Rückblick: Elbeflut vor zehn Jahren
Bremen (thw/drk) – Kilometerlange Reihen aus Sandsäcken, Häuser, die bis zum ersten Stock im Wasser stehen, Pumpen im Dauerbetrieb, Felder, die zu Seen geworden sind und Boote, die dort fahren, wo normalerweise Straßen sind – all das sind Erinnerungen an eine der größten Flutkatastrophen, die Deutschland je erlebt hat. In diesem Sommer jährt sich die Elbeflut von 2002 zum zehnten Mal.
Mit orkanartigen Windböen in Berlin begann die Katastrophe, Anfang August hieß es dann Land unter in Bayern und Baden-Württemberg. Binnen kurzer Zeit traten die Flüsse über die Ufer, Straßen und Gebäude in Ufernähe standen schnell komplett unter Wasser. Während sich die Lage in Süddeutschland wieder normalisierte und die Pegelstände zurückgingen, schwappte die Flutwelle auf der Elbe und ihren Nebenflüssen weiter Richtung Sachsen. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht absehbar, dass dies für das THW der bis dato größte Einsatz in der Geschichte werden würde.
Die Helfer vieler Hilfsorganisationen verstärkten Deiche, Anwohner verbarrikadierten ihre Häuser. Als die Flut Sachsen erreichte, waren viele Menschen trotz aller Vorwarnungen von den Wassermassen überrascht und saßen in ihren Wohnungen fest. Einsatzkräfte retteten sie mit Baumaschinen, Booten und Amphibienfahrzeugen. Die Wassermassen gefährdeten jedoch nicht nur Menschen und ihre Häuser. Krankenhäuser mussten geräumt, historische Bauten drohten zerstört zu werden.
Zu den bekanntesten Beispielen gehörten die Semperoper, die Frauenkirche und die Staatskanzlei in Dresden. Das THW pumpte in und um die historischen Gebäude Wasser ab. Durch einen Sandsackring rund um die Frauenkirche gelang es, dass der Pegel innerhalb des Rings einen Meter niedriger stand. In der Staatskanzlei wurden Bodenplatten, die durch das Grundwasser nach oben gedrückt wurden, mit Stützen am Boden gehalten.
Das DRK war damals mit 12.000 Helfern vom Sanitäts- und Betreuungsdienst sowie der Wasserwacht im Einsatz. Zehn Notunterkünfte wurden eingerichtet. Das Jahrhunderthochwasser löste eine Welle der Solidarität aus. Über 140 Millionen Euro wurden dem DRK gespendet. Das Geld wurde an Flutopfer verteilt, die damit Häuser reparieren und Mobiliar neu beschaffen konnten.
Das große Aufräumen
Als die Wassermassen zurückgingen, waren Straßen von Schlamm bedeckt, Schutt und Trümmer mussten mit schwerem Gerät weggeräumt und ausgelaufenes Heizöl aufgenommen werden. Zudem wurden teilweise ganze Infrastrukturen zerstört. Um diese wiederherzustellen, errichtete das THW zahlreiche Behelfsbrücken. Im Norden hatte die Flut zudem Wasser verunreinigt, weswegen Trinkwasseraufbereitungsanlagen zum Einsatz kamen.
Rund 24.000 Helfer des THW aus 662 Ortsverbänden und 582 Hauptamtliche waren insgesamt sechs Wochen lang im Einsatz. In dieser Zeit pumpte das THW mehr als 2,5 Millionen Liter Wasser pro Minute, verbaute zusammen mit anderen Einsatzkräften rund 33 Millionen Sandsäcke und evakuierte gemeinsam mit weiten Hilfsorganisationen mehr als 100.000 Menschen. Darüber hinaus mobilisierte das THW 600 Lkw und 150 Tieflader. Insgesamt befanden sich 3000 Fahrzeuge sowie 250 Pontons und 300 Boote des THW im Einsatz.
Nach der Flut entwickelte das Technische Hilfswerk ein spezielles Hochwasserbekämpfungsprogramm, das sich auch international bewährt hat. So kam die nach 2002 entwickelten Schmutzwasserpumpen mit einer Förderleistung von 5000 bzw. 15.000 Liter pro Minute beispielsweise nach dem Hurrikan “Kathrina” 2005 in New Orleans (USA) zum Einsatz. Und auch beim Großeinsatz in Polen 2010 bewährten sich die High Capacity Pumping-Module (HCP): Dort pumpten THW-Kräfte von Mitte Mai bis Anfang Juli 2010 insgesamt rund 1,5 Milliarden Liter Wasser aus Wohngebieten, Industrieanlagen und Straßen.
(Foto: THW)
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