Schwangau (pol/Bergwacht) – Ein Gleitschirmunfall, der sich am Freitag gegen 13 Uhr ereignet hatte, war Auslöser für eine aufwendige Rettungsaktion. Der Schirm verhedderte sich in den Seilen der Bergbahn. Schlechtes Wetter verhinderte die Rettung von 19 Fahrgästen und dem Gondelführer.
Der 54-jährige Pilot des Tandemgleitschirms war aus noch nicht abschließend geklärter Ursache mit dem Tragseil der Bergbahn kollidiert. Bei diesem Luftunfall verfing sich der Schirm etwa 50 Meter von der Bergstation entfernt im Seil der Bergbahn, die umgehend ihren Betrieb einstellte. Sowohl der in der Schweiz wohnhafte Pilot, als auch sein Fluggast konnten bis 15.00 Uhr von Angehörigen der Bergwacht unter Einsatz des Rettungshubschraubers Christoph 17 geborgen werden. Der Gleitschirmpilot, der bereits seit 17 Jahren die Berechtigung zum Fliegen von Luftsportgeräten besitzt, als auch sein 35-jähriger Fluggast erlitten bei dem Vorfall leichte Verletzungen, die jedoch keine stationäre Aufnahme in einem Krankenhaus erforderten.
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Im Rahmen eines Bergeversuchs des Schirms wurde festgestellt, dass die Seile der Tegelbergbahn verheddert waren, so dass weder der Schirm geborgen werden konnte, noch eine Wiederinbetriebnahme der Bahn möglich war. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 132 Besucher auf der Bergstation. In der im oberen Drittel der Bahnstrecke befindlichen Gondel waren 19 Fahrgäste und der Gondelführer, in der im unteren Drittel befindlichen Gondel saßen 30 Personen fest.
Im Anschluss an die Bergung der beiden Männer wurde damit begonnen, die Personen von der Bergstation ins Tal zu fliegen. Zeitgleich wurden Bergretter vom Hubschrauber aus auf der unteren Gondel abgesetzt. Im Anschluss konnten die 30 Insassen dieser Gondel über ein Seil aus einer Höhe von rund 70 m auf den Boden abgeseilt werden. Bei dieser ersten Rettungsaktion waren vier Hubschrauber der Bayerischen Polizei, zwei Rettungshubschrauber, ein Hubschrauber der Bundespolizei sowie ein SAR der Bundeswehr eingebunden.
Ein noch in den späten Nachmittagsstunden unternommener Versuch mittels Abseilen aus dem Hubschrauber zu den Personen in der oberen Gondel zu gelangen musste aufgrund der Windverhältnisse an dieser Stelle erfolglos abgebrochen werden. Die Gondel befand sich rund 100 m über den Grund. Zudem wurde erneut geprüft, ob die Gondeln wieder in Betrieb genommen werden könnten. Dies stellte sich als undurchführbar heraus.
Eine Nacht in der Gondel verbracht
Die Witterungsverhältnisse verbesserten sich auch bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht so weit, dass eine Luftrettung möglich war. Darum mussten die 20 Personen im Alter von 4 bis 75 Jahren für die Nacht versorgt werden. Ein Bergretter, der mit Hilfe eines Seilfahrgerätes zu der Gondel gelangte, brachte Lebensmittel, Decken und Spielsachen für die Kinder in die Gondel. Zu den Festsitzenden bestand Funkkontakt. Ein Notarzt verbrachte die ganze Nacht auf dem Stützpfeiler der Bahn, um im Falle einer medizinischen Notlage möglichst schnell zu der Gondel zu gelangen. Trotz der unangenehmen Lage war die Situation in der Gondel, insbesondere auch aufgrund des besonnenen Verhaltens des Gondelführers, entspannt.
Während der Nacht wurde begonnen zwei unterschiedliche Rettungsvarianten vorzubereiten: Das Abseilen aus der Gondel, wäre aufgrund des sehr steilen felsigen Geländes unterhalb der Gondel sehr komplex geworden. Die andere Variante sah eine Luftrettung mittels Hubschrauber vor, die nur bei günstigen Witterungsverhältnissen möglich ist.
Während dieser Vorbereitungsphase gelangten zwei weitere Bergretter über das Seilfahrgerät zur Gondel. Kurz vor 6 Uhr gelangte ein Dritter durch eine Abseilaktion vom Hubschrauber aus auf das Gondeldach. Aufgrund der Witterungslage wurde entschlossen, die Passagiere durch eine Luftrettung aus ihrer misslichen Lage zu retten. Um 6 Uhr flog der erste Polizeihubschrauber „Edelweiß 7“ die Gondel an. Mit dem ersten Flug konnten über eine Windenrettung zwei Männer geborgen werden, mit dem zweiten Flug des Polizeihuschraubers „Edelweiß 1“ vier Kinder. Durch diese enge Zusammenarbeit der Luftretter der Bergwacht und der Besatzungen der Polizeihubschrauber konnten in einem Zeitraum von zwei Stunden durch die abwechselnden Flüge der beiden Hubschrauber, die nur durch eine Tankpause unterbrochen waren, alle Personen geborgen und sicher ins Tal gebracht werden. Sämtliche Gondelinsassen hatten die Nacht unverletzt überstanden und wurden unter anderem durch Kriseninterventionsteams des BRK und der Bergwacht im Nachgang betreut.
Bei dieser Bergungsaktion waren folgende Kräfte teilweise ab Beginn im Einsatz: 85 Angehörige der Bergwacht, zwei Notärzte, 68 Kräfte des BRK, 16 Angehörige des THW, 47 Feuerwehrleute sowie 34 Einsatzkräfte der Polizei, darunter fünf Mitglieder der Alpinen Einsatzgruppe. Zusätzlich zu den beiden Polizeihubschraubern leistete ein Hubschrauber der Bundespolizei Unterstützung beim Ausfliegen von Einsatzkräften und Technikern die sich noch auf der Bergstation und auf dem Stützpfeiler befanden.
Seitens der Polizeiinspektion Füssen wird wegen einem Gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr sowie wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht bekannt, wann die Bergbahn wieder ihren Betrieb aufnehmen kann. Neben der Bergung des Gleitschirms und dem Entwirren der Seile wird aufgrund des Vorfall auch eine technische Inspektion erforderlich.