Allgäu: Ersthelfer werden über Smartphone alarmiert

(Bild: REGiON der Lebensretter e.V.)Kempten (pm) – Im bayerischen Allgäu werden demnächst Ersthelfer über Smartphone alarmiert. Der Verein „REGiON der Lebensretter e.V.“ weitet seine Initiative im Kampf gegen den plötzlichen Herztod damit über Baden-Württemberg hinaus aus.

Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung im Allgäu hat in seiner Verbandsversammlung am Dienstag (23.11.2021) in Kempten die Einführung des Systems „REGiON der Lebensretter“ beschlossen. Dieses Alarmierungssystem wird durch drei Allgäuer – alle selbst im Rettungsdienst tätig – im Gebiet der ILS Allgäu initiiert. Dem Rettungsdienstbereich gehören die Landkreise Oberallgäu, Ostallgäu und Lindau (Bodensee) sowie die kreisfreien Städte Kempten (Allgäu) und Kaufbeuren an. Die ILS Allgäu wird nach der Einführung des Alarmierungssystems ehrenamtliche Lebensretter über ihr Smartphone in einem Gebiet mit einer Gesamtfläche von etwa 3.350 km², 470.000 Einwohnern und etwa 3,6 Millionen Urlaubern im Jahr alarmieren können.

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Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen. Über 70.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Durchschnittlich eine von fünf Familien ist statistisch davon betroffen. Bis der Rettungsdienst eintrifft – im Bereich der ILS Allgäu durchschnittlich etwa elf Minuten nach dem Notruf – sind die Überlebenschancen nur noch minimal.

Der gemeinnützige Verein „REGiON der Lebensretter e.V.“ hat seit 2018 ein App-basiertes System etabliert. Über das System kann die Rettungsleitstelle registrierte Ersthelfende in der unmittelbaren Nähe des Notfalls orten und per Smartphone alarmieren lassen.

Professor Michael Müller, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin am St.-Josefs-Krankenhaus und Vorstandsvorsitzender des Vereins, schätzt, dass mit einer flächendeckenden Einführung des Lebensretter-Systems jedes Jahr 10.000 Menschen gerettet werden könnten und die meisten Patienten bei sehr guter Lebensqualität auch ihrer Erwerbstätigkeit weiter nachgehen können.

Müller betont die gesellschaftliche Relevanz: „Es betrifft 70.000 Menschen pro Jahr in Deutschland, also mehr als 20-Mal so viele wie Verkehrstote – trotzdem geben wir nur einen Bruchteil der Gelder für Prävention in diesem Bereich aus. Die Einsätze der Lebensretter sind kein Teil des Rettungsdienstes, sondern werden von uns ehrenamtlich organisiert.“

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