Zwei Rettungswagen auf dem Weg nach Südamerika
Rendsburg (FF) – Sie sind beide bereits über 15 Jahre alt, haben einen sechsstelligen Kilometerstand auf dem Tacho und haben in ihrem bisherigen Leben unzähligen Menschen Hilfe in Not gebracht oder gar das Leben gerettet. Doch ihren größten Einsatz haben zwei Rettungswagen aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde noch vor sich.
Am Sonntagabend machten sie sich auf die Reise um den halben Erdball, um spätestens zum Jahreswechsel ihren Dienst in der südamerikanischen Stadt Villarica in Paraguay aufnehmen zu können.
Voll gepackt sind die beiden Fahrzeuge mit Feuerwehrgerätschaften aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde für die dortige Freiwillige Feuerwehr, die unter sehr spartanischen Arbeitsbedingungen Sicherheit für die 50.000-Einwohner-Stadt garantieren soll.
Den Kontakt zu den südamerikanischen Kameraden hält Martin Schuldt aus Rendsburg seit einigen Jahren. Schuldt ist Zugführer des kreiseigenen „Löschzug Gefahrgut“ (LZG).
Und zusammen mit einigen Mitgliedern des LZG war am Sonntagabend das große Packen angesagt. Denn immerhin galt es, einiges an zusätzlichem Material mit zu verladen. Unter anderem wurden zwei Tragkraftspritzen (eine aus Flintbek, eine aus Borgdorf-Seedorf) verladen.
170 in Deutschland nicht mehr nutzbare Atemluftflaschen und 50 dazu passende Atemschutzgeräte werden ebenfalls bald in Paraguay eingesetzt. Um die Flaschen wieder befüllen zu können, stellte der Kreis Rendsburg-Eckernförde einen ausgemusterten Kompressor bereit, der früher in der Kreisfeuerwehrzentrale im Einsatz war.
„In Villarica müssen die Kameraden ihre Flaschen bislang im 170 Kilometer entfernten Asuncion auffüllen lassen“, weiß Martin Schuldt, der bereits vor vier Jahren einen ausgedienten Rettungswagen verschiffen ließ. Dieser ist bis heute der einzige in der 50.000-Einwohner-Stadt. Die beiden jetzt gespendeten Fahrzeuge liefen bei der DRK-Bereitschaft Rendsburg im Rahmen des Katastrophenschutzes und wurden gegen zwei Neufahrzeuge ersetzt.
Alleine lässt sich eine solche Aktion freilich nicht bewerkstelligen. Mit Jürgen Strohauer aus Hessen organisiert Schuldt die Hilfeleistung. Strohauer bringt die Fahrzeuge, die zuvor von den Mitgliedern des LZG grundüberholt wurden, zunächst in ein Lager bei Bibisheim am Rhein. Dort wird alles in Seecontainer verfrachtet.
Schuldt: „Da wird professionell gepackt. Jeder Hohlraum muss ausgefüllt sein, denn die Verschiffung eines Containers kostet rund 3500 Euro.“ Per Rheindampfer geht es dann nach Antwerpen und von dort mit einem Containerfrachter nach Südamerika.
In Buenos Aires werden die Kameraden aus Villarica bereits am Kai stehen und die Lieferung abwarten. Dann werden auch wieder die zugenieteten Türen der Rettungswagen geöffnet. „Eine Sicherheitsmaßnahme, damit keine Materialien unterwegs gestohlen werden können“, so Schuldt.
Und wenn alles klappt, wollen Strohauer und Schuldt Anfang Dezember auch in Buenos Aires am Kai stehen, wenn der Container mit den Gerätschaften ankommt. „Dann können wir neben der materiellen Hilfe auch feuerwehrtechnisches Know-how weitergeben“, freut sich der Rendsburger.
Die Hilfe wird danach nicht abreißen. Daher wird weiter gesammelt. Feuerwehren, die nicht mehr benötigtes Material in ihren Gerätehäusern liegen haben, können sich an Martin Schuldt (ma.schuldt@t-online) wenden.
Gebraucht wird nahezu alles – aber ganz oben auf der Wunschliste steht noch ein Tanklöschfahrzeug. Am liebsten mit einem alten Mercedes-Fahrgestell, denn dafür gibt es auch jenseits des Atlantiks noch ausreichend Ersatzteile.
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