Bremen (rd_de) – Wer in Deutschland an einer Lungenentzündung (Pneumonie) erkrankt, wird das in den meisten Fällen Bakterien zu verdanken haben. Virusinfektionen kommen als Auslöser ebenfalls infrage und stehen in der Häufigkeit noch weit vor pilzbedingten Infekten.
Es gibt verschiedene Einteilungen der Erkrankungsgruppe „Lungenentzündung“. Zum Beispiel:
• Entstehungsort: ambulant oder im Krankenhaus erworben (nosokomial),
• Verlauf: typisch oder atypisch,
• Erwerbsform: primärer oder sekundär, also als Folge einer anderen Erkrankung wie zum Beispiel im Rahmen einer Beatmung, Aspiration oder dekompensierten Herzinsuffizienz.
Eine Lungenentzündung kann völlig gesunde Menschen treffen. Viel häufiger erkranken jedoch Personen mit Risikofaktoren wie COPD, Bettlägerigkeit, Raucher, HIV oder ältere Menschen.
Die Beschwerden der Patienten beginnen häufig relativ akut. Husten, Auswurf und Fieber bis hin zur Atemnot sind charakteristisch. Bei der körperlichen Untersuchung können oft typische Auskultationsbefunde erhoben werden. Hierzu zählt vor allem das einseitige Entfaltungsknistern.
Es können aber auch richtiggehend grobblasige Rasselgeräusche zu hören sein. Manchmal macht dies die Unterscheidung zu einem Lungenödem nach rein auskultatorischen Gesichtspunkten unmöglich. Dann müssen differentialdiagnostisch weitere Aspekte herangezogen werden.
Gerade abwehrgeschwächte Patienten können relativ schnell in eine Sepsis geraten. Sie geht mit einer an sich deutlich höheren Letalität einher.
Für die Einschätzung der Prognose eines Patienten mit Lungenentzündung gibt es verschiedene Scores. In Deutschland hat sich in erster Linie der so genannte CRB-65 durchgesetzt. Hier fließen vier Risikofaktoren ein:
• Confusion (Verwirrung),
• Respiratory rate (Atemfrequenz) > 30/min,
• Blutdruck systolisch unter 90 mmHg oder diastolisch und 60 mmHg,
• Alter > 65 Jahre.
Bereits ein Punkt erhöht die Sterblichkeit auf zirka 13 Prozent. Ab drei Punkten wird sogar von einer Letalität über 30 Prozent ausgegangen.
Gibt es Hinweise für eine Sepsis – also Tachykardie, Tachypnoe, Hypotonie, hohes Fieber oder „Untertemperatur“, neu aufgetretene Verwirrtheit oder Vigilanzstörung –, ist ein schnelles Handeln gefordert. Neben Flüssigkeitsgabe sind fiebersenkende Maßnahmen wie Wadenwickel und Novalgin- sowie Paracetamol-Gabe wichtig. Zudem ist ein möglichst schneller Beginn einer intravenös anti-biotischen Therapie erforderlich.
Nicht selten ist bei einer schweren Lungenentzündung mit Zeichen einer deutlichen Sauerstoffunterversorgung eine intensivmedizinische Behandlung – möglicherweise sogar einer präklinische Intubation – erforderlich. Die rasche und richtige Behandlung hat einen entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf.
(Text: Dr. Philipp Prause, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Chirotherapie; Symbolfoto: Markus Brändli; 22.11.2016)
Welche Maßnahmen der Rettungsdienst ergreifen muss, sollte er Patienten mit Verdacht auf eine Sepsis antreffen, erfahren Sie in unserem eDossier “Sepsis: Symptome einer Blutvergiftung”, das Sie hier herunterladen können.