Droht ein Fachkräftemangel im Rettungsdienst?

Foto: GSG - GefahrenabwehrBonn (rd.de) – Einige Gesundheitsfachberufe klagen über einen Fachkräftemangel. Auch der Rettungsdienst? Noch lockt der Beruf des Rettungsassistenten offenbar genügend Berufseinsteiger an. Mit den geburtenschwachen Jahrgängen könnte aber schon bald ein Engpass entstehen. Hinweise auf diese Entwicklung sucht man bislang noch vergeblich.

Das Prognos-Institut hat für die deutsche Wirtschaft berechnet, dass bis 2015 rund drei Millionen Arbeitskräfte fehlen, bis 2030 sind es sogar über fünf Millionen.

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Nach der Wende folgte Anfang der 1990er Jahre ein massiver Geburtenrückgang. Während die so genannte Babyboomer-Generation der späten 1950er bis frühen 1960er Jahre in den Ruhestand geht, wachsen aus der jetzigen Nachwende-Generation zu wenig neue Arbeitskräfte nach.

Besonders prägnant ist die Situation in den östlichen Bundesländern, in denen sich die Geburtenrate Anfang der 1990er Jahre praktisch halbierte. Die Folgen schlagen jetzt bei den Schulabsolventen voll durch, berichtet das Landesamt für Statistik in Mecklenburg Vorpommern.

Die Entwicklung sollte auch im Rettungsdienst spürbar werden. Ein Blick in die Arbeitsmarktdaten hilft nur aber bedingt, um einen Fachkräftemangel im Rettungsdienst auszumachen: „Angaben für den Rettungsassistenten gibt es nicht gesondert, sie Zählen zu den Sanitätern“, erklärt die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg auf Anfrage. Unter diesem Überbegriff sind aber auch nicht näher definierte Qualifikationen wie “Unfallhelfer”, “Rettungsmeister” und “Krankenträger” erfasst. Demnach gibt es aktuell 1.800 arbeitslose Sanitäter bei 400 offen gemeldeten Stellen.

Bezahlte Ausbildung

Das Risiko eines Fachkräftemangels ist in den deutschen Rettungsdienstschulen noch nicht zu erkennen – die Schulbänke scheinen gut gefüllt zu sein. Trotzdem sind einige wenige Ausbildungsträger dazu übergegangen, eine dreijährige, bezahlte Ausbildung zum Rettungsassistenten anzubieten, um die Attraktivität des Berufes zu erhöhen.

Das Rettungsdienstunternehmen GARD in Hamburg vergibt jährlich vier Mal 16 Ausbildungsplätze für eine bezahlte dreijährige Ausbildung. Dabei gibt es viel mehr Bewerber als Plätze: „Viele Eltern der Auszubildenden können die private Finanzierung einer Rettungsassistentenausbildung nicht leisten“, erklärt GARD-Schulleiterin Birgit Hilchenbach. Allerdings bildet GARD in erster Linie für den eigenen Bedarf aus: „Unsere Schüler sind unsere künftigen Mitarbeiter.“ Eine Beschäftigungsgarantie gebe es zwar nicht, aber bisher hätte man alle erfolgreichen Absolventen auch übernommen.

Perspektivisch wird die Lage schlechter

Beim DRK in Niedersachsen bekommen Auszubildende ebenfalls eine dreijährige Rettungsassistentenausbildung mit Ausbildungsvergütung. Der erste Kurs startete 2008. Inzwischen plant das DRK dieses Angebot auszuweiten. Statt eines Kurses pro Jahr mit 22 bis 24 Auszubildenden sollen schon nächstes Jahr zwei Kurse beginnen. „Gemäß den Berechnungen der Prognos-Studie steht uns in den kommenden Jahren ein Fachkräftemangel bevor“, glaubt Stephan Topp von DRK-Landesverband in Niedersachsen. Noch sind die Kurse gut gefüllt, aber auch hier bildet das DRK in erster Linie für den eigenen Bedarf aus und übernimmt die meisten Absolventen. Die Kosten tragen in der Regel die Dienststellen. Auch die Aufbaukurse sind gut besucht. „Perspektivisch wird aber die Lage, geeignete Auszubildende zu gewinnen, bis 2015 deutlich schlechter“, so Topp.

Private Rettungsdienstschulen wie ResQuality in Essen können bislang ebenfalls keinen Rückgang der Rettungsassistentenschüler feststellen. „Unsere Schüler kommen von Hilfsorganisationen, Feuerwehr sowie über die Bundesagentur für Arbeit“, beschreibt ResQuality-Schulleiter Philipp Utermann. Selbstzahler sind auch hier in der Minderzahl. Einen Einschnitt erwartet Utermann eher aufgrund der Ausschreibungspflicht von rettungsdienstlichen Leistungen: „Wenn das ehrenamtliche Personal plötzlich nicht mehr mit eingebunden ist, könnte ein Engpass entstehen.“

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Die Ausbildungen sollten generell bezahlt werden,wie in jedem anderen Beruf auch, daß ist meine Meinung,dann wird der Rettungsdienst auch wieder interesanter.
    Man soll seine Ausbildung z B. selbst bezahlen und ist danach Arbeitslos,
    ja wenn soll man da denn hinter dem Schreibtisch vorlocken ?

    Gruß Whitewater

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  2. Das vermutlich weitaus größere Problem ist nicht der drohende Mangel an Nachwuchs, sondern der drohende Mangel an qualifiziertem Rettungsfachpersonal. Unter den aktuellen Umständen wird es zunehmend schwieriger werden, gutes und motiviertes Personal hauptberuflich im Rettungsdienst halten zu können. Das Berufsbild muss insgesamt attraktiver werden, um qualifiziertem Personal nicht nur als Durchgangsstation zu dienen, sondern langfristig Perspektiven bieten zu können.

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  3. Med1 hat vollkommen Recht.
    Der Arbeitsplatz Rettungsdienst muss insgesamt attraktiver gestaltet und aufgewertet werden. Das beginnt bei der Schaffung eines Berufsbildes mit deutlich verbesserter und verlängerter Ausbildung -die selbstverständlich übernommen und entlohnt werden muss-, dem Vorhandensein einer bedeutenden berufspolitischen Vertretung, geht weiter über geregelte Kompetenzverhältnisse, der Möglichkeit beruflichen Aufstiegs und Alternativen im Alter, und endet nicht zuletzt bei besserer Bezahlung und einem generellen Umdenken der Beauftragten im Umgang mit ihren Beschäftigten. Wer mit Dumpinglöhnen und immer wieder befristeten Arbeitsverhältnissen hingehalten wird, der wird sich verständlicherweise nach einem anderen Beruf umsehen. Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund drohender Auschreibungen, die nicht zwangsläufig etwas schlechtes sein müssen, solange sie nicht einzig nach dem Prinzip `Geiz ist geil` bertieben werden.
    Hierzu bedenke man auch den in einigen Regionen wieder verstärkten Einsatz von FSJ- und ehrenamtlichen Kräften im RD.
    Leider muss man insgesamt feststellen, dass viele dieser Probleme nicht wirklich neu sind; schon in den 80er Jahren, vor der Schaffung des Berufsbildes Rettungsassistent, gab es durchaus gute Anregungen und Ideen der am Entwurf Beteiligten. Bedauerlicherweise konnten viele davon nicht umgesetzt werden, was u.a. auch am Widerstand der Organisationen lag.
    Es wird also letztendlich darauf ankommen, aus begangenen Fehlern und berechtigter Kritik zu lernen, und, in hoffentlich naher Zukunft, ein Berufsbild auf den Weg zu bringen, welches den Rettungsdienst zu einem tollen Arbeitsplatz macht -und nicht zu einer Sackgasse.

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  4. Das man den Fachkräftemangel noch nicht spürt, kann ich ganz und gar nicht bestätigen. Im Kölner Raum stellt es sich als wirklich schwierig dar, qualifizierte Rettungsassistenten zu gewinnen. In unsere Organisation sind zur Zeit 8 Planstellen unbesetzt, weil sich
    1. zuwenig Leute bewerben
    2. diejenigen, die sich bewerben, oftmals nicht den Anforderungen entsprechen (fachlich wie persönlich)
    3. bereits Beschäftigte sich zunehmend in andere Bereich umorientieren
    4. im Rahmen des Kostendrucks leider das Einkommen nicht mehr die Bedürfnissen der Bewerber erfüllt.

    Wir sehen die Zukunft für eine volle Personalausstattung als sehr problematisch an.

    morpheus

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