defizite unter den Beteiligten zurückzuführen ist, wird im Team trainiert. Dabei dient die Schulung an Patientensimulatoren vor allem der Vermittlung von „Non Technical Skills“ wie Teamfähigkeit, Kommunikation, Führungsverhalten und Entscheidungsfindung.
Das könnte dich auch interessieren