Wiederbelebung trotz Corona nicht vernachlässigen

(Bild: Markus Brändli)Nürnberg (ots) – Mediziner rufen dazu auf, in Corona-Zeiten die Erste Hilfe bei Herzstillständen nicht zu vernachlässigen: „Das Infektionsrisiko bei reiner Herzdruckmassage und einem masketragenden Helfer ist nicht höher als sonst auch“, macht Professor Dr. Götz Geldner, Präsident des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA), anlässlich der „Woche der Wiederbelebung“ vom 14. bis zum 21. September 2020 deutlich.

Ein Tuch oder Kleidungsstück, das über das Gesicht des Patienten gelegt wird, kann zusätzlichen Schutz vor Aerosol-Bildung bieten: „Das menschliche Gehirn kann bei einem Herzkreislaufstillstand höchstens fünf Minuten überleben, wobei mit jeder Minute die Wahrscheinlichkeit steigt, im Nachhinein schwer behindert zu sein oder zu versterben.“ Deshalb sei es so wichtig, sagt Geldner, sich trotz des Corona-Virus um Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand zu kümmern und sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen.

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In der „Woche der Wiederbelebung“ rufen der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) und die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) dazu auf, die Herzdruckmassage zu lernen und zu üben. Um es für den Unerfahrenen möglichst einfach zu halten, muss er sich dabei nur die drei Stichworte “prüfen, rufen, drücken” merken: Beobachtet jemand einen Menschen, der in sich zusammensackt, soll er prüfen, ob der Betroffene auf Ansprache reagiert. Ist dies nicht der Fall, erfolgt der Notruf über die Nummer 112. Danach solle sich der Ersthelfer seitlich neben den Patienten knien, die Hände verschränkt auf dem Brustkorb aufsetzen und das Brustbein 100-mal pro Minute 5 – 6 cm zum Boden drücken. Auf diese Weise wird ein künstlicher Kreislauf erzeugt, der unter den gegebenen Umständen ausreicht, dass ausreichend Blut und Sauerstoff ins Gehirn fließen.

„Die Mund-zu-Mund-Beatmung bei den Patienten ist auch vor der Corona-Pandemie für Laien nicht zwingend empfohlen worden“, erklärt Professor Geldner weiter. Weil sich rund 60 Prozent der Herz-Kreislauf-Stillstände zu Hause ereignen, könne man bei Angehörigen wahrscheinlich auch in der Corona-Zeit die Mund-zu-Mund-Beatmung anwenden.

Nur bei rund 40 Prozent der Herzstillstände in Deutschland führen Ersthelfer die lebensrettenden Handgriffe aus. Zum Vergleich: In den Niederlanden und in skandinavischen Ländern liegt diese Quote bei mehr als 60 Prozent.

Professor Geldner appelliert an die Bevölkerung: „Auch in Corona-Zeiten ist es wichtig, die Laienreanimation voranzutreiben. Durch Verbesserung der Reanimationsergebnisse wurden bis dato mehr Leben gerettet, als durch die Behandlung der Pandemie in Deutschland.“

Die „Woche der Wiederbelebung“ wird seit 2013 alljährlich im Spätsommer ausgerufen. Wegen der Corona-Pandemie werden sich in diesem Jahr voraussichtlich weniger Institutionen an der Aktion beteiligen.

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