Berufseinstieg: 20 Tipps damit es klappt (Tipps 16 bis 20)

EC 135 Einladen eines PatientenBremen (rd_de) – Der Berufseinstieg kann Probleme bereiten. Ein stressiges Arbeitsumfeld und eine verantwortungsvolle Tätigkeit fordern von Anfang an volle Aufmerksamkeit. Um die nötige Routine zu bekommen, ist es wichtig, sich immer wieder auf die Grundlagen zu besinnen. Wir haben 20 Tipps zusammengestellt, die den Einstieg in den Beruf erleichtern sollen. In den Tipps 16 bis 20 wird zum Beispiel erläutert, worauf bei einem RTH-Einsatz zu achten ist und wie die Abwicklung von Großschadenslagen abläuft. 

Vorsicht, Hubschrauber!

Um weder Rettungsteam noch Patient zu gefährden, gibt es einige Grundregeln für den Umgang mit dem Rettungshubschrauber. Vor der Landung müssen am vorgesehenen Landeplatz lose Gegenstände entfernt werden. Untergründe wie gemähtes Gras, Sand, Schotter oder lockerer Schnee sollten gemieden werden, da diese wegen Verwirbelungen bei Start und Landung die Sicht des Piloten und somit die Sicherheit des Hubschraubers erheblich beeinträchtigen können.

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Nach der Landung beträgt die Nachlaufphase des Rotors zwei Minuten. So lange muss in angemessenem Abstand gewartet werden. In dieser Zeit kann man lockere Kleidungsstücke wie Mützen, Schals oder Brillen bei sich und beim Patienten entfernen. Nach Handzeichen des Piloten bzw. des HEMS darf sich dem Hubschrauber in gebückter Haltung unter ständigem Sichtkontakt mit dem Piloten genähert werden. Der Pilot sitzt im Rettungshubschrauber vorne rechts.

Will man am Rettungshubschrauber vorbei gehen oder fahren, sollte dies immer vor dem Hubschrauber geschehen. Der schnelle Heckrotor ist kaum zu sehen. Im schrägen Gelände hat der Rotor einen unterschiedlichen Abstand zum Boden. Deshalb hier immer von der Talseite aus nähern.

Generell gilt: Nie an den Hubschrauber heranfahren! Der Gefahrenbereich, der durch Rotor und Heckleitwerk sowie durch den Arbeitsbereich beim Be- und Entladen definiert ist, gilt als absolute Tabuzone für Fahrzeuge. Ein besonderes Augenmerk ist auch auf Passanten, insbesondere Kinder, zu richten.

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Wahl der Zielklinik

Das Behandlungsergebnis des Patienten ist zu einem großen Teil davon abhängig, wie schnell er nach dem Notfallereignis in der für ihn geeigneten Zielklinik eintrifft. Prinzipiell sollte der Patient mit den wichtigsten Informationen vorangemeldet werden. Die aufnehmende Klinik kann sich dann bestmöglich vorbereiten.

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Ideal ist es, wenn eine Klinik mit interdisziplinärer Notaufnahme angefahren werden kann. Foto: Klinikum Augsburg

Ideal ist es, wenn eine Klinik mit interdisziplinärer Notaufnahme angefahren werden kann. Präklinisch ist es oft nur schwer möglich, eindeutig die richtige Fachabteilung zu wählen. Unklare Unterbauchschmerzen können beispielsweise verschiedene Ursachen haben.

Bei einigen Krankheitsbildern ist es erforderlich, die Notaufnahme zu umgehen und den Patient direkt in eine Spezialabteilung zu bringen. So sollte ein Patient mit akutem ST-Hebungsinfarkt von der Patientenfahrtrage des RTW direkt auf den Herzkathetertisch umgelagert werden. Der Faktor Zeit beeinflusst entscheidend die Chancen des Patienten, wieder vollständig gesund zu werden.

Ist ein Patient kreislaufinstabil oder sogar reanimationspflichtig, sollte das Transportziel ein Schockraum sein. Die S3-Polytrauma- Leitlinie gibt hierzu einige Indikationen vor, gegliedert nach Vitalparamter, Verletzungsmuster und Unfallmechanismus.

Doch nicht nur traumatologische Patienten, auch alle anderen, die von einem interdisziplinären Spezialisten-Team profitieren könnten, sollten in den Schockraum gebracht werden. Beispiele hierfür sind Patienten mit Verdacht auf Hirnblutung oder Aortendissektion sowie bewusstlose und beatmungspflichte Patienten.

Gerade die Möglichkeit, einen Patienten zeitgleich von einem Anästhesisten, Chirurgen, Internisten und Neurologen behandeln zu lassen, erhöhen die Überlebenschancen des Betroffenen.

Voraussetzung dafür ist aber, dass das Rettungsteam die Kliniken der Region und ihre Möglichkeiten kennt. Oft befinden sich Spezialkliniken und Häuser der Maximalversorgung nicht unmittelbar in der Nähe. Deshalb schon frühzeitig an die mögliche Transportdauer denken und eventuell rechtzeitig einen Rettungshubschrauber nachfordern.

Von Klinik zu Klinik

Vor jeder Verlegung steht die Übergabe in der Klinik. Diese muss aktiv vom Rettungsteam eingefordert werden, um alle nötigen Informationen über den Patienten zu erhalten. Hierzu zählen die Gründe der Klinikaufnahme und Verlegung, die Instrumentierung des Patienten und das nötige Monitoring sowie Besonderheiten im Verlauf des Klinikaufenthalts.

Gerade die Frage nach den Normalparametern des Patienten und nach einem funktionsfähigen Zugang kann in kritischen Situationen äußerst wichtig sein. Darauf muss geprüft werden, ob alle geforderten Überwachungssysteme vorhanden sind und besondere Anforderungen erfüllt werden können. Ist dies nicht der Fall, muss mit dem Klinikarzt besprochen werden, ob eventuell ein Schwerlast-RTW, ein Intensivtransportwagen oder ein Rettungshubschrauber anzufordern sind.

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Vor jeder Verlegung steht die Übergabe in der Klinik. Foto: Markus Brändli

Erst wenn alle diese Fragen geklärt sind, kann mit der Umlagerung des Patienten begonnen werden. Möglichst schonend, das heißt unter der Mithilfe mehrerer Personen, sollte dies erfolgen. Je nach Verletzungsmuster ist der Transport auf einer Vakuummatratze erforderlich.

Unabhängig von Größe, Monitoring und sonstigen Instrumenten müssen alle Gurte der Patientenfahrtrage angelegt werden. Für Kinder ist ein spezielles Rückhaltesystem vorgeschrieben.

In der Regel wird von der Leitstelle bei der Übermittlung des Auftrags auch das angeforderte Equipment genannt. Minimalausrüstung sollte einsatzunabhängig aber immer ein Pulsoxymeter sein. Bei kritisch kranken, schwer verletzten oder beatmeten Patienten ist jederzeit mit Komplikationen zu rechnen. Deshalb sollte in diesen Fällen die Ausrüstung neben EKG/Defi, Beatmungsgerät und elektrischer Absaugpumpe auch den Notfallrucksack umfassen. Bei jedem Gerät müssen Alarmtöne ausnahmslos angeschaltet und individuelle Alarmgrenzen eingestellt sein.

Vor Abfahrt muss der Rettungsassistent oder der Verlegungs- bzw. Notarzt noch die Dringlichkeit angeben und somit die Fahrt mit Sonderrechten anordnen. Selbstverständlich müssen alle fahrzeugfremden Geräte wie beispielsweise Spritzenpumpen und Monitore während der Fahrt vorschriftsmäßig fixiert werden können.

Großschadenslagen

Bei einem Massenanfall von Verletzten/ Erkrankten (MANV/E) besteht ein Ungleichgewicht zwischen direkt verfügbaren Rettungsmitteln und zu versorgenden Patienten. Sobald dies der Fall ist, können Patienten nicht mehr individuell behandelt werden. Ziel ist es dann vielmehr, möglichst viele Menschen zu retten.

Tipps5Als Hilfsmittel für solche Situationen hat sich der Führungskreislauf bewährt: Vor jeder Entscheidung ist die Lage zu erkunden und diese dann zu beurteilen. Das Resultat mündet in einen Entschluss, der als Befehl bekanntgegeben wird. Sodann ist die (neue) Lage wieder zu erkunden – der Führungskreislauf beginnt damit von vorn.

Nach Eintreffen an der Einsatzstelle gilt es zunächst, abzuklären, ob sie sicher ist. Dabei wird nach der GAMS-Regel vorgegangen: Gefahr erkennen, Einsatzstelle absichern, Menschenrettung durchführen und Spezialkräfte nachfordern.

Letzteres ist abhängig von der Lagemeldung. Diese sollte neben Unfallhergang bzw. Einsatzsituation und Zahl an Patienten auch Gefahren an der Einsatzstelle und die Nachforderung von weiteren Einheiten enthalten.

Als nächster Schritt steht die Ordnung des Raumes an. Zuerst muss eine Patientenablage ausgewiesen werden, wo dann die Betroffenen gesichtet und lebensbedrohliche Verletzungen versorgt werden können. Diese sollte in sicherem Abstand zum Gefahrenbereich und für Rettungswagen gut erreichbar sein. Es empfiehlt sich, diese mit dem ersteintreffenden RTW zu markieren und auszustatten.

Mit Hilfe des mobilen Equipments ist eine Versorgungsachse zu bilden. Allein mit Spineboard, Schaufeltrage, Vakuummatratze, Rettungstuch, Umbetttüchern und der Patientenfahrtrage können mehrere Behandlungsplätze eingerichtet werden. Die Kopfenden weisen dabei jeweils zur Versorgungsachse.

Zu den ersten Maßnahmen bei einem MANV/E gehört auch die Erkundung eines Rettungsmittelhalteplatzes. Er muss über gute An- und Abfahrtswege verfügen. Oberstes Gebot ist, sich nicht auf die beste Versorgung eines Patienten zu konzentrieren, sondern Strukturen zu schaffen, die die beste Versorgung für alle Patienten ermöglichen.

Schnell einsatzbereit Machen

Ist der Patient in der Klinik übergeben, gilt es, möglichst rasch seine Einsatzbereitschaft wieder herzustellen. Gerade in Regionen, in denen nur relativ wenig Rettungsmittel zur Verfügung stehen, kann es vorkommen, dass der Rettungswagen aus der Klinik zum nächsten Notfall alarmiert wird.

Höchste Priorität haben der Notfallrucksack sowie alle mobilen Geräte wie EKG, Sauerstoffeinheit und Absaugpumpe. Sie müssen nach Einsatzende sofort überprüft und aufgefüllt werden: Sind die EKG-Kabel mit Klebeelektroden bestückt? Fehlen Katheter für die Absaugpumpe? Ist ausreichend Sauerstoff in den Flaschen?

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Ist der Patient in der Klinik übergeben, gilt es, möglichst rasch seine Einsatzbereitschaft wieder herzustellen. Foto: Markus Brändli

Ist die mobile Notfallausrüstung klar, geht’s an die Patientenfahrtrage. Neben geöffnetem Umbetttuch unter einem frischen Einmallaken gehören eine Decke oder Rettungsfolie, ein Rettungstuch sowie eine Nierenschale zur vollständigen Ausstattung. Im Zuge dessen sollten alle Ausrüstungsgegenstände, die im unmittelbaren Patientenkontakt waren, desinfiziert werden.

Nicht zu vergessen ist, die persönliche Schutzausrüstung wieder zu komplettieren. Mehrere Paar Schutzhandschuhe, zwei Kugelschreiber und Filzstifte, ein Notizblock sowie eine Taschenlampe mit frischen Batterien/ Akkus sollte jeder dabei haben.

Nach dem Einsatz geht es auch darum, die Dokumentation zu vervollständigen: Auftragsnummer und Einsatzzeiten auf dem Protokoll ergänzen sowie die Patienten- und Rettungsdaten für die Abrechnung mit der Krankenkasse eintragen. Abschließend ist eine gründliche Händedesinfektion wichtig.

(Text: Dr. Maximilian Kippnich, Bezirksbereitschaftsarzt Bayerisches Rotes Kreuz in Unterfranken; Foto: DRF Luftrettung; zuletzt aktualisiert: 08.11.2018)[3078]

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