DINK 2022: Krieg und Corona prägten Notfallmedizin-Kongress
(Bild: Michael Rüffer)Koblenz (DINK) – Unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie trafen sich Ende letzter Woche (10./11.03.2022) rund 1.400 Fachleute zum „Deutschen Interdisziplinären Notfallmedizin Kongress“ (DINK) – persönlich in Koblenz und online vor den Computer-Bildschirmen.
Notärztinnen und Notärzte, Rettungskräfte, Beschäftigte aus Leitstellen und andere Interessierte tauschten sich zwei Tage lang über neue Erkenntnisse, Projekte und Empfehlungen für Rettungsdienste und Notfallmedizin aus. Mehr als 70 Vorträge und Workshops standen auf dem Programm, die auch im Internet verfolgt werden konnten. Angesichts des Krieges in der Ukraine diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch über Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Hilfe für Erkrankte und Verwundete aus dem Kriegsgebiet. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr präsentierte seine Einsatzmöglichkeiten mit einer großen Ausstellung auf dem Vorplatz der Rhein-Mosel-Halle.
„Bisher sind nur einzelne Kinder und Erwachsene aus der Ukraine in deutsche Krankenhäuser gebracht worden“, berichtete Dr. Jörg Brokmann, einer der Organisatoren des DINK und selbst Leiter der Notaufnahme im Universitätsklinikum Aachen: „Wir rechnen für die kommenden Wochen mit deutlich steigenden Zahlen. Wie viele Patienten es sein werden, ist aber kaum absehbar. Es ist unsere Aufgabe, hilfesuchenden Menschen aus Kriegsgebieten medizinische Hilfe zukommen zu lassen.“
Angesichts des Krieges und auch in der Corona-Pandemie sei außerdem sichtbar geworden, welche Bedeutung die kritische Infrastruktur in Deutschland habe, zu der auch Rettungsdienste und Feuerwehren gehören, erläuterte Brokmann weiter. Man dürfe nicht nachlassen, diese Dienste zu stärken.
Professor Thomas Wurmb, einer der Sprecher des Arbeitskreises Notfallmedizin der „Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI), forderte eine Überarbeitung der Führungsstrukturen und Konzepte zur Bewältigung besonderer Schadenslagen: „Wir müssen für die Zukunft globaler denken und Konzepte haben, die über Bundesländer hinweg funktionieren und dann an das jeweilige Ereignis angepasst werden können. Die Einheiten vor Ort sind schlagkräftig. Jetzt geht es um eine verbesserte Kommunikation in der länderübergreifenden Einsatzbewältigung.“
Die Rettungsdienste in Deutschland haben vor der Corona-Pandemie pro Tag mehr als 40.000 Blaulicht-Einsätze bewältigt. Während der Pandemie schwankte die Zahl. Notärztinnen, Notärzte und Rettungspersonal versorgen Patienten mit Herzinfarkten oder Atemnot und Verletzte zum Beispiel nach Stürzen zu Hause oder nach Autounfällen. Während der Corona-Pandemie mussten die Retter oft auch Patienten von einem Krankenhaus zum anderen bringen, wenn die Kapazitäten in der entsendenden Klinik beispielsweise für die Beatmung nicht ausreichten.
Immer noch haben Rettungsdienste damit zu kämpfen, dass viele Betten wegen der hohen Zahl an Omikron-Patienten belegt sind und sie weite Fahrten auf sich nehmen müssen. In der Regel fallen die Fahrzeuge danach auch vorübergehend aus, weil sie erst noch desinfiziert werden müssen. Viele Wachen haben sowohl im ärztlichen als auch im nicht-ärztlichen Bereich zudem selbst Probleme durch den Ausfall coronainfizierter Kolleginnen und Kollegen.
Außer über den Ukraine-Krieg und die Bewältigung der Corona-Pandemie sprachen die Teilnehmenden des „DINK 2022“ unter anderem auch über den Einsatz künstlicher Intelligenz bei der Notruf-Bearbeitung, über lebensrettende Ersthelfer-Systeme und die Versorgung schwerverletzter Kinder. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten Berichte von Ärzten und Rettungsdiensten, die während der Flut-Katastrophe im vergangenen Sommer im Einsatz waren.
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