Betreuungsdienst ist mehr als trocken, warm und satt

(Bild: Nadine Triebel/JUH)Wennigsen (JUH) – Mehr als 70 Teilnehmende verfolgten vergangenen Samstag (07.12.2019) die Vorträge von Führungskräften und Fachdozenten beim 3. Forum Bevölkerungsschutz in Wennigsen bei Hannover. In Workshops konnte weiteres Fachwissen vertieft werden.

Neue Einsatzlagen fordern die Betreuungsdienst-Einheiten der im Bevölkerungsschutz eingebundenen Organisationen immer stärker heraus. Nicht erst, aber ganz besonders seit den Flüchtlingsbewegungen von 2015 ist dieser Fachdienst in den Fokus des Bevölkerungsschutzes gerückt.

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Wie gehen Behörden, Fachdienste und Hilfsorganisationen mit solchen neuen Einsatzlagen um? In welchen Bereichen gibt es Potenzial zur Verbesserung der Zusammenarbeit? Welche Schlüssel-Schnittstellen sind notwendig? Im Einsatzfall müssen nicht nur schnell professionelle Strukturen geschaffen werden – es kommt auch auf die Zusammenarbeit der eigenen Fachdienste und der unterschiedlichen Organisationen an.

Betreuungsdienst: wesentliche Säule im Katastrophenschutz

Mirko Temmler, Referatsteilleiter Katastrophenschutz im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, bezog sich während seines Vortrages auf die Erkenntnisse und Lehren aus der Flüchtlingskrise 2015 als Initialereignis für den Betreuungsdienst: „Betreuungsdienst ist mehr als trocken, warm und satt. In Niedersachsen ist er nicht nur ein seit vielen Jahrzehnten etablierter Fachdienst, sondern eine wesentliche Säule der Katastrophenabwehr. Immer wieder kommt es zu Situationen, in denen Menschen in eine Notlage geraten und Unterstützung des ehrenamtlich getragenen Katastrophenschutzes benötigen. Besondere Herausforderungen gilt es zu bewältigen, wenn viele tausend Menschen gleichzeitig ihre Häuser und Wohnungen verlassen müssen. Die besondere Belastungssituation für Menschen auf engem Raum in großer Masse, z.B. in einer Turnhalle untergebracht zu sein, bedarf einer besonderen Aus- und Fortbildung für die eingesetzten Helferinnen und Helfer.“

Der Katastrophenschutz erfordere hierfür eine gute Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen, die als „Partner und nicht als Erfüllungsgehilfe“ für Land und Kommunen verstanden werden müssten.

Betreuungsdienst aus Dornröschenschlaf erwecken

General a.D. Hans-Peter von Kirchbach, Ehrenpräsident der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. (JUH), forderte in seinem Vortrag, den Betreuungsdienst neu zu denken und ihn „aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken“. Hierzu stellte er neun Thesen auf, die die Veränderungsnotwendigkeiten aufzeigten, wie die Ausweitung des Verständnisses von „Betreuung“ oder die Vernetzung der Organisationen vor Ort.

„Gute Vorbereitung erleichtert schnelles Handeln“, machte von Kirchbach in seinem Vortrag deutlich. Denn Katastrophen entstünden meist unvorhergesehen. Die Situation in den ersten Stunden sei immer unübersichtlich und somit die schnelle Reaktionsfähigkeit der Führungs- und der Einsatzkräfte unverzichtbar. Das gelinge aber nur, wenn in den Zeiten von Ruhe und Stabilität die Einsatzkräfte entsprechend ausgebildet und vorbereitet würden. Darüber hinaus sei ein Schlüssel zum Erfolg: ausreichendes Material, das schnellstmöglich zur Verfügung stehen müsse.

Weiterhin betonte von Kirchbach, dass eine Stärkung des Ehrenamts und neue Methoden der Gewinnung von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern erforderlich seien: „Wir sollten soziale Netzwerke zur Einbindung der Bevölkerung positiv nutzen und junge Leute möglichst früh auf eine Tätigkeit zugunsten der Allgemeinheit ansprechen, um sie dafür zu gewinnen. Auch für junge Zuwanderer ist das Engagement im Katastrophenschutz nicht nur ein Mittel der sinnvollen Beschäftigung, sondern kann auch ein bedeutsamer Schritt zur Integration sein.“

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