NRW: Johanniter legen Finger in die Wunden
(Bild: Johanniter/Upfront Photo & Film GmbH)Düsseldorf (JUH) – Die Johanniter fordern eine Reform der Notfallversorgung in Nordrhein-Westfalen (NRW). Um ihre Forderungen auf eine breite Basis zu stellen, hat die Hilfsorganisation erstmalig in NRW alle Beteiligten in einer wissenschaftlich begleiteten Expertenumfrage befragt. Teilgenommen haben Rettungsdienst-Mitarbeitende der Hilfsorganisationen, Leitstellen-Disponenten, Verantwortliche in der NRW-Verwaltung, Wissenschaftlerinnen und Gesundheitspolitiker.
Als größtes Problem sei der akute Personalmangel identifiziert worden, teilen die Johanniter mit. Deshalb müssten ab sofort mehr junge Menschen ausgebildet und die Einsätze besser disponiert werden. Zu geringe Ausbildungsquoten in den Rettungsdienst-Bedarfsplänen in fast allen NRW-Kommunen verhinderten, dass neue Notfallsanitäter und -sanitäterinnen ausgebildet werden könnten. Die Krankenkassen und Kommunen müssten in den Rettungsdienstbedarfsplänen mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen und refinanzieren.
Das zweitgrößte Problem seien die vielen Einsätze. In zu vielen Fällen spielten nicht-lebensbedrohliche Situationen eine bedeutende Rolle. Alarmierungen erfolgten, so hätten es laut Johanniter alle Befragten bestätigt, immer häufiger aufgrund von leichten Erkrankungen. Um die Einsatzlast zu reduzieren, sei eine bessere Lenkung der Notrufe in den Leitstellen wichtig. Diese müssten aus Sicht der Experten zu integrierten Gesundheitsleitstellen ausgebaut werden, die alle relevanten Notrufnummern vereinten.
Die drittgrößte Herausforderung sei der NRW-Flickenteppich an Rettungsdienst-Regularien und Einsatzbefugnissen von Notfallsanitäterinnen und -sanitätern. Um rechtliche und praktische Unsicherheiten im Einsatz für Rettungskräfte zu beenden, müssten die Befugnisse der Ärztlichen Leitungen Rettungsdienst vereinheitlicht werden. In allen Kommunen sollte der Rettungsdienst gleich geregelt sein und nach dem „Gemeinsamen Kompendium Rettungsdienst“ im Ruhrgebiet arbeiten.
Schlussendlich sollten als vierter Punkt Notfall-KTW etabliert werden. Sie seien eine naheliegende Lösung für alle nicht-lebensbedrohlichen Notfälle. Damit könnten sowohl das Rettungsdienst-Personal als auch die Ressourcen geschont werden, teilten die Johanniter als Ergebnis ihrer Umfrage mit.
Das könnte dich auch interessieren