Notfallmedikamente: Pro und Contra Schmerzfreiheit

Bremen (rd_de) – Medizinisch stellt sich bei vielen Notfalleinsätzen oft die Frage, ob jeder Patient möglichst vollständig schmerzfrei sein soll. Mitunter ist eine gewisse Linderung der Schmerzen eventuell zielführender.

Die Antwort ergibt sich aus dem akuten Geschehen. Bei Brustschmerzen cardialer Ursache beispielsweise ist eine Schmerzfreiheit anzustreben. Dieses Ziel lässt sich simpel mit dem „Circulus vitiosus“ (Teufelskreis) des Thoraxschmerzes erklären: Der Schmerz verursacht eine sympatho-adrenerge Reaktion; Stresshormone werden ausgeschüttet. In der Folge regen diese Hormone – vor allem das im Nebennierenmark gebildete Adrenalin – die Herztätigkeit an. Gerade beim Infarktgeschehen ist dies unbedingt zu vermeiden. Die resultierende Mehrarbeit des Herzens führt zu einer Ausdehnung des infarzierten Areals.

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Beim Trauma ist eine Schmerzfreiheit ebenfalls anzustreben. Gerade aus Extremitätentraumen resultierende Schmerzen werden bei bodengebundenen Transporten durch Erschütterungen verstärkt. Eine Senkung des Schmerzes bis zur Erträglichkeit hin ist daher tolerabel.

Bei der Behandlung des abdominellen Schmerzes prallen dann aber verschiedene Philosophien aufeinander. Vorwiegend ältere Ärzte lehnen eine völlige Schmerzfreiheit bei Bauchschmerzen ab. Ort und Typ des Schmerzes kann Hinweise auf die Ursache geben. Diese Ärzte präferieren deshalb eine Linderung bis zur Erträglichkeit des Schmerzes. Sie argumentieren nicht zu Unrecht, dass das Problem damit früher erkannt werden könne, als es Blut- und Urinwerte oder bildgebende Verfahren ermöglichen. Kritiker halten ihnen entgegen, dass heute ausreichend sensible Diagnoseverfahren zur Verfügung stehen, sodass eine völlige Schmerzfreiheit auch dieser Patienten anzustreben ist.

Beim Bauchtrauma hingegen, mit Verdacht auf Blutung im Bauchraum, wird von einer großzügigen Schmerzbekämpfung möglichst abgesehen. Die aus dem Schmerz resultierende „Bauchpresse“ kann dem Patienten lebenswichtige Minuten verschaffen, bis die Blutung chirurgisch versorgt ist.

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(Text: Stefan Friedberg ist dipl. Rettungssanitäter HF und Dozent im Rettungsdienst. Er arbeitet überwiegend als Ausbilder an einer schweizerischen Berufsfachschule und ist darüber hinaus für verschiedene medizinische Leistungserbringer in Bern und Fribourg tätig; 25.07.2018; Symbolfoto: Markus Brändli) [5337]

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Restschmerzen bei unklarem Abdomen für eine bessere Diagnostik ? ? ?

    Zitat: “Sie argumentieren nicht zu Unrecht, dass das Problem damit früher erkannt werden könne, als es Blut- und Urinwerte oder bildgebende Verfahren ermöglichen.”

    Nein! Sie argumentieren dies zu Unrecht!
    Die Ansicht der “guten Restschmerzen” ist seit gut 20 Jahren als überholt anzusehen.

    Heute lassen sich viele Beschwerden durch moderne Bildgebung und Laborergebnisse klar Ihren Ursachen zuordnen.

    Restschmerzen machen viele Untersuchungen nicht immer leichter sondern schwerer.

    Die Verfahren der körperlichen Untersuchung sind von Untersucher zu Untersucher in Ihrer Qualität sehr verschieden und die Qualität der Schmerzen von Patient zu Patient viel zu unterschiedlich.

    Die Aussagekraft dieser Untersuchungen darf in Punkto Sensitivität und Spezifität kritisch gesehen werden.

    Weiterhin möchte ich anmerken das der Patient die Schmerzen und wie sich diese geäußert haben mit einsetzen der Analgesie nicht sofort vergisst.

    Auch das Rettungsteam gibt dem Krankenhauspersonal eine Übergabe und kann Angaben dazu machen wie sich die Beschwerden vor der Analgesie dargestellt haben.

    Eine ausführliche Anamnese und Untersuchung besteht aus weit mehr als den Schmerzqualitäten.

    Im Jahr 2018 gibt es (bis auf die im Text genannten Ausnahmen) ein Recht auf bestmögliche Schmerzkontrolle und niemand sollte ernsthaft so einen Unsinn verbreiten.

    Liebe Grüße

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