Bozen (rd.de) – Das Weiße Kreuz in Südtirol (Italien) bietet Anleitungen in Erster Hilfe für Erwachsene, Kinder und Säuglinge nicht nur kostenlos zum Download an, sondern hat auch Handyversionen im Angebot. Im Vergleich zu den sonst anzuteffenden Versuchen, online Informationen zur Ersten Hilfe anzubieten, ist das Projekt ein Meilenstein.
Die Kenntnisse in Erster Hilfe sind in der Bevölkerung immer noch mangelhaft und müssen verbessert werden, betonen Mediziner und Hilfsorganisationen hierzulande immer wieder. Mit der Nutzung des Internets zur Auffrischung einmal erworbener Kenntnisse tut man sich in Deutschland allerdings schwer. Die Webdomain www.erste-hilfe.de gehört der Firma M.A.U.S. Seminare gGmbH aus Karlsruhe, weil die Hilfsorganisationen das World Wide Web (WWW) einst verschlafen hatten. Unter www.erste-hilfe.net findet man ein EH-Kurs-Verzeichnis mit dem Versuch eines Bewertungsportals von zweifelhafter Qualität. Das DRK hat sich eine HTML-Umsetzung eines Erste-Hilfe-Buches gegönnt, die zwar umfassend, aber leider mangelhaft in der technischen und gestalterischen Umsetzung ist.
Nach unseren Recherchen ist die Mitteilung des Weißen Kreuz aus Südtirol eine kleine Sensation: Unter www.erste-hilfe-plattform.info bieten die Kollegen aus Oberitalien ein sehr gut gemachtes Portal mit Informationen und knappen, prägnanten Anleitungen zur Ersten Hilfe an. Die wichtigsten praktischen Handgriffe inklusive der Herz-Lungen-Wiederbelebung kann man mit diesen kleinen Lernanwendungen nochmals Revue passieren lassen oder sich schon ein wenig auf einen EH- oder EH-Auffrischungs-Kurs vorbereiten.
Die Kursmaterialien stehen für Säuglinge, Kinder und Erwachsene zur Verfügung und sind um den theoretischen Ballast erleichtert worden. Sie wirken keineswegs erschlagend, sondern modern, klar und übersichtlich.
Neuerdings steht die Erste Hilfe auch zum Download für Mobiltelefone zur Verfügung. So können Mütter zum Beispiel im Notfall darauf vertrauen, die wichtigsten Hinweise im Notfall vom Handy abrufen zu können.
Finanziert wird das Portal aus Steuereinnahmen des so genannten 5-Promille-Modells. Steuerzahler in Südtirol können fünf Promille Ihrer Steuerabgaben an eine gemeinnützige Organisation spenden. Dazu wählen sie den Spendenempfänger in der Steuererklärung aus.
Erste Hilfe im WWW
Bleibt zu hoffen, dass das Projekt aus Südtirol eine beispielhafte Wirkung entfaltet, denn was in Deutschland zum Thema Erste Hilfe angeboten wird, steht in keiner Relation zur Bedeutung der Thematik.
Hier nur einmal eine kleine Analyse der prominentesten Google-Treffer zum Vergleich mit der Lösung aus Bozen zum Nachsurfen:
www.erste-hilfe-plattform.info
Wie Erste Hilfe im Internet heute aussehen muss, zeigt das Weiße Kreuz aus Bozen mit dieser ausgezeichneten Plattform. Wer sich mit ähnlichen Google-Anfragen ins deutsche Internet begibt, erhält nichts auch nur annähernd Vergleichbares.
DRK
http://drk.de/erstehilfe/ehonline/lehrgang/inhaltsverzeichnis/index.html
Um nicht ganz ohne Online-Inhalte zur Ersten Hilfe da zu stehen, bietet das DRK eine HTML-Umsetzung einer kompletten Erste-Hilfe-Fibel an. Das DRK-Angebot ist eher als Nachschlagewerk zu verstehen und dürfte so gesehen einen begrenzten praktischen Nutzwert haben. Es kommt hinzu, dass wir auf einige Anzeige- und Verlinkungsfehler gestoßen sind.
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Erste_Hilfe
Was die Hilfsorganisationen schaffen, kann das Kollektiv der Internetnutzer sicherlich auch. Das Erste Hilfe-Nachschlagewerk von Wikipedia verfolgt natürlich auch kein didaktisches Konzept und wird selbst im Vollausbau nicht mehr bieten als das Nachschlagewerk des DRK. Im Augenblick ist die Erste Hilfe in Wikipedia noch im Rohbau. Derzeit verlinkt das Thema Erste Hilfe in weitere medizinische Inhalte von Wikipedia: So kommt man von den lebensrettenden Sofortmaßnahmen problemlos über die Vitalzeichen zum Blutkreislauf wechselwarmer Wirbeltiere. Es mangelt also noch an einer thematische Abgrenzung. Wer sich am Aufbau der EH-Sektion in Wikipedia beteiligen möchte, ist herzlich willkommen.
Weiterhin gibt es die Erste Hilfe im Bereich Wiki-Books: http://de.wikibooks.org/wiki/Erste-Hilfe. Der umfangreiche Inhaltsplan steht zwar, viele Inhalte gibt es indessen noch nicht.
BRK-Bereitschaft Fürth
http://www.bereitschaften.brk.de/fuerth/stein/ehonline/index1.htm
Freiwilliges Engagement führte wahrscheinlich zu diesem Nachschlagewerk der Ersten Hilfe. Die Angaben zur Reanimation sind veraltet, mahnt die Startseite mit Datum vom Dezember 2006 und gelobt baldige Aktualisierungen. Die Hauptnavigation ist leider ohne Funktion. Nett gemeint, aber letztlich kontraproduktiv.
www.erste-hilfe.net
Die Idee, alle Ausbildungsstellen für Erste Hilfe zu erfassen und die Kursteilnehmer hinterher zu einer Bewertung des Kurses zu animieren, entspricht den aktuellen Trends des WWW. Allerdings scheint es so, als kranke die Idee an einer zu geringen Teilnehmerzahl. Die Domain http://www.erste-hilfe.net/ gehört einer in England gemeldeten Firma Notfallmedizin.de Limited in Birmingham. Dahinter stehen das Lehrinstitut für präklinische Rettungsmedizin GmbH und die Allgemeine Sanitätshilfe e.V. Rat und Hilfe bietet die kostenpflichtige 0900-Hotline für 58 Cent pro Minute. Prädikat: Sonderbar.