Hamburg: Streit um Rettungsdienst
Hamburg (rd_de) – Seit längerer Zeit schwelt in Hamburg ein Streit zwischen Hilfsorganisationen und der Feuerwehr (wir berichteten). Die HiOrgs werfen der Feuerwehr vor, ihre eigenen Rettungsmittel bevorzugt einzusetzen. Ein Bericht des Norddeutschen Rundfunks goss kürzlich Öl ins Feuer. Teile der dort dargestellten Informationen könnten auf einer Pflichtverletzung des ASB beruhen, wie aus einer Kleinen Anfrage an den Hamburger Senat hervorgeht.
In der Leitstelle des Arbeiter-Samariter-Bundes ging am 21.06.2017 ein Notruf ein – eine Patientin mit schwerer Atemnot. Daraufhin alarmierte der ASB-Disponent einen RTW der ASB-Rettungswache Hamburg-Niendorf und informierte die Rettungsleitstelle der Feuerwehr über den Einsatz, beschreibt der Bericht des NDR.
Hintergrund: In Hamburg existieren neben der Rettungsleitstelle der Feuerwehr zwei weitere Leitstellen. Das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Malteser Hilfsdienst betreiben gemeinsam die Zentrale für Krankenbeförderung und Notfallservice; der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) betreibt gemeinsam mit der Firma Gemeinnützige Ambulanz und Rettungsdienst GmbH eine weitere eigene Leitstelle.
Die Aufgabe des Krankentransports ist in einem öffentlich-rechtlichen Vertrag mit den Hilfsorganisationen geregelt. Über diesen Vertrag erfolgt auch eine Einbindung in die Notfallrettung.
Laut der Reporter bestellte plötzlich die Leitstelle der Feuerwehr den RTW noch während der Anfahrt ab und ersetzte ihn durch einen RTW der Feuerwehr. Da sich der RTW des ASB aber unmittelbar vor der Einsatzstelle befand, entschlossen sich die Rettungskräfte, ohne Sonderrechte das Ziel anzusteuern.
Fünf Minuten später traf laut NDR auch das Fahrzeug der Feuerwehr ein. In dem Beitrag wird darauf hingewiesen, dass die Minuten bei einer lebensbedrohlichen Situation entscheidend sein können. Der NDR-Beitrag schlug in Hamburg hohe Wellen, und die Feuerwehr geriet in die Kritik.
Die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Wieland Schinnenburg und Carl-Edgar Jarchow (FDP) vom 01.08.17 scheint jetzt Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Demnach habe der ASB in der beschriebenen Situation die Rettungsleitstelle der Feuerwehr erst mit 7 Minuten Verzug über den Notruf informiert. In Unwissenheit darüber, dass sich der RTW des ASB bereits längst auf der Anfahrt befindet, habe der Disponent der Feuerwehr dann den örtlich näher stationierten RTW der Feuerwehr zum Einsatzort alarmiert.
Rettungsleitstelle: Rechts-Tipps für Disponenten
alle juristischen Stolpersteine, die Leitstellen-Mitarbeiter kennen sollten.
• Zusammenarbeit mit der Polizei,
• Zusammenarbeit mit Jugend- und Sozialamt,
• Zusammenarbeit mit Gesundheits- und Ordnungsamt,
• Weisungsbefugnis,
• Verantwortung gegenüber Rettungskräften vor Ort,
• Verweis an den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst (KV-Arzt).
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Nach den Regelungen des öffentlich-rechtlichen Vertrages hätte der Disponent des ASB, nachdem er die Notfallsituation erkannt hatte, den Anruf unverzüglich an die Rettungsleitstelle Hamburg weiterleiteten müssen.
(24.08.2017; Symbolfoto: M. Rüffer)
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Es geht einzig um Einfluss/Macht und Geld. Das Problem ist schon seit Dekaden wiederholt Thema. Alle wollen ein Stück vom Kuchen. Es wird gern das Wohl der Patienten angeführt, die Amtsleitung und Geschäftsführer interessiert nur der Teil im ersten Satz. Hilsfristen werden nicht gesetzlich fixiert, sind also nur bedingt in der Argumentation nutzbar. Jeder sucht sich im jetzigen System seine Lücke. Das geht bis zur ersten Klage die den Verantwortlichen real zu nahe kommt. Dann (erst) wird der Senat das Thema hoffentlich zukunstsfähig und rechtssicher angehen.
Die Situation in Hamburg im Rettungsdienst und in der Krankenbeförderung bietet eine Menge Erstaunliches und Unglaubliches. Nicht-Hamburger schütteln immer wieder ungläubig den Kopf, wenn man davon erzählt.
Jobinteressierten sei dringend angeraten, sich vor Bewerbungen in Hamurg schlau zumachen, was einen wirklich erwartet.
Aber die Stadt ist schön!!!
In Sachen Rettungsdienst und Hilfsfristen bringt der ganze “Leitstellen-Förderalismus”, wie er in vielen Städten und Kreisen zu Lasten der Bürger gelebt wird, nichts.
Es kann nur eine Leitstelle (Zuständigkeit) für den Bürger und die darunter organisierten Organisationen geben.
Vielleicht sollte man sich hier am größten kommunalen Rettungsdienst der Bundesrepublik ein Beispiel nehmen.
Ich bin immer wieder erstaunt, und dies bei der steigenden Intelligenz und verbesserter Technik, dass auf dem Gebiet noch immer ein Streit besteht.Diesen Kommentar schreibe ich als alter Hase auf dem Gebiet, denn ich war 45 Jahre im Rettungsdienst tätig in München, Frankfurt, Gießen und Landrettung sowie auch Luftrettung. Die schlimmsten, welche hier keine Einsicht zeigen, sind “mit Verlaub” die Führungskräfte der BF- Feuerwehren. Ich hatte in meiner Dienstzeit öfters das Problem und
bezeichnete diese Personen als
” Leute die die Intelligenz gepachtet haben, aber weit gefehlt!” Ich darf mit Verlaub behaupten, dass das Cliquee der Feuerwehrleute noch immer besteht: Hitzebeständig,Trinkfest und wasserfest. Die Feuerwehr hat genügend andere Aufgaben in Ihrem Aufgabenkatalog verankert, diese mögen sie richtig erfüllen, von der Med. Rettung sollen sie die Finger weg lassen, denn was hier schon alles passiert ist könnte ich ein Buch schreiben. An diesem Punkt darf ich ggf.an die Sendung “Auf Streife die Spezialisten” in SAT 1 verweisen, denn in dieser Sendung, die sehe ich mir ab und an nur wegen der Kritik an,verhalten die sich ja wie bessere Ersthelfer und nicht wie Profis. BF Köln.Ich bin selbst Ausbilder im Rettungsdienst!
Im Falle Hamburg muß eine Zentrale Integrierte Leitstelle unter Federführung der Freien Hansestadt Hamburg aber besetzt mit ALLEN im Rettungsdienst und Krankentransport tätigen Mitarbeitern. So könnte es halt mal vorkommen dass die Feuerwehr auch mal einen Krtrsp durchführen müßte, aber das ist ja unter Ihrer Würde. Die HIORG sollen sich alle zusammenschließen und eine gemeinsame Verwaltung aufbauen. Es werden noch weitere Kommentare von mir folgen.
@Meyer, Roland: War der Kaffee nur zu heiß, oder war es ein anderes Getränk, das dich zu deinem Kommentar hinreißen ließ? 😉
Bin zwar nicht im RD in Hamburg direkt tätig. Kenne aber die Situation dort gut.
Schon seit 30+ jahren gibt es diese Probleme. So passiert es schon genauso lange, das wenn kein RTW der Bf im zuständigen Wachbezirk zur Verfügung steht, lieber ein RTW aus einem anderen Bezirk alarmiert wird mit entsprechenden Anfahrtzeiten z.B: 10 Minuten, obwohl ein RTW der Hiorg, entsprechend ausgestattet und besetzt in 2 Minuten vor Ort sein könnte. Eine Leitstelle für alles wäre die Lösung. Würde Kosten sparen. Da die BF HH mittlerweile in 1/3
der Fääle die Hilfsfristen nicht haltenn kann im RD und auch nicht mehr in allen Stadtteilen optimal den Brandschutz gewährleisten kann, wäre schon deshalbe ein stärkere Einbindung der Hiorg und Privaten sofern sie die Vorgaben erfüllen in die Notfallrettung als bisher
angezeigt.
@Meyer Roland und Jörn,
ich finde die Einwände von Roland gar nicht mal so verkehrt zumindest was im letzten Absatz steht scheint mir das ei n guter Vorschlag zu sein.