„Christoph 45“: Familie kritisierte Nachtflugverbot
Friedrichshafen – (rd_de) – Weil der Rettungshubschrauber „Christoph 45“in Friedrichshafen (Bodenseekreis) nachts nicht starten darf, kam laut „Südkurier“ die richtige Hilfe für einen Patienten zu spät. Dieser liegt seither im Wachkoma. Seine Familie kritisierte das Nachtflugverbot und wandte sich jetzt an die Öffentlichkeit.
Wie die Zeitung mitteilte, hatte der 47-jährige Familienvater Ende Januar 2017 einen kardiogenen Schock erlitten. Obwohl der Rettungsdienst schnell am Einsatzort war und der Patient umgehend ins Krankenhaus kam, liegt der Mann seit Monaten im Wachkoma. .
Sein Schwiegervater ist davon überzeugt, dass das Nachtflugverbot für den RTH „Christoph 45“ daran schuld sei, dass sein Schwiegersohn nicht rechtzeitig die medizinische verfügbare Hilfe erhalten hätte. Der Patient sollte nämlich schnellstmöglich vom Klinikum Friedrichshafen in die Uniklinik Freiburg transportiert werden, wo es eine neue, spezielle Herzlungenmaschine gibt.
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Doch wie der Schwiegervater gegenüber dem „Südkurier“ erzählte, konnte der am Klinikum stationierte „Christoph 45“ aufgrund des Nachtflugverbots nicht starten. Daraufhin kontaktierte das Klinikpersonal den im schweizerischen St. Gallen stationierten „Rega 7“. Doch dort waren die Piloten durch einen anderen Einsatz längere Zeit gebunden.
„Daraufhin machten sich mitten in der Nacht zwei Ärzte aus Freiburg mit der Maschine in einem Spezialtransporter auf den Weg nach Friedrichshafen, wofür sie gut zweieinhalb Stunden brauchten. Das war wahrscheinlich zu spät. Trotz aller Bemühungen entwickelte sich bei meinem Schwiegersohn durch den Sauerstoffmangel und den Schockzustand ein diffuses Organversagen und eine schwere Hirnschädigung”, sagte der Schwiegervater gegenüber der Zeitung.
Seither liegt der Patient im Wachkoma.
(11.12.2017; Symbolfoto: DRF Luftrettung)
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Es darf nicht vergessen werden, dass nach einer suffizienten Versorgung durch Notarzt und Rettungsteam und sofortigem bodengebundenen Transport eher Zeit gewonnen wird, als auf einen Zeitgewinn durch einen Hubschraubertransport zu setzen (bis zum Eintreffen des RTH, der Anamneseerhebung durch den RTH Arzt und Umlagerung und dem Transport, vor allem bei Nacht vergeht unglaublich viel Zeit). Ich kann im vorliegenden Fall ohne Wissen über die Distanz Ort der Erkrankung zum nächstgelegenen Zentralklinikum mit Herzkatheterlabor eine Aussage treffen, ich will aber darauf hinweisen, dass ein RTH nicht zwingend einen Zeitvorteil mit sich bringt und im RTW wesentlich bessere Versorgungsmöglichkeiten bestehen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung als aktiver Notarzt. Ein Zeitvorteil durch RTH Transport ist sicher auf große Distanzen zum nächsten Kompetenzzentrum gegeben, dies ist abzuwägen. Aber auch hier ist die Qualität der Primärversorgung für den Patienten ausschlaggebend. Dr. Rainer Holzke
Es geht wohl um das CIRT-System bzw ECMO, welches eine neuartige Technologie ist, die von der Uniklinik Freiburg seit ca 2016 eingesetzt wird. Im vorliegenden Fall ist die Argumentation wohl, dass das CIRT/ECMO-System per Fahrzeug gebracht werden musste, statt dass der Transport per RTH (von Gerät+Team zum Patient oder vom Patient zum Gerät) erfolgt ist.
Das ist etwas, was im Anschluss an die üblichen Massnahmen der Notaufnahme erfolgt. Es geht hier also nicht um den Primäreinsatz eines RTHs am Notfallort statt RTW/NA+Notaufnahme, sondern darum, bei entsprechender Prognose zusätzlich eine Chance zu haben.
Natürlich ist es bei sowas schon ein Therapievorteil, wenn der RTH über den Schwarzwald Luftlinie fliegt, statt 180km über teilweise Landstrasse bei Nacht.
Siehe auch hier: https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Zwischen-Leben-und-Tod-Wie-ein-junger-Mann-20-Minuten-ohne-Sauerstoff-ueberlebte;art372448,8939749 bzw hier https://www.uniklinik-freiburg.de/nc/presse/publikationen/im-fokus/detailansicht/presse/949.html