EU-Katastrophenschutz: Materiallager in Deutschland?
(Bild: Johanniter)Berlin (JUH) – Die COVID-19-Pandemie zeigt, wie wichtig eingelagerte Reserven und ein schnelles Handeln in Krisensituationen sind. Zu Beginn der Pandemie wurden große Lieferungen an Masken und medizinischem Equipment vor allem aus China eingeflogen, da in Europa die Artikel schnell vergriffen waren. Um künftigen Mangelsituationen vorzubeugen, finanziert die Europäische Union (EU) seit März 2020 über das EU-Katastrophenschutzverfahren in den Mitgliedsstaaten neue Bevorratungsstandorte als rescEU-Kapazität für persönliche Schutzausrüstung und medizinisches Equipment. So kann den EU-Mitgliedsstaaten und Teilnehmerstaaten am EU-Katastrophenschutzverfahren (unter anderem Norwegen, Serbien, Montenegro, Türkei) bei Engpässen ausgeholfen werden.
Vergangenen Freitag (25.09.2020) haben sich die deutschen Hilfsorganisationen, die Charité sowie die Bundesländer Brandenburg und Niedersachsen im Einvernehmen und enger Abstimmung mit dem Bundesinnenministerium (BMI) mit einem Konzept für die Bevorratung von Schutzausrüstung und medizinischem Equipment in Deutschland bei der EU beworben. Die Johanniter-Unfall-Hilfe mit ihrem „Kompetenzzentrum Europäischer Katastrophenschutz“ in Frankfurt fasste als Hauptantragsteller die Beiträge der Partner zusammen und koordiniert das partnerschaftliche Projekt. Das Bundesgesundheitsministerium unterstützt den Antrag.
Geplant ist, im Rahmen des Projekts an mehreren Standorten in Deutschland Lager aufzubauen, um dort medizinisches Equipment einzulagern. Zur Bevorratung vorgesehen sind unter anderem persönliche Schutzausrüstung, Labormaterial, Antikörpertests, Impfstoffe und medizinisches Gerät für die stationäre Intensivversorgung. Daneben werden auch Ebola-Therapeutika und Impfstoffe sowie Schutzanzüge zur Bevorratung vorgesehen. Das auf sieben Jahre angelegte Projekt würde im Falle seiner Auswahl durch die EU-Kommission zu 100 Prozent aus Mitteln des EU-Katastrophenschutzverfahrens finanziert werden.
„Wir hoffen sehr auf eine Entscheidung der EU zugunsten unseres Antrags, um mit einer professionellen Bevorratung zukünftig Engpässen bei der Versorgung mit notwendiger Schutzausrüstung in systemrelevanten Bereichen in Europa vorzubeugen“, sagt Thomas Mähnert, Mitglied des Bundesvorstandes der Johanniter. „Die Stärken unseres Konzeptes sind das vereinte Know-how und die partnerschaftliche Zusammenarbeit der im Zivil- und Katastrophenschutz aktiven Hilfsorganisationen mit den staatlichen Akteuren.“
Mit einer Entscheidung der EU-Kommission über den deutschen Antrag rechnen die Johanniter bis Ende 2020. Erst nach einem positiven Bescheid entscheiden die Projektpartner im Rahmen der bewilligten EU-Mittel und unter Beteiligung des BMI, an welchen Standorten die Lager eingerichtet werden. Die Ertüchtigung der Lager und der Einkauf der Materialien würden Anfang 2021 starten.
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