Corona: Zwischen Wahnsinnspreisen und Warenschwund

(Bild: Johanniter)Hannover (JUH) – Seit Beginn der Corona-Krise ist der Bedarf an Schutzkleidung auch bei den Johannitern in Niedersachsen und Bremen stark gestiegen. Rund 30 Rettungswachen, acht Pflegedienste und 48 Ortsverbänden müssen versorgt werden – trotz angespannter Warenlage und Material zu völlig überteuerten Preisen.

Aufgrund der besonderen Situation hat sich der Landesverband der Johanniter in Niedersachsen und Bremen dazu entschlossen, die Materialbeschaffung zu zentralisieren. Seit Ende Februar 2020 versorgen die Johanniter aus Hannover alle anderen Johanniter-Verbände in Niedersachsen und Bremen mit dringend benötigtem Material wie Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmittel.

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Für die geordnete Bestellung von Schutzmaterial für alle Ortsverbände gab es zwei gute Gründe: Zum einen sollten die vielen Verbände nicht gegenseitig um begehrte Ware konkurrieren müssen. Zum anderen erhoffte man sich, durch hohe Bestellmengen gute Ware zu akzeptablen Preisen von verlässlichen Händlern beziehen zu können.

Ende Februar nahm die zentrale Materialbeschaffung ihre Arbeit auf. Zunächst rief man die bekannten Händler und Unternehmen an. Die Antworten waren ernüchternd; bis auf Handschuhe in sehr überschaubarer Zahl war nichts mehr zu bekommen. Die Preise schossen im Stundentakt in die Höhe. Einzelne OP-Masken wurden für vier Euro angeboten – der Preis, den kurz zuvor ein Paket mit 50 Stück gekostet hatte.

In 24 Stunden telefonierten die Johanniter mit 350 Unternehmen auf der Suche nach Schutzmaterial. Manchmal mit Erfolg, meist aber nicht, mitunter mit Verwunderung. „Interessant war zum Beispiel, als ein Händler uns Händedesinfektionsmittel anbot mit der Information, man dürfe dies aber nur mit Handschutz verwenden“, erinnert sich Falco Seekircher vom Ortsverband Hannover-Wasserturm.

Die Lieferungen der bestellten Ware sorgten mitunter für Überraschungen. Unvergessen bleibt Notfallsanitäter Andreas Honsell eine Lieferung mit 10.000 Masken, die die Bezeichnung Maske nicht verdiente und umgehend zurückgesandt wurde. So erging es auch einer Ladung vermeintlicher FFP2-Masken, auf die jemand mit schwarzem Stift zusätzlich „FFP2“ geschrieben hatte – was die mindere Qualität allerdings nicht verbesserte.

Andreas Honsell: „Es geht zurzeit nicht anders. Wir öffnen jedes Paket, kontrollieren die Ware, probieren sie mitunter auch selbst aus, um ganz sicherzugehen, dass die versprochene Qualität gegeben ist.“

Es gibt noch einen zweiten Grund: Nicht immer findet sich – selbst in originalverpackten Lieferungen – die angegebene Warenmenge. Weil das Verschwinden von Schutzmaterial in den meisten Fällen nicht aufgeklärt werden kann, bestellt das Team inzwischen nur noch unter zwei Bedingungen: „Ist die Ware in Deutschland, und können wir sie abholen?“, sagt Benjamin Häselbarth, Fachbereichsleiter Sondereinsatzdienste. Wenn das gegeben ist, machen die Johanniter sich auf den Weg. Niemals allein, nicht zu auffällig und immer mit Versicherungsschutz.

Zwischenzeitlich lagen die Angebote für Schutzmaterial mehr als 30- oder sogar 40-fach über dem Normalpreis. „Für einen Schutzanzug, der sonst 1,10 Euro gekostet hat, bezahlen wir zurzeit etwa elf Euro“, sagt Benjamin Häselbarth, aber beim Zehnfachen sei auch Schluss. Generell entspannt sich die Lage auf dem Markt etwas, so der Eindruck des Lager-Teams. Im Vergleich zu der Zeit vor Corona liegen viele Preise aktuell etwa sechs- bis siebenfach höher als üblich.

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