Wie künstliche Intelligenz Rettungsleitstellen helfen könnte
(Bild: ILS-LU/Integrierte Leitstelle Ludwigshafen)Kaiserslautern (DFKI) – In Zukunft soll künstliche Intelligenz (KI) helfen, die Informationsflut in Leitstellen besser zu beherrschen. Ein Konsortium aus Forschungs-, Anwendungs- und Entwicklungspartnern möchte hierfür eine Plattform entwickeln. Geleitet wird das Projekt vom Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI).
Leitstellen arbeiten heute überwiegend isoliert und haben kaum Zugriff auf Daten untereinander. Es gibt derzeit keine systematische Vernetzung der Informationen. Problematisch wird das zum Beispiel in Fällen, die Landesgrenzen überschreiten.
Prof. Dr. Ralph Bergmann, Projektleiter und Leiter des Themenfelds Erfahrungsbasierte Lernende Systeme an der Außenstelle des DFKI an der Universität Trier: „Mit KI-basierten Lösungen auf Basis einer umfassenden Daten- und Wissensgrundlage lässt sich die Effizienz von Leitstellen signifikant steigern und letztlich Zeit gewinnen. So können die Gesundheit der Bevölkerung besser geschützt und Bedrohungen der kritischen Infrastruktur und systemischer Logistik-, Industrie- und Wirtschaftsbereiche früher erkannt und abgemildert werden. Mit SPELL möchten wir die relevanten Informationen aus bisher verteilten Quellen zusammenführen, sodass sie mit entsprechenden Anwendungen analysiert und aufbereitet werden können. Am Ende soll eine nachhaltige hybride Plattform geschaffen werden, auf der auch andere Anbieter neue KI-Dienste entwickeln und anbieten können.“
SPELL steht für „Semantische Plattform zur intelligenten Entscheidungs- und Einsatzunterstützung in Leitstellen und beim Lagemanagement“. Die Grundlage bilden demnach semantische Technologien, welche Sinngehalt und Zusammenhänge der Daten verstehen, ihnen eine Bedeutung geben und sie so für intelligente Verknüpfungen verwendbar machen.
Wird beispielsweise ein verunglücktes Fahrzeug gemeldet, ist dies zunächst nur eine vage Information. Ergänzt man dies mit dem Kontext, dass es sich dabei um einen Gefahrguttransport handelt und der Unfallort in einem Wasserschutzgebiet liegt, wird die Information deutlich aussagekräftiger und kann gezielter weiterverarbeitet werden.
Einige Informationen können auch genutzt werden, um den weiteren Verlauf von Krisen zu simulieren. Hier setzt das Projektteam auf die Expertise und die bewährten Systeme der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DFKI-Themenfelds Kognitive Sozialsimulation an der Universität Trier.
Ein weiteres Problem aus der Praxis, das die Forscherinnen und Forscher angehen möchten, ist die Aufarbeitung von Erfahrungen aus vergangenen Einsätzen. Oft werden diese nicht genutzt. Dabei können die Informationen daraus wertvoll für die akute Einsatzplanung in vergleichbaren Situationen sowie für die Entwicklung von Krisenplänen sein. Hier sollen Technologien des Fallbasierten Schließens (Case-Based-Reasoning – CBR) angewandt werden.
Gestartet ist das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Projekt im Juni 2021 und soll drei Jahre dauern. Die Fördersumme liegt bei knapp zwölf Millionen Euro.
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