Rettungsfachkraft in der Ausbildung: Rund 10 Prozent entwickeln Depression
Oxford (idw) – Die Konfrontation mit Extremsituationen kann bei Rettungsfachkräften in der Ausbildung zu posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und Depressionen führen. Eine Studie zeigt, dass nicht die Situation an sich das Problem sein muss. Häufig führen auch eigene Denkmuster zu den Beeinträchtigungen.
Geleitet wurde die Studie von der Psychologin Anke Ehlers, Universität Oxford (England). Ausgangspunkt der Studie war die Feststellung, dass zwar jede Rettungsfachkraft mit traumatischen Situationen in seinem Berufsalltag konfrontiert wird, aber nicht jeder daran erkrankt. Ziel der Studie war er herauszufinden, ob Risikofaktoren existieren, die dazu führen, dass Rettungsfachkräfte PTBS oder Depressionen entwickeln.
Gefahr von psychischen Erkrankungen bei Rettungsfachkräften
Dazu untersuchte das Forscherteam 386 Rettungsfachkräfte während ihrer Ausbildung. Zu Beginn der Ausbildung beantworteten sie Fragen zu möglichen Risikofaktoren. Darunter Fragen zu früheren psychischen Störungen, traumatischen Situationen und zum Umgang mit belastenden Erfahrungen.
In den folgenden zwei Jahren wurde mit Fragebögen und Interviews alle vier Monate erfasst, welche belastenden Ereignisse die Befragten erlebt hatten und wie sie darauf reagierten. So konnte festgestellt werden, wer im Laufe der zwei Jahre Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung oder Depression entwickelte.
Am Ende der Studie machten die Befragten Angaben zu verschiedenen Aspekten ihres Wohlbefindens. Dazu zählten Anzeichen für Burnout, Zahl der Arbeitsfehltage, Angaben zu Schlaflosigkeit und Lebensqualität.
Ergebnisse der Studie
Im Laufe der zwei Jahre entwickelten 32 Befragte (8,6 Prozent) eine posttraumatische Belastungsstörung und 41 Befragte (10,6 Prozent) eine Depression. Weiter identifizierten die Forscher eine Reihe von Faktoren, die es wahrscheinlich machen, dass der Auszubildende eine posttraumatische Belastungsstörung oder Depression entwickelt.
Personen, die häufig über belastende Situationen grübelten, waren besonders anfällig dafür, eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Dabei kam es nicht auf die Zahl der traumatischen Ereignisse vor und während der Ausbildung an. Für die Vorhersage von Depressionen war der Grad an Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeit, mit Belastungen fertig zu werden, besonders bedeutsam.
Fazit: Es sind also weniger die belastenden Ereignisse an sich, die eine psychische Störung vorhersagen, sondern mehr die eigenen Denkmuster und der individuelle Umgang mit diesen Erfahrungen.
Psychologische Begleitung in der Rettungsfachkraft-Ausbildung
Die Forscher wollen deswegen in einem zweiten Schritt der Frage nachgehen, ob gefährdete Personen während ihrer Ausbildung besonders unterstützt werden können, um dadurch das Risiko von psychischen Erkrankungen zu senken. Da sich die Extremsituationen im Beruf der Rettungsfachkräfte nicht vermeiden lassen, stehe dabei die Erhöhung der eigenen Widerstandskraft gegen Extrembelastungen im Fokus.
(12.07.2016; Symbolfoto: M. Brändli)
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Rettungsdienst
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