Lebensgefahr bei der Ruptur eines Aortenaneurysmas
Bremen (rd_de) – Das Bauchaortenaneurysma führt in der Regel nicht zu einer spezifischen Symptomatik. Symptome entstehen erst bei Kompression benachbarter Strukturen wie Wirbelkörper oder Nerven. Rücken- oder Flankenschmerzen und diffuse Beschwerden im Mittelbauch können auf ein Aortenaneurysma hinweisen, sind aber nicht typisch für diese Erkrankung. Die Beschwerden werden oftmals fehlegedeutet.
Die Erweiterung des Blutgefäßes kann in allen Körperregionen auftreten, beispielsweise in Hirn- und Beckenarterien. Am häufigsten betrifft es aber die Bauchschlagader. Der Durchmesser der abdominellen Aorta ist abhängig von Alter, Geschlecht sowie von der Körpergröße. Er nimmt mit Alter und Körpergröße zu; weiterhin haben Männer einen größeren Aorten-Durchmesser als Frauen.
Quelle: Bilderzwerg/fotolia.com
Die häufigste Ursache für die Entstehung eines Aneurysmas ist eine degenerative Veränderung des Bindegewebes in der mittleren und äußeren Schicht der Arterienwand. Das Gefüge der Kollagenfasern lockert sich, weiterhin nehmen die elastischen Rückstellkräfte ab. Die Folge ist die Bildung eines Aneurysmas. Seltenere Ursachen sind erbliche Bindegewebserkrankungen wie das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom. Der wichtigste kardiovaskuläre Risikofaktor für die Entstehung und die Progression eines Aortenaneurysmas ist Rauchen. Auch ein erhöhter Blutdruck beschleunigt das Wachstum eines Aortenaneurysmas.
Ruptur eines Aneurysmas
Die Hauptgefahr besteht darin, dass ein Aneurysma plötzlich platzt und es zur inneren Verblutung kommt. Sie führt in der Regel zu einem plötzlich einsetzenden, heftigen Rücken- oder Flankenschmerz. Durch den Blutverlust in das Retroperitoneum tritt ein Schock ein mit Hypotonie, Tachykardie und eventuell Bewusstseinsverlust.
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Unter Umständen kann es durch die Füllung des Retroperitoneums zur Tamponade der Blutung kommen. Dadurch kann sich der Patient zwischenzeitlich stabilisieren. Platzt das Aneurysma allerdings ungedeckt in die Bauchhöhle, ist durch die extrem starke Blutung ein Tod durch Verblutung die Folge. Andere Risiken bestehen beispielsweise in der Bildung von Blutgerinnsel im Aneurysma, die zu akuten Gefäßverschlüssen in den Beinen führen können.
Mitunter ist dem Patienten ein Aneurysma bekannt und kann dies beim Anamnesegespräch angeben. Kleinere Aneurysmen sollten in regelmäßigen Abständen mit Ultraschall überwacht werden – es gibt auch einen Aneurysma-Screeningpass. Insofern sollte daran gedacht werden, den Patienten bzw. dessen Angehörige danach zu fragen.
Je größer ein Bauchaortenaneurysma ist, desto höher ist die Rupturgefahr:
< 5 cm: 2 bis 4 Prozent,
> 5 cm: 25 Prozent,
> 7 cm: 75 Prozent.
Ab einer Größe von mehr als 5 cm sollte das Aneurysma operativ behandelt werden, wodurch sich die Sterblichkeit um etwa 45 Prozent senken lässt.
Diagnose eines Bauchaortenaneurysmas
Die Diagnostik bei Verdacht auf ein Bauchaortenaneurysma umfasst unter anderem die Abtastung des Abdomens. Möglicherweise ist hier ein pulsierender Tumor festzustellen. Gedeckt rupturierte Aneurysmen sind durch eine dauerhaft schmerzhafte, pulsierende Resistenz im Abdomen und/oder Schmerzausstrahlung in den Rücken und Flankenbereich gekennzeichnet. Die Patienten berichten vielfach von einem plötzlichen Beginn. Die Kreislaufparameter sind mitunter nicht beeinträchtigt. Die freie Ruptur des Aneurysmas wird durch das akute Abdomen mit plötzlich einsetzenden Schmerzen mit rapidem Kreislaufabfall gekennzeichnet.
Zwei mögliche Verfahren stehen in der Klinik für Aortenaneurysmen zur Auswahl: Eine offene Operation mittels eines Bauchschnitts und Einführen einer Kunststoffprothese. Oder die Einführung eines Stents, der über die Leistenarterien in die Aorta vorgeschoben und erst dort aufgespannt und verankert wird. Dieser Eingriff dauert wesentlich kürzer als die offene Operation und ist weitaus schonender, allerdings nicht bei jedem Patienten möglich.
(Text: Dr. Ingo Blank, Chirurg und Notarzt; Grafiken: Fotolia.com; 07.12.2018)[2596]
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Vom Unterzeichnenden wurde 1990 die Bundesarbeitsgemeinschaft MarfanHilfe aufgebaut; gut 2000 Patienentenfälle wurden seither bearbeitet. Fast alle Fälle von Marfan-Syndrom waren zu spät diagnostiziert oder wurden -selbst von Sportärzten- übersehen. Wichtig ist, daß die heute vernachlässigte frühere “Blickdiagnose“ (groß, schlank, schlacksig, Gesichsform, Fingerüberstreckbarkeit) als Verdachtsdiagnose ausreicht und dann sofort zu einem spezialisierten Zentrum verwiesen wird. Nicht auf Labordiagnostik watren – die ohnehin dafür nichts bringt. Nur dadurch können überraschende Todesfälle (Aortenruptur) vermieden werden.
Claus Schroeter, Hamm claus.schroeter@email.de