Bremen (rd_de) – Selbst erfahrene Anästhesisten in der Klinik sind angespannt, wenn sie eine Narkose bei Kindern durchführen müssen. Verständlich, denn die Sterblichkeit von Kindern durch eine Narkose ist weitaus höher als bei Erwachsenen. Schon die bloße Venenpunktion oder Intubation stellt oftmals eine echte Herausforderung dar.
Narkose bei Kindern
Damit die Narkose bei Kindern an der Einsatzstelle oder zum Beispiel im Rettungswagen gelingt, hier unsere 10-Punkte-Liste:
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Das Kind muss mit dem Kopf achsengerecht und in Neutralstellung gelagert werden.
Das Kind muss ausreichend lang präoxygeniert werden. Manchmal gelingen in dieser Phase spielerische Gespräche mit dem Kind. Der Notarzt hat Angst – das Kind und das gesamte Rettungsteam auch.
Die Narkose wird eingeleitet.
Bei kleinen Kindern muss in der Regel immer mit der Maske beatmet werden, auch wenn das Kind noch nicht intubiert ist. Diese Maskenbeatmung während der Narkose sollte schonend und möglichst ohne hohe Beatmungsdrucke erfolgen, um das Aspirationsrisiko klein zu halten.
Wird das Kind während der Narkose bradykard, sollte zunächst kontrolliert werden, ob das Kind ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist. Zeitgleich kann Atropin gegeben werden.
Wenn die Narkose nicht tief genug ist, kann ein Stimmritzenkrampf (Stridor) oder ein Verschluss der tieferen Atemwege auftreten und die Beatmung unmöglich werden. In solchen Fällen muss die Narkose weiter vertieft werden, bis die Beatmung gut funktioniert.
Nun kann intubiert werden. Der Intubationserfolg wird über die Bestimmung des Kohlendioxids in der Ausatemluft festgestellt.
Trotz erfolgreicher Intubation fällt die Sauerstoffsättigung manchmal kräftig ab. Dies ist Ausdruck der geringen kindlichen Residualkapazität.
Lässt sich das Kind nicht intubieren, muss es mit einem alternativen Beatmungsverfahren der Rückfallebene beatmet werden, zum Beispiel Larynxmaske oder -tubus.
Die Lunge muss abgehorcht werden. Danach kann das Kind an das Beatmungsgerät angeschlossen oder von Hand mittels Beutel beatmet werden.
Noch ein Hinweis zum Schluss: Um Missverständnisse in der Kommunikation zu vermeiden, sollten alle (Leitstelle, RTW-Team und Notarzt, Klinik) dieselbe Sprache sprechen: Von einem Neugeborenen (ca. 4 kg) spricht man zum Beispiel, wenn das Kind maximal vier Wochen alt ist. Danach ist das Kind bis zum Abschluss des ersten Lebensjahres ein Säugling (ca. 10 kg). Zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr handelt es sich um ein Kleinkind.
(Text: Dr. Gerald Bandemer, Anästhesist und Notarzt, LNA, Ärztlicher Leiter DRF-Luftrettungszentrum in Bremen; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 21.01.2019) [1555]