BAND: Notarzt-Mangel kein generelles Problem

Notarzt2Leipzig (BAND) – Die Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften Notärzte Deutschlands (BAND) widerspricht dem generellen Vorwurf, dass es in Deutschland nicht genügend Notärzte gibt. Es gebe derzeit zirka 2.000 Notarztstandorte. Je Standort bestünde ein Bedarf von etwa 20 Notärzten. Es müssten demnach 40.000 Notärzte vorhanden sein. Die erforderliche Qualifikation hätten rund 80.000 Ärzte absolviert. Damit könne nicht von einem grundsätzlichen Mangel an Notärzten gesprochen werden, schreibt die BAND in einer Mitteilung vom 3. Dezember 2013.

Die BAND räumt indes ein, dass es in ländlichen Regionen Lücken bei der Besetzung einzelner Standorte gebe. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass der Einsatz als Notarzt in den meisten Fällen eine freiwillige Leistung einzelner Ärzte neben ihrer sonstigen beruflichen Tätigkeit sei.

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Ursachen für regionalen Notarzt-Mangel

Der regionale Mangel hat nach Ansicht der BAND mehrere Ursachen:

  • Viele Notärzte kommen aus dem Bereich der Krankenhäuser, die jedoch in zunehmendem Maße – besonders im ländlichen Bereich – geschlossen oder umfunktioniert werden und damit als Ressource für den Notarztdienst entfallen.
  • Sofern Notärzte nicht aus dem Krankenhaus kommen, sondern sich aus dem Bereich der Niedergelassenen rekrutieren, besteht bei diesen in ländlichen Regionen nachweislich ein deutlicher Mangel, was sich dann auf die Gestellung von Notärzten durchschlägt.
  • Ausdruck des Fehlens von Hausärzten – nicht nur im ländlichen Bereich – ist die Zunahme von Einsätzen bei nicht lebensbedrohlichen Situationen, die inzwischen regional für den Notarzt zwischen 30 und 50 Prozent der Einsätze ausmachen. Derartige Probleme bestehen in dicht besiedelten Regionen weniger. Im Gegensatz sind hier Wartelisten für die Mitarbeit im Notarztdienst vorhanden. Wie auch bei der Gesamtärzteschaft ist die Gestellung von Notärzten nicht eine Frage des Mangels, sondern ein Verteilungsproblem.

Ablehnung des “Facharztes für Notfallmedizin”

Derzeit werde der Vorschlag der Deutschen Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) diskutiert, die für einen „Facharzt für Notfallmedizin“ eintrete. Dies wird seitens der BAND abgelehnt. Der Schwerpunkt einer Facharzttätigkeit im Bereich Notfallmedizin liege im klinischen Bereich in den Zentralen Notaufnahmen und nicht im Notarztdienst. Für die Tätigkeit als Notarzt sei eine über die derzeitige Qualifikation hinausgehende zusätzliche Qualifikation als Facharzt nicht erforderlich.

Eine mögliche Lösung des Verteilungsproblems könnte nach Meinung der BAND sein, notfallmedizinisch qualifizierte Ärzte aus den Kompetenzzentren der Ballungsgebiete gegen entsprechende Vergütung zeitlich begrenzt an Standorte in ländlichen Regionen zu entsenden. Eine weitere Möglichkeit, den Notarztdienst attraktiver zu gestalten, wäre es, die Finanzierung von der Einsatzzahl abzukoppeln und auf eine Bereitschaftsdienstvergütung umzustellen. Keine Lösung sei der Ersatz des Notarztes durch den künftigen Notfallsanitäter, auch wenn dessen Befugnisse durch ein neues Gesetz ausgeweitet werden.

Die BAND widerspreche einer Zwangsverpflichtung sowohl für Klinik- als auch Vertragsärzte, wie sie politisch angedacht werde. Weder Klinikärzte noch Vertragsärzte in ländlichen Regionen stünden hier zur Verfügung. Selbst die Schaffung neuer Stellen an Krankenhäusern in ländlichen Regionen werde nicht zu einer Aufstockung von Notärzten führen, so die BAND.

(Symbolfoto: Archiv rettungsdienst.de)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Es gibt in Deutschland, gar in Europa, genug Geld und zu Essen für alle!
    Trotzdem gibt es Arme, Reiche, Satte und Hungernde!
    Da eigentlich nur noch Geld der einzige Antrieb für alle ist, wird sich das auch nicht ändern.
    Und das mit dem lebensbedrohlich ist auch ein Witz! Es gibt sehr viele Einsätze, die definitiv nicht lebensbedrohlich sind, aber einen Notarzt indizieren. Ich fang nicht an, die hier aufzuzählen, wer das nicht weiss, hat hier auf der Seite nichts zu suchen!
    Hier in der großen Hansestadt gibt es auch kein Notarztproblem, ich weiss gar nicht, was die in der “Uckermark” usw. wollen…..
    Frohes Fest!

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. Weil die “Kompetenzzentren” mit Ärzten handeln können und sie sicher bereitwillig nach irgendwo “verleihen”…..

    Frohes Fest

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  3. @all: Was hilft uns diese Statistik der BAND? Nix. Denn das statistisch betrachtet in Deutschland kein Notarztmangel herrscht, ist nix Neues. Aber wenn man sich die Zahlen genauer anschaut, dann stellt man schnell fest, dass 1. es viele “Karteileichen” gibt und 2. das Land-Stadt-Gefälle eklatant ist. Die BAND sollte einfach mal bei allen 16 Bundesländern nachfragen, wie viele Notarztstandorte stunden- oder sogar tageweise nicht besetzt sind. DAS wären dann aussagekräftige Zahlen! Aber die BAND verkommt immer mehr zu einer Lobby-Organisation, die nur (noch) an das Wohl und Wehe ihrer Mitglieder denkt.

    Zitate aus obigem Artikel gefällig?

    “Eine mögliche Lösung des Verteilungsproblems könnte nach Meinung der BAND sein, notfallmedizinisch qualifizierte Ärzte aus den Kompetenzzentren der Ballungsgebiete GEGEN ENTSPRECHENDE VERGÜTUNG zeitlich begrenzt an Standorte in ländlichen Regionen zu entsenden. Eine weitere Möglichkeit, den Notarztdienst attraktiver zu gestalten, wäre es, die FINANZIERUNG von der Einsatzzahl abzukoppeln und auf eine BEREITSCHAFTSDIENSTVERGÜTUNG umzustellen. Keine Lösung sei der Ersatz des Notarztes durch den künftigen Notfallsanitäter, auch wenn dessen Befugnisse durch ein neues Gesetz ausgeweitet werden.”

    Es geht der BAND nur ums liebe Geld – nicht um eine Verbesserung der präklinischen Notfallversorgung – und das ist der eigentliche Skandal! Der “Eid des Hippokrates” scheint nur hoch historischen Wert zu haben…

    Jahresendliche Grüße aus dem hohen Norden, wo die Zusammenarbeit zwischen “Inselarzt” und Rettungsdienst einwandfrei funktioniert

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