Künstliche Intelligenz in der Notfallversorgung

(Bild: (Symbol) Markus Brändli)Sankt Augustin (idw) – Im Forschungsprojekt „Leitsystem zur Optimierung der Therapie traumatisierter Patienten bei der Erstbehandlung“ (LOTTE) hat das Fraunhofer IAIS sechs Musterszenarien für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Behandlung von Schwerverletzten entwickelt. Beteiligt waren mehrere Partnereinrichtungen aus dem Gesundheitswesen und den Rechtswissenschaften.

Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Projekt stellt die datengetriebene Entscheidungsunterstützung in den Mittelpunkt.

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Die Versorgung schwerverletzter Patienten ist sehr komplex und erfolgt unter hohem Zeitdruck. KI möchte das Behandlungsteam sowohl im Rettungsdienst als auch in der Klinik künftig unter anderem mittels Datenanalyse bei ihren Entscheidungen unterstützen.

Schon in der Frühphase der Patientenversorgung spielen Daten eine entscheidende Rolle: Informationen zum Hergang des Unfalls, Vitaldaten, Vorerkrankungen und Vormedikation, Bildgebungsdaten sowie Messgrößen medizintechnischer Geräte. Mit Methoden des maschinellen Lernens können aus diesen Datenmengen Erkenntnisse gewonnen werden, die dem Schockraum-Team mittels Wissensintegration wertvolle Hinweise geben können.

Um das Potenzial von KI in der Notfallversorgung bestmöglich zu ergründen, setzte das Fraunhofer IAIS im Rahmen des LOTTE-Projekts auf die Zusammenarbeit mit interdisziplinären Fachleuten. Unter der Leitung des Lehrstuhls für Management und Innovation im Gesundheitswesen sowie des Lehrstuhls für Unfallchirurgie und Orthopädie der Universität Witten/Herdecke wirkten am Projekt Experten des Instituts für Rechtsinformatik an der Leibniz Universität Hannover mit. Gemeinsam hat das Team insgesamt 49 mögliche Einsatzszenarien für Digitalisierung und den Einsatz von KI identifiziert. Davon wurden sechs Szenarien mit besonders hohem bzw. relevanten Einsatzpotenzial priorisiert und im Detail analysiert.

Die theoretisch entwickelten Lösungen setzen mit einer „Intelligenten Alarmierungskette“ direkt am Unfallort an. Hier wandelt die Technologie den Informationsfluss zwischen Rettungsteam vor Ort, Leitstelle und den Fachkräften im Krankenhaus automatisch in Datensätze. So wird der Informationsverlust von der Erstversorgung bis hin zur Einlieferung und der Behandlung im Schockraum auf ein Minimum reduziert. Die erhobenen Daten liefern frühzeitig Erkenntnisse für den Behandlungsprozess.

Eine lückenlose Überlieferung lebenswichtiger Informationen ist auch Ziel der „Semiautomatischen Sprachdokumentation“. Die Übergabe durch das einliefernde Rettungsteam, die bislang in der Regel mündlich erfolgt und nicht immer in strukturierter, standardisierter Form geschieht, kann künftig durch ein KI-gestütztes Sprachsystem mit Mikrofonen im Schockraum digital aufgezeichnet und automatisch in ein strukturiertes Text-Protokoll umgewandelt werden. Sowohl für die interne Qualitätssicherung als auch für den Export in eine Registerdatenbank dient das Protokoll einer detaillierten, aber auch zeitsparenden Nachhaltung der relevanten Informationen.

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