Die Todesursache zu klären, kann Leben retten

(Bild: Pheelings media/Shutterstock)Hannover (idw) – Ein Projekt der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) möchte genetische Diagnostik und Beratung für Angehörige von unerwartet verstorbenen Kindern und Jugendlichen in die Regelversorgung einführen. Dabei denken die Wissenschaftler auch an den Rettungsdienst.

Wenn ein Kind an einer ungeklärten Todesursache stirbt, ist für die Angehörigen unter anderem die Ungewissheit belastend. Beispielsweise stellt sich die Frage, ob das Kind an einer erblich bedingten Ursache gestorben ist, die auch andere Verwandte treffen könnte.

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In Deutschland werden die unklaren Todesursachen nur selten erfasst und meist auch nicht weiter diagnostisch aufgearbeitet. Die Gründe hierfür sind fehlende Versorgungsstrukturen und Personalmangel, zudem werden die Leistungen nicht von den Krankenkassen bezahlt.

Ein Team um Professorin Dr. Anke Bergmann, stellvertretende Direktorin des Instituts für Humangenetik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), will diese Versorgungslücke nun schließen: „Wir möchten die Möglichkeiten schaffen, um Familien verstorbener Kinder fachübergreifend zu betreuen“, sagt die Genetikerin. „Es gibt hierzulande keine Handlungsempfehlungen oder geregelte Abläufe, wie genau und in welchem Umfang solche Untersuchungen vorgenommen werden sollten“, stellt Professorin Bergmann fest. Das beginne bereits bei der Aufbewahrung von Blut- oder Gewebeproben. In Großbritannien beispielsweise führe jeder Rettungswagen ein Set für Materialentnahme bei unklaren Todesfällen mit.

„Wir brauchen bundesweite Versorgungsstrukturen, damit sowohl die weitere genetische Abklärung der Todesursache, die anschließende genetische Untersuchung und Beratung der Angehörigen sowie die psychosoziale Betreuung in die Regelversorgung übernommen werden“, fordert Professorin Bergmann. Hierfür sei eine interdisziplinäre Zusammenarbeit unter anderem mit dem Rettungsdienst notwendig.

„Wir müssen gemeinsam umdenken, denn eine molekulare Autopsie ist nicht nur Aufklärung der Todesursache, sondern kann auch eine lebensrettende Prävention sein“, betont Dr. Corinna Hendrich, Ärztin am Institut für Humangenetik.

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