ADAC-Stiftung analysiert Ausbau von Ersthelfer-Netzwerken

(Bild: ADAC Stiftung)München (ADAC) – Deutlich schneller als der Rettungsdienst könnten Ersthelfer mit der Herzdruckmassage beginnen. Doch die dafür nötigen Smartphone-basierten Alarmierungssysteme fehlen in weiten Teilen Deutschlands. Dabei mangelt es weder an der Einsatzbereitschaft von Ersthelfern noch am Willen der Rettungsleitstellen, wie eine aktuelle Studie der ADAC-Stiftung belegt, die mit Unterstützung des Beratungsunternehmens antwortING durchgeführt wurde.

Etwa 120.000 Menschen jährlich erleiden in Deutschland einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand. In rund 60.000 Notfällen wird der Patient reanimiert. Von ihnen überlebt jeder Neunte, teilweise mit schweren Folgeschäden. Mediziner gehen davon aus, dass Ersthelfer-Netzwerke in dreierlei Hinsicht die Rettungsquote verbessern könnten: mehr Fälle, in denen Reanimation noch möglich ist; mehr Fälle, in denen der Patient überlebt; weniger Fälle, in denen der Überlebende irreversible Hirnschäden davonträgt.

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Die Erfahrungen mit Smartphone-basierten Ersthelfer-Alarmierungssystemen sind derart positiv, dass der Deutsche Rat für Wiederbelebung seit 2021 in seinen Reanimationsleitlinien fordert, diese Systeme flächendeckend einzuführen. Aber lediglich Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein haben landesweite Ersthelfer-Netzwerke aufgebaut. In allen anderen Bundesländern kommen zwar in einzelnen Städten und Landkreisen unterschiedliche Apps von diversen Anbietern zum Einsatz. Jedoch existieren für diese Alarmierungssysteme keine einheitlichen Standards. Deshalb lassen sich die bestehenden Ersthelfer-Netzwerke nicht miteinander verbinden.

Aktuell sind in Deutschland 235 der 401 Landkreise und kreisfreien Städten unversorgt. Rund 52 Millionen Menschen leben somit laut ADAC in Regionen ohne jegliche koordinierte Alarmierung von Ersthelfern. „Diese Bestandsaufnahme kann uns nicht zufrieden stellen, weil die Überlebenschance für Herz-Kreislauf-Notfälle unnötig hoch vom Zufall abhängt. Wir könnten in Deutschland erheblich mehr Leben retten“, ist Christina Tillmann, Vorständin der ADAC-Stiftung, überzeugt.

Damit Ersthelfer in der Regel innerhalb der ersten fünf Minuten nach einem Notfall am Einsatzort sind, geht die Studie für Deutschland von einem Bedarf in Höhe von fünf Prozent der Erwachsenen aus. Etwa 3,5 Millionen Bundesbürger müssten sich demnach in einem Netzwerk als Ersthelfer registrieren lassen.

An der Bereitschaft der Menschen scheint es dabei nicht zu scheitern. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der ADAC-Stiftung. Demnach können sich 16 Prozent aller Erwachsenen gut vorstellen, sich in einer Ersthelfer-App zu registrieren. Unter den 30- bis 39-Jährigen sagt das sogar mehr als jeder Vierte (27 Prozent).

„Die hohe Bereitschaft zu helfen, ist ein ermutigendes Signal. Die Politik sollte jetzt die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass überall in Deutschland Ersthelfer-Netzwerke bestehen und alle Alarmierungssysteme kompatibel sind“, fordert Christina Tillmann. Die ADAC-Stiftung erarbeitet derzeit Konzepte, Ersthelfer-Netzwerke in der Bevölkerung bekannter zu machen, mehr Ersthelfer zu gewinnen und deren Ausbildung zu organisieren.

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