Ärztekammern sehen Empfehlungen der Regierungskommission kritisch

(Bild: Filmbildfabrik/Shutterstock)Düsseldorf/Hannover (ÄkNo/ÄKN) – Die Ärztekammern Nordrhein (ÄkNo) und Niedersachsen (ÄKN) haben sich kritisch mit den Empfehlungen der Regierungskommission zur Reform des Rettungsdienstes auseinandergesetzt. Dabei lehnen vor allem die Medizinerinnen und Mediziner der ÄkNo weitergehende Zuständigkeiten von akademisch qualifizierten Notfallsanitäterinnen und -sanitätern ab.

„Notfallsanitäter können Notärztinnen und Notärzte in der Versorgung von zum Teil schwer oder lebensgefährlich erkrankten oder verletzten Patienten nicht ersetzen – auch dann nicht, wenn sie akademisch ausgebildet sind“, stellten die Teilnehmenden der Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein klar. Anlass war die Empfehlung der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ zur Reform des Rettungsdienstes vom 7. September 2023. Unter anderem sieht diese vor, die Befugnisse von Notfallsanitäterinnen und -sanitätern mit Bachelor- oder Masterabschluss deutlich auszuweiten und sie mit einer umfassenden fachgebundenen Heilkundeerlaubnis auszustatten. Beispielhaft wird die Gabe von Arzneimitteln oder Betäubungsmitteln genannt. Nach dem Willen der Regierungskommission sollen Notärzte in Zukunft nur noch als Telenotärzte im Hintergrund, in der Luftrettung und bei besonders komplexen Einsätzen vor Ort tätig werden.

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„Die Substitution des bisherigen Notarztsystems durch ausgebildete Notfallsanitäter wird die notfallmedizinische Versorgung in NRW nicht verbessern“, ist der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, überzeugt, betont aber: „Mit unserer Kritik wenden wir uns nicht gegen eine interprofessionelle Zusammenarbeit, die die Kompetenzen des jeweils anderen Berufes schätzt.“

Oberste Priorität müsse aber immer die Sicherheit der Patientinnen und Patienten haben. Die Qualifikation akademisch ausgebildeter Notfallsanitäter sei nicht mit der von Notärztinnen und Notärzten vergleichbar, die ein Medizinstudium und in aller Regel zusätzlich eine mehrjährige fachärztliche Weiterbildung absolviert hätten.

Die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) hat derweil ein Positionspapier veröffentlicht, das Kritik an der finanziellen und personellen Machbarkeit der aktuellen Vorhaben des Bundes enthält. Es liefert sektorenübergreifende Vorschläge zur Notfallversorgung. Die Forderungen und Lösungsvorschläge wurden von Ärztinnen und Ärzte verschiedener ÄKN-Gremien entwickelt.

„Im Rahmen unserer intensiven Beschäftigung mit der geplanten Reform der Notfallversorgung und den Beratungen mit unseren Ärztinnen und Ärzten, ist für uns ganz deutlich geworden, dass eine professionelle Notfallversorgung nur sektorenübergreifend funktionieren kann“, betont die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Dr. Martina Wenker. „Deshalb fordern wir die Politik auf, auch unsere Vorschläge im Rahmen der geplanten Notfallreform einzubeziehen und umzusetzen.“

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Und täglich grüßt das Murmeltier. Wieder empfinde ich die Angst der ärztlichen Kollegen das ihre Pfründe schwinden.
    In meinen Augen liegt das Geheimnis eines qualitativ hochwertigen Rettungsdienstes, in der guten Verzahnung von nichtärztlichen Retter mit den Notärztinnen und Notärzten, je nach Lage am Einsatzort oder als TeleNotarzt.
    Dies gilt jetzt und auch in der Zukunft.
    Gut qualifizierte Notfallsanitäter sollen und können einen großen Teil der Notfallmedizin leisten, im Rahmen von Medikamenten, wie auch bei komplexeren invasiven Maßnahmen.
    Ob der Notfallsanitäter dafür studiert haben muss oder eine gute nicht hochschulische Ausbildung mitbringt, können meiner Meinung nach 2 gangbare Wege sein. Um unseren ehemaligen Bundeskanzler zu zitieren: “Wichtig ist doch was hinten raus kommt”
    Gute theoretische und praktische Ausbildung und regelmäßige Fort- und Weiterbildung mit turnusmäßigen Präsentationen der Kenntnisse in Zusammenarbeit mit dem LNA. Dazu ein menschlich gereifter und emphatischer Charakter.
    Hätte ich rettungsdienstliche Hilfe nötig, würde ich einen solchen Notfallsanitäter dem TeleNotarzt vorziehen.
    Wobei ich den TeleNotarzt ganz klar als ein gutes ergänzendes Element der Rettungskette sehe.

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  2. @M.Heinbüchner

    Hallo,

    einen Teil der Kritik kann ich nachvollziehen. Alles was da vorgeschlagen wird halte ich auch nicht für sinnvoll. Selber bin ich kein Arzt. Beide Berufsgruppen sollten sich mal an einen Tisch setzen und einen vernünftigen Mittelweg finden. Sicher muss man nicht für jede Analgesie bei einer Sportverletzung den Notarzt holen. Ich denke wir brauchen auch eine Optimierung der Ausbildung der Notärzte. Das fängt schon im Studium an. Hier sollten Studenten und entsprechende Kurse absolvieren und auch eine bestimmte Anzahl an Stunden pro Jahr auf verschiedenen Rettungsmitteln. Ab dem 1. Berufsjahr regelmäßige Weiterbildungen in Notfallmedizin und Hospitation im Rd. Ein Studium halte ich für Lehr und Führungstätigkeiten für sinnvoll. Jedoch keine Akademisierung der NFS. Wir haben eh schon eine Überakademisierung in unserem Land.
    Für Reanimationen, bestimmte Formen der Bewusstlosigkeit, Tauchnotfälle, bestimmte Atemwegsnotfälle, bestimmten Kindernotfällen, schwere innere Verletzungen, schweres SHT, schwere Brandverletzungen, Polytrauma, bestimmten Vergiftungsnotfällen halte ich den Einsatz eines Notarztes für sinnvoll. Würde in diesen Fällen lediglich der NA zum Einsatz kommen, wären die NA-Einsätze schon ein Stück weniger.
    Dass NA zukünftig hauptsächlich per Luftrettung kommen sollen, wie in dem Vorschlag, berücksichtigt nicht hinreichend die Kosten dieser Mittel, Witterung, Tageszeit.

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  3. Warum bilden Sie denn nicht Ärzte aus mit
    schlankem Wissen? Schon lange wird in der Praxis mehr Notfallsanitätern vertraut als Ärzten. Auf den Schulen wird ihnen beigebracht, dass Ärzte keine Ahnung haben und sie wichtig seien, bei Notfällen einzugreifen.
    Wissen Sie, Sie begehen in sämtlichen Bereichen den selben Fehlern und merken es nicht. Schade!!!!

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