Trotz Krisenzeiten: Verhaltene Bereitschaft zum Ehrenamt
(Bild: Lisa Beller/Malteser)Köln (MHD) – Die zweite Ausgabe des „Malteser-Ehrenamtsmonitor für Deutschland“ zeigt, dass die Bereitschaft, sich regelmäßig ehrenamtlich zu engagieren, auf gleichem Niveau bleibt wie bei der letzten Befragung. Allerdings ist die Bereitschaft, den Betroffenen des Ukraine-Krieges zu helfen, groß.
Zum zweiten Mal haben die Malteser die Einstellung der Menschen in Deutschland zum bürgerschaftlichen Engagement bei der Bewältigung gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen untersucht. Dieses Mal insbesondere vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine. Dazu befragte YouGov Mitte März 2022 in einer repräsentativen Online-Umfrage mehr als 2.000 Volljährige.
Die Menschen in Deutschland zeigen sich angesichts des Krieges in der Ukraine sehr hilfsbereit. Knapp die Hälfte der Befragten hat bereits etwas unternommen, um Betroffene zu unterstützen. Geld- und Hilfsgüterspenden waren mit 27 bzw. 17 Prozent die häufigsten Aktivitäten.
Nichtstaatliche Organisationen gewinnen im Zuge ihrer Hilfseinsätze für die Menschen der Ukraine an öffentlicher Sichtbarkeit. Die Mehrheit der Bevölkerung hat das Engagement der großen Hilfsorganisationen deutlich wahrgenommen. Insbesondere die Versorgung mit Essen und Hilfsgütern im Kriegsgebiet sowie die Unterstützung bei Erstversorgung und Unterbringung in Deutschland ist den Menschen aufgefallen.
Ob Krieg in der Ukraine, Pandemie oder Naturkatastrophen als Folge des Klimawandels – die Gesellschaft ist bedeutenden Risiken und Herausforderungen ausgesetzt. Noch mehr Menschen als beim ersten Ehrenamtsmonitor im September 2021 sind der Ansicht, dass die Gesellschaft in Deutschland stärker herausgefordert ist als früher.
Insbesondere hinsichtlich Migration und Zuwanderung (76 Prozent), Pandemien (75), Naturkatastrophen (72) und mangelndem gesellschaftlichem Zusammenhalt (72) machen sich die Befragten größere Sorgen, als noch vor einigen Jahren.
Eine Mehrheit der Befragten hält zur Bewältigung dieser Herausforderungen den Beitrag des Ehrenamts für wichtiger als bisher. Unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs messen die Befragten vor allem bei den Themen öffentliche Sicherheit (von 51 Prozent im September 2021 auf 64 Prozent), Migration bzw. Zuwanderung (von 48 auf 65 Prozent) und demografischer Wandel (von 54 auf 59 Prozent) dem Ehrenamt mehr Bedeutung bei als im September 2021.
Trotz der wahrgenommenen Relevanz des Ehrenamts hat sich die persönliche Bereitschaft, sich selbst zu engagieren, bei 54 Prozent der Befragten nicht geändert. Bei mehr als einem Viertel der Menschen in Deutschland ist diese Bereitschaft durch die jüngsten Krisen gestiegen. Auch bei der Art und dem Umfang der Tätigkeit, die sich die Befragten vorstellen können, ist das Bild gegenüber September fast unverändert: Rund ein Drittel der Befragten ist bereit, spontan zu entscheiden, ob sie mithelfen können und wollen, möchten sich jedoch nicht langfristig an eine Organisation binden.
„Es bedarf nichtstaatlicher Hilfsorganisationen, die einen organisatorischen Rahmen bilden, innerhalb dessen sich Menschen für andere ehrenamtlich engagieren können. Die kurzfristige Hilfsbereitschaft reicht nicht aus. Daher müssen die auf langfristiges Engagement angelegten Strukturen im Bevölkerungsschutz gestärkt werden, damit diese im Notfall zur Verfügung stehen“, erklärt der Leiter der Notfallvorsorge der Malteser, Markus Bensmann.
Das sieht auch die Mehrheit der Menschen in Deutschland so: Knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Befragten befürworten den Aufbau eines neuen freiwilligen Dienstes im Bevölkerungsschutz für alle Altersgruppen, mit umfassender Ausbildung und mehrjährigem ehrenamtlichen Einsatz im Bevölkerungsschutz. Eine generelle Stärkung der im Katastrophenschutz bereits tätigen ehrenamtlichen Hilfsorganisationen wird sogar von 76 Prozent der Befragten befürwortet.
Die Malteser halten es für dringend erforderlich, das Ehrenamt weiter zu stärken. Mit dem Gesellschaftsdienst im Bevölkerungsschutz hat die Hilfsorganisation einen detaillierten Vorschlag ausgearbeitet, wie ein neuer ehrenamtlicher Dienst für den Bevölkerungsschutz ausgestaltet und eingeführt werden könnte.
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