Rettungsassistenten begehen Suizid

Bautzen (rd.de) – Die Kollegen sind erschüttert: Zwei Rettungsassistenten in Bautzen haben im Verlauf von zwei Wochen Suizid begangen. Nun steht der Verdacht im Raum, dass die prekären Arbeitsbedingungen im Rettungsdienst die Mitarbeiter in den Tod getrieben haben.

Schlechte Bezahlung, Überstunden, mangelhafte Ausstattung; die Ehen zerrüttet, die Rettungsassistenten verzweifelt. Der schockierende Bericht der Sächsischen Zeitung, lässt gar keinen Zweifel daran aufkommen, dass die miesen Arbeitsbedingungen mit dem Tod der zwei Rettungsassistenten in Verbindung stehen. Während sich ein Mitarbeiter des ASB über Pfingsten erschoss, wählte ein Rettungsassistent des DRK einen Giftcocktail, um seinem Leben ein Ende zu bereiten.

Anzeige

Die Mitarbeiter berichten der Zeitung anonym über erhebliche Missstände in Krankentransport und Rettungsdienst sowie über Kollegen, die den Stress mit Tabletten und Alkohol wegspülen wollen. Das DRK hat eine hohe Arbeitsbelastung eingeräumt. Es sei keine Seltenheit, dass mehr als 48 Wochenstunden gearbeitet werden muss. Der ASB will jetzt den Druck auf die Krankenkassen erhöhen, um mehr Geld für Personal und Ausrüstung zu erhalten.

Denken Sie darüber nach, sich das Leben zu nehmen? Die Telefonseelsorge bietet Hilfe in Lebenskrisen und ist Tag und Nacht anonym unter 0800/1 11 01 11 oder 0800/1 11 02 22 erreichbar.

(01.07.2011)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ja, das ist leider der Alltag !! Sicher, kann ein jeder sagen “die haben sich doch den Job selber ausgesucht und müssten wissen, was für eine Belastung auf jeden dabei zukommt”, aber leider gibt es in diesem Beruf den Faktor X !
    Dieser Faktor X ist der Arbeitgeber! Ich rede da aus Eigenerfahrung. Arbeite ich doch nun auch schon mehr als ein Jahrzehnt im Rettungsdienst und haben mehrere Arbeitgeber dabei erleben dürfen. Seien es die Privaten oder die städtischen Arbeitgeber. Die tun sich alle gleich ! Nirgendwo ist Geld mehr vorhanden, aus eben diesem Grund wird immer öfter das Personal als Goldesel benutzt um eine Gewinnmaximierung durchzuführen. Sei es, das examiniertes, qualifiziertes Personal als Hilfskräfte eingestellt werden, sei es , das die Arbeitszeitverordnung nicht eingehalten wird.
    Der leidtragende ist der Mitarbeiter und seine Familie.
    Die Bevölkerung erhebt zwar den Anspruch, da wir zu jeder Tag- und Nachtzeit für sie da sind und wann immer sie uns benötigen, wir auch kommen, aber es hat sich noch niemand wirklich Gedanken über die Menschen gemacht, die das alles realisieren.Nämlich uns! Wir kommen, egal ob es stürmt, schneit, es Mistgabeln regnet oder 38°C im Schatten ist. Ob es Tag oder Nacht ist und ob es gerade Weihnachten, Sylvester, Familienfeier oder Ostern ist. Dazu verdienen wir leider nur einen Hungerlohn !!

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. Herr Runge, ich muss Ihnen voll zustimmen.
    Und ich muss anfügen, dass die Arbeitsbedingungen in Sachsen zur Zeit besonders schlecht sind.
    Es ist einfach nur noch grausam, wie die Mitarbeiter behandelt und bezahlt werden.
    Es DARF und KANN so nicht weitergehen…

    Auf diesen Kommentar antworten
  3. Wir werden inzwischen behandelt wie Leibeigene und die gesamten Ausschreibungen werden auf unseren Rücken ausgetragen. Tariflohn gibt es bereits 15 Jahre nicht mehr ganz zu schweigen vom gleichen Lohn wie in West.

    Auf diesen Kommentar antworten
  4. Ach so noch eins dazu in Bezug zu den Fachzeitschriften wie Rettungsdienst.
    Ihr habt einen großen Einfluss und etwas Macht, schreibt aber immer nur über die heile Welt der Retter und Produkte und Fahrzeuge die eh keiner hat !
    Also auf zu neuen Zielen ihr könnt helfen falls ihr wollt !

    Auf diesen Kommentar antworten
  5. Wahre Worte…

    Darüber könnten die Medien ja mal berichten. Aber die zeigen ja lieber wie schwer es doch so ein toller Notarzt im Berufsalltag hat.

    Tzja. traurige Wahrheit. Der Rettungsassistent hat in Deutschland keine Lobby!

    Auf diesen Kommentar antworten
  6. Ich stimme euch zu, aber meiner Meinung nach hätte des hauptamtliche RD Personal schon Mitte der 80iger Jahre einen Generalstreik durchführen müssen, jetzt haben wir 2011 und wenn durch entsprechende Maßnahmen seitens des Personal weiter nichts passiert, wird ALLES so bleiben wie es ist. Es liegt aschlicht und einfach an jedem Einzelnen und an dem Zusammenhalt. Solange sich das PErsonal der Hilfsorganisationen weiter gegeneinandere Ausspielen läßt und die Parteiabzeichen verteidigt, werden sich die Chefetagen dieser Wohlfahrtskonzerne die Hände reiben und auch weiterhin die “Freiwilligen” als Druckmittel benutzen. Also Leute, auf zu neuen Ufern. In anderen Länder funktioniert es doch auch, aber da spielen halt ASB, DRK, MHD und JUH keine Rolle im RD und KTP. Ihr werdet sehen, wenn dieses Problem gelöst ist, dann geht es auch mit Qualität und Verdienst aufwärts.

    Auf diesen Kommentar antworten
  7. Also ich bin froh, dass ich da raus bin! Ich war auch mal mit Herzblut bei den HiOrgs, aber wenn jetzt ein Werber (Drücker) vor der Tür steht, höre ich mir seine Lügen an und jage ihn dann mit Schimpf und Schande vom Hof!

    Auf diesen Kommentar antworten
  8. Die Bezahlung und der Druck der Arbeitgeber hat hier einen großen Anteil an den Reaktionen des Personals im RD.

    1780,00 Euro Brutto bei über 200 Stunden Arbeitsstunden im Monat, kein Urlaubs -und Weihnachtsgeld.Eingekürzte Zeitzuschläge und die unterschiedliche Vergütung innerhalb der einzelnen Wachen.

    Die vor der Umstellung auf den Dumping-DHV-Tarifvertrag(jetzt medsonet)beschäftigten Kollegen gehen teils mit 200-400 Euro Netto mehr nach Hause,als ein Mitarbeiter der nach dieser Umstellung eingestellt wurde.

    Daß ist nicht gerade motivierend-dann stellt sich die Frage für diese Kollegen”Warum am Ende vielleicht noch mehr arbeiten,wie die Anderen und weniger Geld verdienen?”.

    Hier fängt doch schon der Unmut,durch die gewollte Zweiklassengesellschaft im RD an.

    Kannn nur hoffen und wünsche es mir auch,das bald ein Fachkräftemangel im RD beginnt.Damit endlich auch mal ein Umdenken bei den Kassen,Hilfsorganisationen und der Politik beginnt.

    Auch sollten sich die jungen Leute die den”Traumberuf”im Rettungsdienst erlernen und ausüben wollen,sich vorher mal erkundigen auf was für ein Abenteuer sie sich da einlassen-“Viel Spaß für wenig Geld-aber große Verantwortung in den Händen”.

    Auf diesen Kommentar antworten
  9. mein sehr herzliches beileid den hinterbliebenen ! hoffentlich können sie uns nachsehen, dass wir sofort auf die eigenen wirklich schlechten arbeitsumstände im RD ausblicken, ohne ein wort der anteilnahme…

    Auf diesen Kommentar antworten
  10. …habe 20 Jahre im RD beim DRK gearbeitet!!!!! Rückblickend muß ich feststellen: Die Arbeit im RD unter den aktuellen Bedingungen ist- unabhängig vom Leistungserbringer- staatlich sanktionierte Sklavenarbeit unter Schirmherrschaft der Kassen und Arbeitgeber !!! Es interessiert niemanden unter welchen Bedingungen im RD gearbeitet wird- die Hauptsache ist, dass die Kassen sparen können und die Damen und Herren in den jeweiligen Vorstanden ordentlich kassieren können. Man reibt sich immer erst dann verwundert die Augen, wenn der RD mit Negativschlagzeilen zur Kenntnis genommen werden muß- allerdings ist es dann schon zu spat!! Dieses System ist amoralisch und gehört in die Tonne samt denen, die es weiter fördern!!!

    Auf diesen Kommentar antworten
  11. Ich habe mir überlegt eine Interessengemeinschaft Rettungsdienstmitarbeiter ins Leben zu rufen und anders wie andere Organisationen(dessen Namen ich hier nicht nennen will und in denen sogar Personalchefs von RD Organisationen sitzen und angeblich Interessen von RD-Mitarbeitern vertreten wollen) die Interessen (Vernünftige, gerechte Löhne , gemessen am Berufsbild) der Rettungsdienstmitarbeiter (RH, RS, RA)gemeinsam unter zu Hilfenahme von Aktionen durchzusetzen.
    Die HP werde ich in Kürze veröffentlichen !
    Ich freue mich auf rege Teilnahme von Euch! Nur zusammen können wir hier was erreichen!

    Auf diesen Kommentar antworten
  12. ich bin dabei, keine frage ! angemessene arbeitszeiten, gerechte entlohnung, förderung der mitarbeiter u.v.m. müssen wir als einige unserer interessen wohl endlich selbst vertreten ! länger abzuwarten, dass politik oder gar arbeitgeber unsere interessen vertreten hat bisher mehrheitlich zu nichts positivem geführt, im gegenteil. also ist es höchste zeit, mit EINER stimme zu sprechen & gemeinsam stark zu werden, zu sein & zu bleiben ! danke für dein engagement ! c

    Auf diesen Kommentar antworten
  13. Super Sache. Hatte ich für die Betroffenen Rettungsdienstler bereits in anderen Foren vorgeschlagen. Schön, wenn es dann auch einer versucht aufzubauen. Obwohl ich ein Ehrenamtler bin, begrüße ich solche Aktivitäten im Rahmen einer Interessengemeinschaft. Gute Arbeitsbedingungen sollten schließlich für jeden vorhanden sein.

    Vielleicht ist es jedoch Sinnvoll, diese IG über die Sozialen Netzwerke laufen zu lassen. Hier ist der Zulauf größer und es gibt bessere und schnellere Möglichkeiten Info’s auszutauschen.

    Auf diesen Kommentar antworten
  14. Der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst e.V. übermittelte der Redaktion eine Stellungnahme zu den Arbeitsbedindungen von Rettungsassistenten, als Reaktion auf die Meldungen zum Freitod von zwei Rettungsdienstmitarbeitern in Bautzen.


    Nachdem die Meldung zum Freitod zweier Kollegen erneut viele Diskussionen
    um die Arbeitsbedingungen im Rettungsdienst ausgelöst hat, bezieht der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst e.V. (DBRD) hierzu Stellung.

    Der DBRD ist angesichts der Meldung, dass sich zwei Kollegen selbst das Leben genommen haben, bestürzt. Die Gründe, welche zu dieser Entscheidung der Kollegen führten, sind uns nicht bekannt. Da jedoch insbesondere die Arbeitsbedingungen, unter denen die Kollegen ihre Arbeit im Rettungsdienst versahen, von einigen ihrer Arbeitskollegen als Gründe für ihren Freitod gesehen werden, können und wollen wir als berufsständische Vertretung der Rettungsassistenten und Rettungssanitäter nicht die Augen vor solchen Vorwürfen verschließen.

    Es ist dem DBRD bekannt, dass in den Rettungsdiensten teils schwierige Arbeitsbedingungen herrschen und oftmals lediglich noch der Anspruch an die eigene Professionalität des Rettungsfachpersonals einen ebenso professionellen und mit den gegebenen Mitteln effektiven Rettungsdienst ermöglicht. Die Themen „Arbeitsunzufriedenheit“ und „Burnout“ erfahren auch im Rettungsdienst zunehmend Beachtung, weshalb heute viele Missstände deutlich werden, auch wenn diese vielleicht schon viele Jahre existent waren. Zunehmender gesundheitspolitischer Druck geht auch am Rettungsdienst nicht spurlos vorbei. Finanzielle Zwänge bekommen die Mitarbeiter im Rettungsdienst oft unmittelbar zu spüren. Vielerorts wird allerdings gerade dem hauptamtlichen Rettungsfachpersonal leider auch nicht der Respekt entgegengebracht, welcher ihm gebührt.

    Nach wie vor ein Problem ist der mangelnde Organisationsgrad des Rettungsfachpersonals, auch wenn diesbezüglich unseren Beobachtungen zufolge ein Umdenken stattgefunden hat. Zwar kann sich der DBRD über einen stetigen Mitgliederzuwachs freuen, in einigen Regionen Deutschlands jedoch konnten wir das Rettungsfachpersonal bislang nicht in dem von uns gewünschten Umfang erreichen.

    Gerade aus diesen Regionen jedoch kommt ein Großteil der Kritik an den Arbeitsbedingungen. Auch wenn wir als Berufsverband keinen Einfluss auf die Tarifpolitik haben, so haben wir doch Einfluss auf viele Rahmenbedingungen, die das Rettungsfachpersonal in seiner täglichen Arbeit betreffen. Durch unsere aktive Mitgliedschaft in vielen relevanten Gremien ist es uns möglich, uns nachhaltig für verbesserte Arbeitsbedingungen einzusetzen. Zu bedenken geben wir allerdings, dass sich Veränderungen oft nicht von heute auf morgen herbeiführen lassen und dabei viele Interessen bedacht werden müssen. Auch ist der personelle und zeitliche Aufwand nicht unerheblich, weshalb wir als Berufsverband stark auf die aktive Mitarbeit unserer Mitglieder angewiesen sind. Diese sind es letztlich auch, die von ihrem eigenen Engagement profitieren.

    Der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst e.V. möchte auch an alle Arbeitgeber appellieren, sich für ihre Mitarbeiter im Rettungsdienst einzusetzen und ihnen die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu ermöglichen, denn nur motivierte, gesunde sowie gut aus- und fortgebildete Rettungsassistenten und Rettungssanitäter können professionelle Arbeit leisten und den Rettungsdienst in der Öffentlichkeit als das repräsentieren, was er ist – ein wichtiger und unverzichtbarer Teil der Daseinsvorsorge auf hohem Niveau.

    Auf diesen Kommentar antworten
  15. Schön schön. Da wird jetzt wieder geredet und geredet. Ändern wird sich nichts.
    Es ist nunmal in dem Job so. Wie in jedem anderen. Wer fragt Polizisten, Taxifahrer, Kellner?
    Die gehen genauso lange, und auch länger, arbeiten. Für noch weniger Geld. Und die werden von der Kundschaft/den Klienten noch behandelt wie Leibeigene.
    Überall das gleiche Bild.

    Auf diesen Kommentar antworten

Pingbacks

  1. Kein Ausweg | rettungsdienstblog

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert