Neuer Studiengang „Interdisziplinäres Notfall- und Krisenmanagement“
Essen (pm) – Am 15. April 2011 ist am Steinbeis-Institut „Public Health and Healthcare” in Essen ein neuer Bachelorstudiengang gestartet. Dieses Angebot richtet sich insbesondere an Rettungsassistentinnen und Rettungsassistenten, die eine neue berufliche Perspektive suchen und sich entsprechend weiterentwickeln möchten.
Das Studium ist als Projekt-Kompetenz-Studium konzipiert und kann berufsbegleitend absolviert werden. Nach einer Regelstudienzeit von sechs Semestern wird der international anerkannte akademische Grad „Bachelor of Arts“ vergeben.
Insgesamt besteht das Studium aus 23 Studienmodulen. In der Grundlagenphase werden zunächst Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens, Forschungsmethoden sowie Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, der Unternehmensführung und des Managements vermittelt. In der Vertiefungsphase geht es insbesondere um pädagogische, psychologische und sozialwissenschaftliche Aspekte der Notfallvorsorge. Außerdem werden Methoden zur Risikoanalyse, die Risiko- und Krisenkommunikation sowie spezielle Aspekte des Rettungsdienstmanagements thematisiert. Auch der Rettungsdienstbedarfsplanung und der aktuellen Diskussion um Ausschreibungen rettungsdienstlicher Leistungen sind einzelne Studienmodule gewidmet.
Berufliche Perspektiven bieten u. a. das Notfall- und Krisenmanagement in größeren Betrieben und Organisationen, eine Dozententätigkeit an Rettungsdienstschulen sowie die konzeptionelle und koordinierende Arbeit in der kommunalen oder auch regionalen Gefahrenabwehr. Auch für die Tätigkeit als Leiter einer Rettungswache oder einer Abteilung in Hilfsorganisationen ist man mit dem neuen Studiengang bestens vorbereitet.
Und wieder ein neues Puzzle-Teil in der Welt der kramphaft versuchten Akademisierung von RD-Personal… Ich glaube nicht dass es nötig ist, einen weiteren Studiengang auf einen Markt zu werfen, der gar nicht wirklich existiert sondern künstlich herbeigeredet wird und wovon (also den Studiengängen) es schon mehr als genug derselben Sorte gibt. Ausserdem müssten erstmal die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen geändert werden, um solche Studiengänge überhaupt nötig zu machen.
Bislang konnte noch kein Anbieter glaubwürdig darlegen ob und wie wichtig und aussichtsreich und damit sinnvoll solche Studiengänge sind. Ein Beispiel: der Studiengang “Rescue Engeneering”. Ein ingenieurswissenschaftlicher Studiengang, der angeblich den Feuerwehrführungsnachwuchs bilden soll und überhaupt das Beste für die Führungskräfteausbildung ist. Seltsamerweise schaffen es aber nur die wenigsten Absolventen tatsächlich in irgendeine BF, aber nicht weil sie so schlecht sind sondern weil keine FW weiss was sie mit so einem Abschluss anfangen soll / kann!
@thomaswagner
Zur Akademisierung der Gesundheitsfachberufe und zur akademischen Ausbildung von Personal für das Rettungswesen gibt es eine ganze Menge zu sagen – aber das würde den Rahmen sprengen.
Tatsche ist, daß in den meisten Ländern der EU die Ausbildung in fast allen Gesundheitsberufen mit 3jähriger Dauer an Fachhochschuelen stattfindet. Selbst Österreich – im dem Traditionen zählen – ist vor einigen Jahr dazu übergegangen; in Österreich befindet sich gegenwärtig von den dreijährigen Gesundheitsberufen nur noch die Krankenpflege an Berufsfachschulen. Wer dort z.B. Hebamme oder Diätassistent werden will, kann dies nur noch über eine Fachhochschul-Ausbildung.
Wenn Deutschland und auch die Angehörigen der Gesundheitsfachberufe selbst den Anschluß nicht verlieren wollen, dann gibt es keinen anderen Weg.
Insbesondere für Führungskräfte im Rettungswesen – und das fängt beim Leiter einer Rettungswache an – ist eine einschlägige akademische Ausbildung zeitgemäß und m.E. auch notwendig. Gleiches kann für Lehrer bzw. Lehrkräfte an RD-Schulen gelten.
Was bringt eine akademische Ausbilddung? Wenn man nach Österreich blickt, dann erkennt man, daß sie mehr Kompetenz bringt. Z.B. nehmen dort die an Fachhochschulen ausgebildeten MTAs inzwischen Aufgaben wahr, die Arztsache waren.
Und auch für RettAss gibt es ganz pragmatische Gründe: Wenn sie nicht mittelfristig von für Notfallmedizin an Fachhochschulen weitergebildeten Krankenpflegern vom Patienten verdrängt werden möchten – entsprechende Ausbildungen gehen gegenwärtig mit Wohlwollen von ärztlicher Seite an den Start – dann sollten sich auch RettAss bewegen.
Natürlich bleibt festzuhalten, daß ein akademischer Abschluß noch lange keine Garantie für eine entsprechende Stelle ist – aber das war es noch nie, in keinem Berufsfeld!
Mehr Kompetenz? Hier? Wir reden schon von Deutschland, oder?
Wieso sollte ich diesen oder einen anderen Studiengang besuchen ohne zu Wissen, was für genaue Vorteile es später gibt?! Derzeit sind die Vorteile doch recht überschaulich: 0.
Weder ne bessere Bezahlung (haha!) geschweige denn mehr “Kompetenzen”. Worin auch?! Im Umgang mit Medikamenten? Nicht im Traum.
Verdrängt wird hier auch niemand, schon gar nicht von Leuten “mit Studium”, die wahrscheinlich wirklich noch mehr Geld verlangen.
Gut, das wäre dann einer der Vorteile, allerdings für die ohne Studium. Während die “mit Studium” bereits aussortiert werden (weil zu teuer) steigt die Chance auf Einstellung für alle anderen.
@ charie-zulu
Mit dieser Einstellung ist man m.E. nicht zukunftsfähig! Aber vieleicht liegt es auch daran: Wer schon überzeugt ist, der kann nicht mehr überzeugt werden!
@ Dr N:
Da ich selbst u. a. auch in Österreich in der präklinischen Ausbildung tätig bin sind mir die dortigen Verhältnisse nicht unbekannt.
Es ist schon richtig, dass man in unserem Nachbarland sehr traditionsverliebt ist, nach dem Motto: Bloß nix verändern (siehe RD-Ausschreibung Tirol)!
Ein Studium führt aber auch dort noch lange nicht zu mehr Kompetenzen und Berechtigungen. Eine Krankenschwester, Verzeihung. diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, so die korrekte Bezeichnung in Österreich, darf selbst nach einem Studium nicht mehr leisten als Pflegepersonal ohne Studium. Das Gleiche gilt auch für die Präklinik, denn wenn es schon ein großer Wurf ist, dass man als Notfallsanitäter (entspricht der Stellung eines RA) “jetzt einen Guedeltubus einlegen darf” (O-Ton eines RD-Mitarbeiters aus Tirol), dann ist ja wohl klar wie weit es mit Kompetenzverteilung und Zugeständnissen an nichtärztliches Personal ist. Und auch in Deutschland darf eine MTA auch ohne Studium Blut abnehmen, was streng genommen auch eine ärztliche Tätigkeit ist; sie wird eben nur delegiert.
Insofern ist Ihre Aussage also schon mal falsch, dass durch die Akademisierung von RD-Personal sich die Situation ändert.
Weiterhin ist es ebenso nicht richtig, dass RD-Personal durch in Notfallmedizin weitergebildetes Pflegepersonal verdrängt werden soll. Das geben weder das KrPflG noch die RD-Gesetze der Länder her. Zudem würde ich gern wissen, wie bei dem schon jetzt vorherrschenden und sich immer weiter verschärfenden Pflegekräfte-Mangel in Deutschland auch noch Personal für den Rettungsdienst kommen soll. Und ganz nebenbei: Die DKG (Dt. Krankenhaus-Gesellschaft) spielt mit dem Gedanken die Fachweiterbildung für Pflegekräfte (OP-Dienst und Anästhesie/Intensivpflege) zu kippen um diese durch OTA´s bzw. ATA´s zu ersetzen. Sie glauben doch nicht etwa dass dann stattdesen andere Fachweiterbildungen, wie Sie meinen, geschweige denn Studiengänge dafür erzeugt werden?
Eine Akademisierung macht, wie schon sagte, nur dann Sinn wenn die Arbeitsbedingungen bzw. Voraussetzungen für eine entsprechende Nutzung der Studieninhalte geändert werden! Aber dank unseres Föderalismus sind wir noch Welten von einem System wie in der Schweiz entfernt, das solche Tendenzen in Richtung Akademisierung erlaubt und vor allem auch sinnvoll erscheinen lässt.
@ charie-zulu: Das Studium hat doch überhaupt nichts mit Medikamenten oder der leidigen Notkompetenz-Debatte zu tun! Nur diejenigen, die irgendwann mal eine Stelle als Leiter Rettungsdienst o. ä. haben wollen bekommen im Studium Infos zu BWL, Marketing, Mitarbeiterführung und so etwas. In jedem anderen Berufsfeld geht ohne ein vergleichbares Studium ab der mittleren Führungsebene schon seit Jahren überhaupt nichts mehr. So ist das eben. Warum regst Du Dich so auf?
@thomaswagener:
Leider vermengen Sie “Dinge”, die nicht vermengt werden dürfen! Zum Teil sind Ihre Informationen offenbar auch unvollständig – eine Diskussion ist auf dieser Basis eigentlich nicht möglich. Abschließend dazu nur soviel:
Eine “diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin” in Österreich hat kein Hochschulstudium absolviert; aber das müßte aus meinen Ausfühungen eigentlich bereits hervorgegangen sein. In Österreich und der Schweiz bedeutet “diplomiert” eigentlich nur “staatlich geprüft”. Dieser Abschluß entspricht dem Abschluß der Berufsfachschulen in Deutschland, z.B. zum RettAss oder zur Gesundheits- und Krankenpfelgerin.
Und bezüglich der MTAs in Österreich sprach ich nicht die Blutabnahmen, sondern die Kontrastmittelgabe und die Medikation beim Eintritt einer allergischen Reaktion nach Kontrstmittelgabe an! Vielleicht sollten Sie sich über diese Neuerungen gelegentlich orientieren!
Außerdem ist der “Notfallsanitäter” in Österreich ein “Beruf”, der – auch wenn er eine umfangreichere Ausbildung hat – eigentlich von der Systematik her eher dem Retungssanitäter entspricht als einem (regulären) Gesundheitsfachberuf.
Aber das sind nur einige Punkte. …
Bei Ihnen hat man den Eindruck, daß Sie sich gegen die Teilakademisierung, die aus verschiedensten Gründen kommt, die aus diversen Gründen kommen muß, mit Argumenten, die eigentlich keine sind, wehren.
Entschuldigen Sie, daß ich jetzt so reagiere, wie ich Ihre Reaktionen empfinde, nämlich “wenig sachlich”. Haben Sie persönlich keine Hochschulzugangsberechtigung und sind deshalb aus emotionalen Gründen dagegen? Oder sehen Sie andere Nachteile für sich persönlich?
@Dr N:
Es gibt beileibe keinen Grund beleidigend zu werden, denn damit werden Sie selbst unsachlich, was Sie mir jedoch vorwerfen.
Ich weiss selber dass der Titel “diplomiert” unserem Staatsexamen entspricht und keinen Rückschluss auf einen akademischen Abschluss erlaubt. Meine Aussagen bezogen sich auch darauf, dass es für eine/n Krankenpfleger/in keinen Unterschied macht, ob sie/er zusätzlich zur eigentlichen Ausbildung auch noch ein Studium macht. Die Kompetenzen und die Arbeit bleben gleich.
Dasselbe gilt für den Rettungsdienst. Auch wenn ich Ihnen recht gebe, dass der Notfallsanitäter aufgrund seines Ausbildungsumfangs eher einem besseren deutschen RS entspricht, so ist die österreichische Organisation trotzdem so gegliedert dass in seiner Stellung der NFS dort einem RA hier entspricht.
Wenn Sie nicht verstehen, warum ich gegen derartige Studiengänge bin, empfehle ich Ihnen nochmals die genauere Lektüre meiner Äusserungen. Ich habe sehr wohl deutlich und nachvollziehbar argumentiert. Wenn Sie meiner Argumentation nicht folgen wollen können wir durchaus diskutieren. Wenn Sie ihr nicht folgen können ist das Ihr Problem.
Und noch ein Punkt zum Schluss: Ich habe keine Veranlassung irgendwelche Nachteile darin zu sehen. Ich habe meine Qualifikationen. Auch wenn Sie meine Schulbildung eigentlich nichts angeht: ich verfüge sehr wohl über eine Hochschulberechtigung. Vielleicht sehe ich ja gerade deshalb derartige Entwicklungen kritischer als Sie. Und im RD bzw. der Ausbildung bin auch nicht erst seit gestern tätig. Also sparen Sie sich Ihre Überheblichkeit und Arroganz und bleiben oder besser werden Sie wieder sachlich!
@Hendrik
“Das Studium hat doch überhaupt nichts mit Medikamenten oder der leidigen Notkompetenz-Debatte zu tun!”
Exakt. Daher fragte ich, woher dieses “mehr Kompetenz” kommt, von dem hier gesprochen wurde.