Fremdkörperaspiration: Das ist zu tun
Bremen (rd_de) – Bei einer Fremdkörperaspiration verlegt ein Bolus die Atemwege. Die Diagnostik ist hier im Vergleich zu manch anderen Notfallsituationen einfach. In der Regel genügt bereits die Anamnese, um die Ursache der akut aufgetretenen Atemnot zu erkennen. Doch wie lässt sich der Fremdkörper schnellstmöglich entfernen?
Zum einen sind besonders häufig Patienten mit Schluckstörungen aufgrund von Demenz oder Zustand nach Apoplex betroffen. Zum anderen verschlucken sich oft aber auch kleine Kinder an Fremdkörpern wie Münzen, Spielsachen oder Erdnüssen. Häufig gelingt es den Patienten bereits bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes, die Fremdkörper abzuhusten.
Zu den Erste-Hilfe-Maßnahmen gehört es, dem Betroffenen mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter zu klopfen. Gelingt hierunter das Abhusten nicht, kann als weiterer Versuch der so genannte „Heimlich-Handgriff“ angewandt werden. Dieser wird allerdings sehr kontrovers diskutiert. Aktuell gilt er als „Ultima ratio“. Er sollte also aufgrund der möglichen Komplikationen wie Organrupturen nur durchgeführt werden, wenn alle anderen Erste-Hilfe-Maßnahmen keinen Erfolg gebracht haben.
Sollten alle Grundmaßnahmen keinen Erfolg haben, droht bei einer (nahezu) kompletten Verlegung der Atemwege, dass der Patient erstickt. Um dies zu verhindern, stehen dem Rettungsdienst verschiedene Techniken zur Verfügung.
Handelt es sich um einen Fremdkörper, der sehr weit oben in den Atemwegen festhängt, kann versucht werden, unter Laryngoskopie den Fremdkörper mit Magill-Zange zu fassen und zu entfernen. Dies setzt aufgrund der sonst noch vorhandenen Schutzreflexe einen bewusstseinsgetrübten oder sedierten Patienten voraus.
Eine Alternative hierzu kann die Beatmung mit sehr hohem Druck sein. Ziel ist es dabei, den Fremdkörper weiter nach unten zu befördern. Gelingt es, den Bolus mit dieser Methode in einen der beiden Hauptbronchien zu drücken, ist zumindest die andere Lungenhälfte wieder belüftet. Das kann zumindest vorübergehend die akute vitale Bedrohung beseitigen. Im weiteren Verlauf muss der Fremdkörper dann in der Klinik – meist durch einen Bronchoskopie – entfernt werden.
(Text: Dr. Philipp Prause, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Chirotherapie; Symbolfoto: Markus Brändli; 29.11.2016)
Welche Maßnahmen der Rettungsdienst im Rahmen des Airwaymanagements ergreifen muss, erfahren Sie in unserem eDossier „Airwaymanagement“, das Sie hier herunterladen können.
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