Bad Segeberg (rd.de) – Das Deutsche Rote Kreuz KV Segeberg sorgte mit der angeblichen Ablehnung von Tarifgesprächen mit Verdi für negative Schlagzeilen. Nun hat das DRK der Gewerkschaft seine Verhandlungsbereitschaft signalisiert und bemüht sich um Schadensbegrenzung. Rettungsdienst.de sprach mit dem DRK-Vorstand Stefan Gerke über den Sinneswandel.
Das Rote Kreuz ist seit 1949 in Segeberg aktiv. Der Rettungsdienst ist nicht nur in Bezug auf das Geschäftsvolumen, sondern vor allen Dingen als positiver Imageträger für das DRK ein wesentlicher Geschäftszweig. Die negative Presse der letzten Tage ist ein ärgerliche Hypothek, die es nun abzutragen gilt.
rd.de: Herr Gerke, warum werden Rettungsdienstmitarbeiter beim DRK Segeberg weit unter Tarif bezahlt?
Gerke: 2004 haben wir eine Vereinbarung zum Rettungsdienst abgeschlossen, die uns dazu zwang, neue Mitarbeiter zu schlechteren Konditionen einzustellen. Rund 50 Prozent der Mitarbeiter werden noch nach alten DRK-Arbeitsbedingungen bezahlt. Diese Mitarbeiter erhalten eine Vergütung, die deutlich über der Bezahlung nach DRK-Reformtarifvertrag liegt. Das Vergütungsmodell ließ sich nicht weiter refinanzieren.
rd.de: Und die anderen 50 Prozent werden mit Dumpinglöhnen abserviert?
Gerke: Zumindest profitieren die seit 2005 eingestellten Mitarbeiter nicht von einer Dynamisierung ihrer Einkünfte. Im Schnitt kommt eine Grundvergütung von 12,06 Euro pro Stunde dabei heraus. Ich verwahre mich aber dagegen, dass im Zusammenhang mit den DRK Segeberg von Dumpinglöhnen gesprochen wird.
rd.de: Trotz Verbesserungsbedarf haben Sie Tarifverhandlungen abgelehnt…
Gerke: Letztes Jahr erhielt ich ein Schreiben der Gewerkschaft, dass der Betriebsrat berichtet hätte, wir möchten Tarifverhandungen führen. Ich habe mitgeteilt, es müsse sich um ein Missverständnis handeln, wir sind nicht tarifgebunden und möchte das auch nicht ändern.
Anfang März hat sich Verdi wieder an uns gewendet und uns zu Traifverhandlungen aufgefordert. Wir haben geantwortet, dass die Entscheidung über Tarifverhandlungen in unseren Gremien getroffen werden muss. Die letzte Sitzung fand am 12. April statt, am 17. April wurde eine Mitarbeiterbesprechung geführt. Dass ich mich nicht gleich am 12. April gemeldet habe, führte zu der Behauptung, wir lehnen Tarifverhandlungen ab. Das hat mich sehr geärgert, weil es nicht stimmt und weil es in der Zwischenzeit auch keinen Kontakt mit Verdi gab.
rd.de: Jetzt sind Sie zu Tarifverhandlungen bereit?
Gerke: Ja, wir haben Verdi am 17. April schriftlich mitgeteilt, dass wir zu Verhandlungen bereit sind.
rd.de: Was gab den Ausschlag, sich nun doch an den Verhandlungstisch zu setzen?
Gerke: Das Gespräch mit den Mitarbeitern. In den Gesprächen wurde mir persönlich klar, dass es den Mitarbeitern nicht nur ums Geld geht. Eine mit den Kollegen der anderen Organisationen vergleichbare Entlohnung im Rettungsdienst hat auch etwas mit dem Selbstverständnis eines Rotkreuzlers, seinem Selbstwertgefühl und seiner Motivierbarkeit für die Ziele des Roten Kreuzes zu tun. Das kann man nicht einfach übergehen.
rd.de: Das Mitarbeitergespräch war demnach wichtig. Sprechen Sie zu wenig mit Ihren Mitarbeitern?
Gerke: Wahrscheinlich ist das so. Im Bereich Pflege gibt es bereits bessere Kommunikationsstrukturen, die wir auch im Rettungsdienst schaffen müssen. Der Dialog mit den Mitarbeitern muss gestärkt werden. Das ist bestimmt eine Erkenntnis aus den aktuellen Vorfällen, die ich mitnehmen kann.
rd.de: Welchen Kurs können Sie bei den Verhandlungen mit der Gewerkschaft einschlagen?
Gerke: Für uns wäre der DRK-Reformtarifvertrag die geeignete Grundlage. Die seit 2005 eingestellten Mitarbeiter werden demnach mehr Geld bekommen. Bei den Altverträgen müssen im einzelnen Regelungen gefunden werden. Es gibt Mitarbeiter mit außertariflichen Vertragsbestandteilen. Wenn alle Mitarbeiter von Lohnsteigerungen profitieren sollen, brauchen wir in diesem Bereich Lösungswege, die das kompensieren.
rd.de: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den Tarifverhandlungen.
Das Gespräch führte Mario Gongolsky
Na also, geht doch!!!!
84% gewerkschaftliche organisation der Beschäftigten haben Wirkung gezeigt!